14. Evangelische Landessynode - Evangelische Landeskirche in ...
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<strong>14.</strong> <strong>Evangelische</strong> <strong>Landessynode</strong> 3. Sitzung 4. Juli 2008<br />
(Gabler, Dorothea)<br />
Doch gerade diese Erkenntnis will uns nun motivieren,<br />
nicht kärglich zu säen und zu gießen. Denn Wachsende<br />
Kirche ist nicht zuerst e<strong>in</strong>e Zielvorgabe für uns als Kirche,<br />
sondern e<strong>in</strong>e Verheißung des Herrn der Kirche. Darauf hat<br />
Professor Hans-Joachim Eckste<strong>in</strong> ganz am Anfang des<br />
Projekts ausdrücklich h<strong>in</strong>gewiesen: „Wachstum ist der<br />
Geme<strong>in</strong>de Jesu Christi verheißen.“<br />
Im Neuen Testament ist oft von Wachstum die Rede.<br />
Ich danke Herrn Oberkirchenrat Professor Dr. Heckel<br />
ganz herzlich auch für die nochmalige Betonung dieser<br />
Perspektiven <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Bericht von heute. Diese auch<br />
biblischen Wachstumsperspektiven zu entdecken und<br />
andere darauf aufmerksam zu machen, das ist das Anliegen<br />
des Projekts, und das war auch das Anliegen des<br />
Kongresses Wachsende Kirche.<br />
Dies spiegelt auch das Kongress-Programm wider:<br />
Ortsgeme<strong>in</strong>den und E<strong>in</strong>richtungen aus Württemberg und<br />
darüber h<strong>in</strong>aus stellten vor, wo sie schon vor Ort Wachsende<br />
Kirche erleben und welche wachstumfördernden<br />
Maßnahmen sie dabei e<strong>in</strong>setzen. Dabei ist uns bewusst,<br />
dass wachstumfördernde Maßnahmen ke<strong>in</strong> Wachstum<br />
garantieren können. Was <strong>in</strong> der e<strong>in</strong>en Geme<strong>in</strong>de gel<strong>in</strong>gt,<br />
kann an e<strong>in</strong>em anderen Ort nicht oder vielleicht nur modifiziert<br />
angemessen se<strong>in</strong>. Darum bleibt vor und nach dem<br />
Kongress die <strong>in</strong>dividuelle Begleitung der Ortsgeme<strong>in</strong>den<br />
e<strong>in</strong> weiterer wesentlicher Faktor des Projekts Wachsende<br />
Kirche. Es ist gut, dass das Projekt Wachsende Kirche<br />
dazu beiträgt, dass Geme<strong>in</strong>den die Angebote der Missionarischen<br />
Dienste, der Abteilung Geme<strong>in</strong>deentwicklung<br />
und Gottesdienst sowie der Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft für Geme<strong>in</strong>deberater<br />
<strong>in</strong> Württemberg wahrnehmen und auch<br />
jetzt durch das Projekt angeregt werden, <strong>in</strong>dividuelle Begleitung<br />
zu suchen.<br />
Im Rahmen des Projektes Wachsende Kirche wird<br />
auch e<strong>in</strong>e wissenschaftliche Studie durchgeführt; darauf<br />
wurde jetzt schon mehrmals verwiesen. Bereits vor dem<br />
Kongress wurde dem Theologischen Ausschuss dieses<br />
Forschungsprojekt „Wie f<strong>in</strong>den Erwachsene zum Glauben?“<br />
von Herrn Pfarrer Dr. He<strong>in</strong>zpeter Hempelmann<br />
vorgestellt. Die Ergebnisse der Vorstudie wurden auf dem<br />
Kongress vorgestellt. Für die von Württemberg <strong>in</strong>itiierte<br />
Hauptstudie haben sich auch andere <strong>Landeskirche</strong>n wie<br />
Mecklenburg, Sachsen, Westfalen und Rhe<strong>in</strong>land <strong>in</strong>teressiert.<br />
Sie werden auch mitarbeiten. In der Anglikanischen<br />
Kirche wurde e<strong>in</strong>e vergleichbare Befragung bereits durchgeführt,<br />
woraufh<strong>in</strong> große Bewegung <strong>in</strong> die Geme<strong>in</strong>den<br />
kam und <strong>in</strong>zwischen <strong>in</strong> über 70 % davon neue Gottesdienstformen<br />
entwickelt wurden.<br />
Pfarrer Dr. Hempelmann machte den Theologischen<br />
Ausschuss auf die Besonderheit dieser Studie aufmerksam:<br />
Sie verortet die evangelische Theologie <strong>in</strong> ihrer<br />
Funktion als handlungsleitende Reflexion evangelischer<br />
Kirche auf Augenhöhe mit der Sozialwissenschaft, speziell<br />
mit der religionssoziologischen Forschung. Die Studie<br />
ist also von Anfang an <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>är angelegt. Darüber<br />
h<strong>in</strong>aus dient die Studie dem Ziel, Veränderungsprozesse<br />
nicht nur zu beschreiben, sondern auch Faktoren, die<br />
solche Prozesse auslösen, bewusst zu fördern.<br />
Als Herausforderung dieses <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären Forschungsprojekts<br />
stellt sich allerd<strong>in</strong>gs die Frage nach der<br />
Vergleichbarkeit von funktionalen Modellen von Religiosität<br />
mit der Wirkung des Evangeliums: Kann e<strong>in</strong>e unter der<br />
Wirkung des Heiligen Geistes erfolgte Veränderung des<br />
Lebens überhaupt unter religionswissenschaftliche Kategorien<br />
der Konversion subsumiert werden? Kann man<br />
Glauben wissenschaftlich erfassen?<br />
Die Studie stellt sich bewusst diesen Herausforderungen,<br />
mit dem Ziel, das Wachstum der Kirche <strong>in</strong> ihrer<br />
Gestalt als Volkskirche zu fördern. Es geht darum, dass<br />
Menschen ihres eigenen Glaubens gewiss werden und<br />
darüber reden lernen. Ihre Sprachfähigkeit <strong>in</strong> Glaubensfragen<br />
im Dialog mit e<strong>in</strong>er Gesellschaft, <strong>in</strong> der das Suchen<br />
nach Religiosität und S<strong>in</strong>n überall zu beobachten ist, soll<br />
gefördert werden. Die Studie will so mithelfen, dass <strong>in</strong><br />
unserer Volkskirche spirituelle Räume wieder neu entdeckt<br />
und geschaffen werden, <strong>in</strong> denen Menschen zum<br />
Glauben kommen und im Glauben wachsen.<br />
Das Forschungsprojekt arbeitet damit im wissenschaftlichen<br />
Kontext den Zielen des Projekts Wachsende Kirche<br />
zu. E<strong>in</strong>e ganz wichtige Aufgabe ist es darum nun, geeignete<br />
Wege zu suchen, wie die Ergebnisse der Studie <strong>in</strong>nerhalb<br />
der kirchlichen Öffentlichkeit, aber auch im akademischen<br />
Kontext kommuniziert werden können. E<strong>in</strong><br />
wesentlicher Impuls, der zu dem Projekt Wachsende Kirche<br />
geführt hat, war nämlich der Antrag Nr. 17/04 des<br />
Theologischen Ausschusses der 13. <strong>Landessynode</strong>: „Der<br />
Oberkirchenrat wird gebeten zu prüfen, wie die Anliegen<br />
des Projektes Wachsende Kirche <strong>in</strong> die Ausbildung der<br />
Pfarrer und Pfarrer<strong>in</strong>nen aufgenommen werden können.“<br />
Die Fragestellungen e<strong>in</strong>er Wachsenden Kirche <strong>in</strong> die erste<br />
und zweite Ausbildungsphase der Pfarrer<strong>in</strong>nen und Pfarrer<br />
zu implementieren, daran gilt es nun weiterzuarbeiten.<br />
Damit komme ich zur Auswertung des Kongresses und<br />
zu der Frage, wie das Projekt Wachsende Kirche weiterarbeiten<br />
soll.<br />
Der Theologische Ausschuss hat zunächst am 21. April<br />
eigene Erfahrungen beim Kongress ausgetauscht. In e<strong>in</strong>er<br />
weiteren Sitzung am 30. Mai wurden wir dann über die<br />
ersten Ergebnisse der Auswertung des Kongressteams<br />
<strong>in</strong>formiert. Vier Aspekte möchte ich aus diesen Auswertungen<br />
herausgreifen und persönlich unterstreichen:<br />
Erstens. Der Kongress war e<strong>in</strong> sehr guter Impuls, der<br />
das Zusammenwachsen <strong>in</strong>nerhalb unserer württembergischen<br />
Kirche gefördert hat. Er machte die Kirche als<br />
Ganzes erfahrbar und ermutigte dadurch viele. Er hat<br />
Freude am Glauben geweckt und die Mitarbeitenden mit<br />
neuem Mut und Zuversicht <strong>in</strong> ihre Geme<strong>in</strong>den und E<strong>in</strong>richtungen<br />
entsandt. Der oft geäußerte Wunsch, regelmäßig<br />
solche landeskirchlichen Kongresse anzubieten, bestätigt<br />
dies. Wir leben als Kirche nicht nur von Veröffentlichungen<br />
und Papieren, sondern wir brauchen auch Begegnungsmöglichkeiten,<br />
um Beziehungen zu knüpfen<br />
und zu vertiefen, auch über die Grenzen unserer Ortsgeme<strong>in</strong>den<br />
h<strong>in</strong>aus.<br />
Zweitens. Der Kongress war für die Arbeit der Kirchengeme<strong>in</strong>deräte,<br />
die ja als primäre Zielgruppe genannt worden<br />
waren, e<strong>in</strong> großer Gew<strong>in</strong>n. Besonders die Gremien,<br />
die den Kongress geme<strong>in</strong>sam besucht haben, haben ihn<br />
als wichtigen Schritt ihres geme<strong>in</strong>samen Prozesses, gerade<br />
zu Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er neuen Amtsperiode, erlebt. Das Mite<strong>in</strong>ander<br />
der ehrenamtlichen und der hauptamtlichen<br />
Mitglieder der Geme<strong>in</strong>deleitung vor Ort wurde so gestärkt.