14. Evangelische Landessynode - Evangelische Landeskirche in ...
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(Jahn, Siegfried)<br />
<strong>14.</strong> <strong>Evangelische</strong> <strong>Landessynode</strong> 3. Sitzung 4. Juli 2008 127<br />
bekommen nicht mehr <strong>in</strong> dem Maße mit, wo die Lebensmilieus<br />
der Jugendlichen s<strong>in</strong>d, wie wenn sie <strong>in</strong> dem Ort<br />
wohnen, wo sie arbeiten. Das ist e<strong>in</strong> ganz schwieriges<br />
Problem, und da b<strong>in</strong> ich als Pfarrer eigentlich immer wieder<br />
als Vermittler zwischen Schule und Geme<strong>in</strong>de gefordert.<br />
Deshalb ist es unabd<strong>in</strong>gbar, dass die Pfarrer im Religionsunterricht<br />
dr<strong>in</strong>bleiben.<br />
Stellv. Präsident Schubert, Gerhard: Weitere Wortmeldungen<br />
liegen mir nicht vor. Ich frage die Berichterstatter,<br />
ob sie noch e<strong>in</strong>mal das Wort wünschen. Zunächst<br />
für den Ausschuss Ausbildung und Jugend: Das ist nicht<br />
der Fall. Für den F<strong>in</strong>anzausschuss: Das ist auch nicht der<br />
Fall.<br />
Oberkirchenrat Baur, Werner: Herr Präsident, liebe<br />
Synode! E<strong>in</strong>e kurze Feststellung zu der Debatte, die Sie<br />
gerade geführt haben. Für die Beiträge herzlichen Dank.<br />
Unser landeskirchliches Ja zum Professionsmix im Religionsunterricht<br />
hat nichts mit berufsständigen Fragen zu<br />
tun, sondern dieser Professionsmix ist e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>haltlich konzeptionell<br />
zu begründende Unterscheidung zwischen den<br />
unterschiedlichen und zugleich eigenständigen Professionen<br />
für e<strong>in</strong>en sehr speziellen Auftrag, der aber gerade<br />
heute nicht isoliert werden darf, sondern wo wir als Kirche<br />
mitverantwortlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em komplett anderen System s<strong>in</strong>d<br />
und dort e<strong>in</strong>e Verantwortung wahrnehmen, als kirchliche<br />
Vertreter. Damit erzielen wir e<strong>in</strong>e enorme öffentliche Wahrnehmung<br />
und dokumentieren unsere Verantwortung. K<strong>in</strong>der<br />
und Jugendliche brauchen Sie, die Geme<strong>in</strong>depfarrer<br />
und Geme<strong>in</strong>depfarrer<strong>in</strong>nen, als Gegenüber, um Beziehungen<br />
knüpfen zu können zu Menschen, die Rede und<br />
Antwort stehen als offizielle Vertreter von Kirche, die sonst<br />
häufig für viele gar nicht mehr <strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>ung tritt. Wir<br />
brauchen Sie, die Religionspädagog<strong>in</strong>nen und Religionspädagogen,<br />
nicht als Lückenbüßer und nicht als Spielball<br />
anderer Interessen, schon gar nicht zum Objekt gemacht,<br />
sondern als Subjekt, als verlässliches Gegenüber für K<strong>in</strong>der<br />
und Jugendliche, um ihnen Orientierung zu geben <strong>in</strong><br />
diesem wichtigen Feld des Religionsunterrichts; e<strong>in</strong>es<br />
staatlichen Unterrichts, den wir <strong>in</strong>haltlich zu verantworten<br />
haben. Ich b<strong>in</strong> froh und dankbar, dass wir mit dieser Personalstrukturplanung<br />
genau dieses Signal setzen können<br />
und auch zukünftig damit Verlässlichkeit und Planbarkeit<br />
haben. Herzlichen Dank.<br />
Stellv. Präsident Schubert, Gerhard: Wir kommen<br />
dann zum Tagesordnungspunkt 12: Mittelfristige F<strong>in</strong>anzplanung<br />
2008 bis 2012. Ich bitte Herrn Oberkirchenrat<br />
Dr. Kastrup, die Mittelfristige F<strong>in</strong>anzplanung e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen.<br />
Oberkirchenrat Kastrup, Dr. Mart<strong>in</strong>: Sehr geehrter Herr<br />
Präsident, sehr geehrte Synodale!<br />
Fehler werden <strong>in</strong> guten Zeiten gemacht. Warum ist das<br />
so? Natürlich kann man auch <strong>in</strong> schlechten Zeiten Fehler<br />
machen. Aber: In der Regel gibt es <strong>in</strong> solchen Phasen<br />
kaum Handlungsalternativen. Man leistet sich ohneh<strong>in</strong><br />
nur noch das Notwendigste und muss <strong>in</strong> allen Bereichen<br />
den Gürtel enger schnallen. In guten Zeiten besteht Spiel-<br />
raum, und diesen Spielraum gilt es zu nutzen. Dafür gibt<br />
es unterschiedliche Wege:<br />
Der erste Weg wäre, weiter wie bisher, ohne ständig an<br />
Geld denken zu müssen. In der Folge wird Bisheriges mit<br />
mehr Ressourcen erledigt, man spart sich den Aufwand,<br />
neue Impulse zu setzen, und perfektioniert das Gewesene.<br />
Mir fällt dazu e<strong>in</strong> Ausspruch e<strong>in</strong>, der schon verschiedenen<br />
Personen <strong>in</strong> den Mund gelegt wurde: „Tradition<br />
heißt nicht, die Asche warm zu halten, sondern die<br />
Glut anzufachen.“<br />
Der zweite Weg wäre, die Glut mit voller Kraft wirklich<br />
anzufachen, ggf. bis e<strong>in</strong> Flächenbrand entsteht. Wird an<br />
verschiedenen Stellen gezündelt, ohne W<strong>in</strong>drichtung und<br />
-stärke zu beachten, s<strong>in</strong>d zusätzliche Ressourcen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Art Strohfeuer so schnell verbrannt, dass nach kurzer Zeit<br />
nichts mehr übrig ist und man froh se<strong>in</strong> muss, wenn das<br />
Feuer nicht unkontrolliert um sich greift und größere<br />
Schäden verursacht.<br />
Dass sich zwischen diesen beiden ersten Alternativen<br />
noch e<strong>in</strong> schmaler Pfad f<strong>in</strong>den sollte, der sich sicher zwischen<br />
fortführen, konsolidieren und erneuern bewegt,<br />
leuchtet e<strong>in</strong>. So könnte man zunächst die W<strong>in</strong>drichtung<br />
bestimmen und dann an wenigen Stellen gezielt Feuer<br />
legen, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Im Zweifelsfall<br />
lässt sich das Feuer auch schnell wieder austreten,<br />
wenn es <strong>in</strong> die falsche Richtung läuft. Gleichzeitig schont<br />
man wesentliche Teile se<strong>in</strong>er Brennstoffressourcen, um<br />
auch später noch die Flammen schüren zu können.<br />
Die Mittelfristplanung gibt <strong>in</strong> ihrem ersten Teil, der<br />
Langfristperspektive, auch H<strong>in</strong>weise auf die W<strong>in</strong>drichtung.<br />
Insbesondere <strong>in</strong> Anlage I.4 der Mittelfristf<strong>in</strong>anzplanung<br />
sehen Sie, dass der W<strong>in</strong>d nicht nur aus e<strong>in</strong>er Richtung<br />
weht. Vergleichen Sie die aufgezeigten Handlungsfelder<br />
mit Ihrer eigenen Perspektive!<br />
In e<strong>in</strong>er strategischen Planung muss die Entscheidung<br />
fallen, an welchen Stellen die Glut angefacht wird. Die <strong>in</strong><br />
Anlage 17 geplanten Maßnahmen s<strong>in</strong>d neben der Mittelverteilung<br />
auf Arbeitsbereiche des Ordentlichen Haushalts<br />
der wesentliche f<strong>in</strong>anzwirksame Ausfluss dieser<br />
Strategie. Ich will auf die Langfristperspektive der Mittelfristplanung<br />
<strong>in</strong> me<strong>in</strong>er diesjährigen Rede nicht weiter e<strong>in</strong>gehen,<br />
sondern gleich zum zweiten Teil kommen.<br />
Der zweite Teil der Mittelfristplanung beschäftigt sich<br />
damit, <strong>in</strong>wieweit unsere Brennstoffvorräte sowohl bei der<br />
<strong>Landeskirche</strong> als auch <strong>in</strong> den Kirchengeme<strong>in</strong>den und Kirchenbezirken<br />
als auch bei den geme<strong>in</strong>sam verantworteten<br />
Aufgaben <strong>in</strong> den nächsten fünf Jahren, also von<br />
2008 bis 2012, reichen, und wie wir sie e<strong>in</strong>setzen. Mit<br />
dem geme<strong>in</strong>samen Bereich will ich beg<strong>in</strong>nen. Entsprechend<br />
der Gliederung der Mittelfristplanung werde ich wie<br />
<strong>in</strong> den folgenden Abschnitten zunächst auf die Ertragsseite,<br />
dann auf die Aufwendungen und als Drittes auf Rücklagenentwicklung<br />
und Verpflichtungsstruktur e<strong>in</strong>gehen.<br />
Zunächst also II.a Geme<strong>in</strong>samer Bereich, den Sie <strong>in</strong><br />
Ihrer Mittelfristigen F<strong>in</strong>anzplanung ab S. 14 f<strong>in</strong>den: Die<br />
Kirchensteuererträge bef<strong>in</strong>den sich im dritten Jahr e<strong>in</strong>es<br />
sich <strong>in</strong>zwischen abflachenden Aufwärtstrends. Weil wir <strong>in</strong><br />
den vergangenen Jahren mit unseren Schätzungen etwas<br />
niedrig lagen, werden wir trotzdem <strong>in</strong> der Jahresplanung<br />
2009 aller Voraussicht nach unsere Kirchensteuerprognose<br />
gegenüber der Planung von 2008 um fast 40 Mio. � auf<br />
565 Mio. � nach oben nehmen. Durch ihren überproporti-