14. Evangelische Landessynode - Evangelische Landeskirche in ...
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<strong>14.</strong> <strong>Evangelische</strong> <strong>Landessynode</strong> 3. Sitzung 4. Juli 2008<br />
(Kirchenrat Peter)<br />
fremdend, andererseits aber zugleich herausfordernd und<br />
unumgänglich.<br />
Wir wünschen uns, dass dieses Projekt, der nun h<strong>in</strong>ter<br />
uns liegende Kongress und die verschiedenen Dokumentationen,<br />
die bewusst den Titel des Projekts tragen,<br />
neben e<strong>in</strong>er notwendigen Provokation und Herausforderung<br />
dazu dienen, Ermutigung und Zuversicht auszubreiten,<br />
wie wir sie selbst, alle Projektteilnehmenden, von<br />
Anfang an im Projekt erlebt haben. Besonders die beiden<br />
Buchreihen sollen über unsere ersten Erfahrungen h<strong>in</strong>aus<br />
Ideen und Anregungen bekannt machen, die das Wachstum<br />
der Kirche Jesu Christi aus unterschiedlichsten Perspektiven<br />
bedenken, bezeugen und dazu ermutigen, eigene<br />
Erfahrungen mit der selbst wachsenden Saat zu<br />
machen, vergleiche Markus 4, 26-29.<br />
Nicht erst die Überlegungen und Vorbereitungen zum<br />
Kongress, doch diese im Besonderen, dazu andere Erfahrungen<br />
und Untersuchungen der letzten Jahre, z. B. Milieu-<br />
und Kirchenmitgliedschaftsstudien oder die Vorstudie<br />
„Wie f<strong>in</strong>den erwachsene Menschen zum Glauben“, und<br />
vor allem ganz aktuell die Rückmeldungen zum Kongress<br />
zeigen, dass wir nicht zu sehr e<strong>in</strong>er bestimmten missionarischen<br />
Methode oder e<strong>in</strong>em Geme<strong>in</strong>deaufbaukonzept <strong>in</strong><br />
irgende<strong>in</strong>er Richtung vertrauen, sondern geme<strong>in</strong>sam und<br />
methodisch vielfältig e<strong>in</strong>e Haltungsveränderung <strong>in</strong> unserer<br />
Kirche angehen müssen. Dazu gehört notwendig e<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong>tegrativer Stil, der auch verschiedene Frömmigkeitsrichtungen<br />
<strong>in</strong>nerhalb der Kirche näher zusammenführt, der<br />
nicht vom Ausschluss und der Abwertung, sondern von<br />
gegenseitiger Anerkennung und aufgeschlossener Wahrnehmung<br />
lebt.<br />
E<strong>in</strong> Mitarbeiter der Kongressvorbereitungsgruppe äußerte<br />
sich nach dem Kongress folgendermaßen: „Am<br />
Anfang dachte ich, wir haben wenig geme<strong>in</strong>samen Boden.<br />
Ob wir da etwas Gutes h<strong>in</strong>bekommen werden? Aber das<br />
geme<strong>in</strong>same Ziel und der Weg dorth<strong>in</strong> hat uns gezeigt: Da<br />
ist weit mehr geme<strong>in</strong>samer Grund vorhanden, als wir für<br />
möglich gehalten haben, durch Christus.“<br />
Dieses Zusammenf<strong>in</strong>den ist gerade unter missionarischen<br />
Gesichtspunkten wichtig, denn erstens geht es<br />
darum, wie Kirche und Christen <strong>in</strong> der Gesellschaft wahrgenommen<br />
und mit welchen Werten und Qualitäten sie<br />
identifiziert werden. Zweitens ist unsere Gesellschaft<br />
selbst vielgestaltig, pluralistisch, und die Milieus grenzen<br />
sich teilweise wenig durchlässig vone<strong>in</strong>ander ab. Da<br />
braucht es möglichst viele Schnittstellen, Beziehungen<br />
und Anknüpfungspunkte, dazu den Respekt vor der Andersartigkeit,<br />
die gegenseitige Anerkennung der jeweils<br />
anderen Zugänge sowie Frömmigkeits- und Lebensstile.<br />
Das Projekt und der Kongress Wachsende Kirche weisen<br />
darauf h<strong>in</strong>, dass die zurzeit wichtigsten Fragen <strong>in</strong><br />
unserer Kirche und damit zusammengenommen <strong>in</strong> unserer<br />
Gesellschaft sich auf vier Themenfelder konzentrieren,<br />
die teilweise eng aufe<strong>in</strong>ander bezogen s<strong>in</strong>d bzw. sich<br />
mehrdimensional, im S<strong>in</strong>ne von Querschnittsthemen,<br />
überlappen.<br />
Das erste Hauptthema ist der Gottesdienst. Ich habe<br />
den E<strong>in</strong>druck, dass sich momentan alles, was sich mit<br />
kirchlicher Arbeit verb<strong>in</strong>det, ganz stark auf dieses Thema<br />
verdichtet. Das hat mit gesellschaftlichen Entwicklungen,<br />
dem Zerschießen – das muss man wirklich so ausdrücken<br />
– der Angebote während der Woche und der Kon-<br />
zentration auf den Sonntag zu tun, aber auch mit der<br />
Suche nach Spiritualität. Bis h<strong>in</strong> zur Diakonie kommt eigentlich<br />
alles im Gottesdienst vor; Diakonie dann beim<br />
Opfer und durch Berichte.<br />
Bibel- und Glaubenskurse, die Frage des Glaubenswissens,<br />
die glaubhafte Vermittlung des Glauben-Aneignens,<br />
sche<strong>in</strong>en das zweite ganz wichtige Thema zu se<strong>in</strong>.<br />
Als Querschnittsthemen, die sich darüberziehen: Beteiligung<br />
bzw. Beteiligungskirche sowie die Bedeutung von<br />
Beziehungen.<br />
„Auf Beziehung kommt’s an“ lautet auch das kurze<br />
Resümee der Vorstudie zum Thema „Wie f<strong>in</strong>den erwachsene<br />
Menschen zum Glauben“, die zum Kongress vorgestellt<br />
wurde. Es ist deshalb sehr wichtig, jenseits aller<br />
notwendigen Veränderungen und Methoden vor allem die<br />
<strong>in</strong>dividuellen Beziehungsnetzwerke der Geme<strong>in</strong>deglieder<br />
<strong>in</strong>nerhalb der Kirche, aber auch zu kirchenfernen Menschen<br />
zu begleiten und <strong>in</strong>haltlich zu unterstützen. Durchdachte<br />
und attraktive Qualifizierungsangebote für Ehrenamtliche<br />
s<strong>in</strong>d unserer Ansicht nach dazu die wichtigste<br />
Voraussetzung, neben e<strong>in</strong>er Haltung der Haupt- und Nebenamtlichen,<br />
welche Vertrauen und Hörbereitschaft ausstrahlt.<br />
Beides gilt es zu fördern, um den Boden für das<br />
Wachstum zu bereiten.<br />
„Wachsen gegen den Trend“, das Zitat von Axel Noack,<br />
das ist möglich. Wachstum geschieht <strong>in</strong> aller Regel leise<br />
und unspektakulär. Wer sät, braucht Geduld und Vertrauen.<br />
Das Projekt soll ke<strong>in</strong>e zusätzliche Belastung werden<br />
– das haben wir am Anfang gesagt, und wir hoffen das<br />
auch weiterh<strong>in</strong> für diejenigen, die sich jetzt mit unseren<br />
Dokumentationen und den Ideen ause<strong>in</strong>andersetzen –,<br />
sondern dient der Ermutigung <strong>in</strong> der alltäglichen Arbeit.<br />
Dieses Ziel haben wir uns gesteckt, und diesem Grundton<br />
fühlt sich die Projektleitung nach wie vor verpflichtet. Ich<br />
danke für Ihre Aufmerksamkeit. (lebhafter Beifall)<br />
Präsident<strong>in</strong> Hausd<strong>in</strong>g, Dr. Christel: Wir danken Ihnen,<br />
Herr Kirchenrat Peter, für diesen Bericht und schließen<br />
gleich e<strong>in</strong>en zweiten Teil an, den uns Herr Dr. Heckel<br />
geben wird.<br />
Oberkirchenrat Heckel, Dr. Ulrich: Sehr verehrte Frau<br />
Präsident<strong>in</strong>, liebe Synodale! Der Kongress Wachsende<br />
Kirche war e<strong>in</strong> Höhepunkt. Darum ist er für uns ke<strong>in</strong><br />
Schlusspunkt, sondern e<strong>in</strong> Doppelpunkt. Das Projekt<br />
Wachsende Kirche muss weitergehen.<br />
Doch was heißt wachsen? In der Wirtschaft s<strong>in</strong>d es<br />
natürlich die Absatzzahlen, die E<strong>in</strong>nahmen und Gew<strong>in</strong>ne,<br />
die wachsen müssen. Vom Wachsen spricht auch das<br />
EKD-Impulspapier „Kirche der Freiheit“. Es setzt auf e<strong>in</strong><br />
„Wachsen gegen den Trend“ und nennt als Ziel e<strong>in</strong>e Steigerung<br />
der Zahlen bei Taufen, bei E<strong>in</strong>tritten und beim<br />
Gottesdienstbesuch.<br />
Auch im Neuen Testament ist vom Wachsen die Rede.<br />
In den Gleichnissen Jesu ist das Wachsen e<strong>in</strong> Bild für das<br />
Reich Gottes, das aufgeht und wächst wie e<strong>in</strong> Same,<br />
treibt und Frucht br<strong>in</strong>gt. Das Wachsen ist e<strong>in</strong> Bild für Dynamik,<br />
für Bewegung und Leben.<br />
In der Apostelgeschichte ist es das Wort Gottes, das<br />
wächst und sich ausbreitet, „und die Zahl der Jünger<br />
wurde sehr groß <strong>in</strong> Jerusalem“. In Kor<strong>in</strong>th hat Paulus ge-