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14. Evangelische Landessynode - Evangelische Landeskirche in ...

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144<br />

(Fritz, Michael)<br />

<strong>14.</strong> <strong>Evangelische</strong> <strong>Landessynode</strong> 3. Sitzung 4. Juli 2008<br />

Ich werde auch nicht e<strong>in</strong>gehen auf den der kirchlichen<br />

Öffentlichkeit nur schwer vermittelbaren Weg, wie die<br />

letzten Entscheidungen zustande gekommen s<strong>in</strong>d. Ich<br />

kam aus dem Urlaub und konnte nicht e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>dehaus<br />

betreten, ohne erst Rechenschaft darüber<br />

abzulegen. Aber ich stelle fest: Wir – Oberkirchenrat und<br />

Synode – haben für jedermann sichtbar das Ziel e<strong>in</strong>es<br />

m<strong>in</strong>destens vierjährigen Prozesses völlig verfehlt. Ich reflektiere<br />

jetzt auf den Gesamtprozess, ich rede nicht Pro<br />

und Contra für e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zelnen Immobilienstandort. Das<br />

möchte ich ausdrücklich betonen.<br />

Von den erwarteten E<strong>in</strong>sparungen im laufenden Haushalt<br />

aus den Immobilienbeschlüssen fehlt durch die jüngsten<br />

Beschlüsse weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Betrag von über 1 Mio. � pro<br />

Jahr. Dabei halte ich mich an die Berechnungen, die dem<br />

F<strong>in</strong>anzausschuss vorgelegt worden s<strong>in</strong>d. Es wundert mich<br />

schon, dass <strong>in</strong>nerhalb von zehn Tagen plötzlich aus e<strong>in</strong>er<br />

Million 530 000 � werden. Das hat nichts mit unternehmerischem<br />

Mut, sondern das hat mit kreativer Buchhaltung<br />

zu tun.<br />

Das, was mich an der ganzen Sache unruhig macht, ist<br />

Folgendes: Der gleiche Oberkirchenrat, der, wenn es um<br />

Investitionen, das heißt um das Ausgeben von Geld geht,<br />

sche<strong>in</strong>bar unternehmerischen Mut beweist, lässt diesen<br />

beim Sparen schmerzlich vermissen. Wir müssen endlich<br />

lernen, dass, wer Neues beg<strong>in</strong>nen will, genauso entschlossen<br />

Altes lassen muss. Wir stellen nüchtern fest:<br />

Ziel verfehlt. Wir wissen seit bald zehn Jahren, dass die<br />

<strong>Landeskirche</strong> bei ihren Tagungsstätten über nennenswerte<br />

Überkapazitäten verfügt, und es ist uns bis heute<br />

nicht gelungen, daran irgendetwas zu ändern. Oberkirchenrat<br />

und Synode geme<strong>in</strong>sam – Ziel verfehlt. Stattdessen<br />

pumpen wir Zigmillionen <strong>in</strong> diese Überkapazitäten,<br />

um dem Investitionsstau Herr zu werden: zehn Millionen<br />

<strong>in</strong> den Bernhäuser Forst, fünf Millionen nach Hohebuch,<br />

zehn Millionen nach Bad Boll. In Urach s<strong>in</strong>d wir auch bald<br />

bei 5 Mio. �. Und <strong>in</strong> Birkach schlummert das nächste<br />

Zehnmillionenloch. 40 bis 50 Mio. � Investitionen <strong>in</strong> völlig<br />

überdimensionierte Tagungskapazitäten!<br />

Wenn wir davon nur 10 Mio. � sparen könnten, was<br />

könnten wir daraus alles machen: Leicht wären 15 Pfarrstellen<br />

auf Dauer f<strong>in</strong>anziert. Im Projekt Diakonie – neu<br />

gedacht, neu gelebt hätten wir nicht 50 Vorschläge, sondern<br />

vielleicht nur 15 ablehnen müssen. Der Zuschuss zur<br />

K<strong>in</strong>dergartenarbeit könnte glatt verdoppelt werden. Wir<br />

s<strong>in</strong>d verhaftet <strong>in</strong> <strong>in</strong>nerkirchlichen Strukturdiskussionen,<br />

und darunter leidet die Arbeit der Kirche nach außen, <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>e Welt, die nichts dr<strong>in</strong>gender braucht, als e<strong>in</strong>e außenorientierte<br />

Kirche.<br />

Wie wollen wir wachsende Kirche se<strong>in</strong>, wenn die Salzsäure<br />

der <strong>in</strong>nerkirchlichen Strukturen uns die Kraft an der<br />

Wurzel raubt? Wie wollen wir lebendige Geme<strong>in</strong>de se<strong>in</strong>,<br />

wenn wir unsere Kraft an tote Ste<strong>in</strong>e verwenden? Wie<br />

wollen wir das Evangelium Christi, der gesagt hat, er habe<br />

nichts, wo er se<strong>in</strong> Haupt h<strong>in</strong>legen kann, wie wollen wir<br />

dieses Evangelium glaubhaft verkündigen, wenn wir unser<br />

Herz an schlecht ausgelastete Gästebetten <strong>in</strong> Bad Boll<br />

und Birkach hängen? Wie wollen wir offene Kirche se<strong>in</strong>,<br />

wenn wir uns h<strong>in</strong>ter asbestbelasteten Mauern verkriechen?<br />

Wie wollen wir Kirche für morgen se<strong>in</strong>, wenn wir<br />

uns nicht entscheiden, uns von den Baulasten der Vergangenheit<br />

zu trennen? Wie wollen wir die dr<strong>in</strong>gend notwendige<br />

Vogelperspektive der Gänsheide e<strong>in</strong>nehmen,<br />

wenn wir uns im stickigen Talkessel kirchlicher Lobbyarbeit<br />

verirrt haben? So kann es nicht weitergehen, das ist<br />

ke<strong>in</strong> verantwortungsvoller Umgang mit Kirchensteuermitteln.<br />

Drittens. Deshalb: Was zeichnet s<strong>in</strong>nvolle Investitionen<br />

aus? Ich habe schon erwähnt, dass Investitionen dann<br />

s<strong>in</strong>nvoll s<strong>in</strong>d, wenn sie nachhaltige Wirkungen, vor allem<br />

<strong>in</strong> der Außenwirkung der Kirche, erzielen. Doch dabei<br />

muss uns e<strong>in</strong>es sehr klar se<strong>in</strong>: Geld alle<strong>in</strong> trägt noch lange<br />

nicht zu e<strong>in</strong>er s<strong>in</strong>nvollen Investition bei. Wir müssen gerade<br />

dort, wo wir Geld <strong>in</strong> die Hand nehmen, sehr genau<br />

nachhalten, ob auch die gewollte Profilierung evangelischen<br />

Handelns <strong>in</strong>haltlich erreicht wird.<br />

a) Wir begrüßen sehr, dass über die Gehaltsanhebung<br />

bei jungen Pfarrer<strong>in</strong>nen und Pfarrern und durch zusätzliche<br />

Investitionen <strong>in</strong> die Substanz der Pfarrhäuser die<br />

Arbeitsverhältnisse der Pfarrerschaft verbessert werden.<br />

Wir erwarten dann aber auch, dass die Pfarrerschaft <strong>in</strong><br />

Verkündigung und Geme<strong>in</strong>dearbeit nicht <strong>in</strong>nerkirchliche<br />

Probleme und lobbygetriebene Me<strong>in</strong>ungen transportiert,<br />

sondern etwas von der Fröhlichkeit des Evangeliums.<br />

b) Wir begrüßen, wenn es gel<strong>in</strong>gt, an den Sem<strong>in</strong>arstandorten<br />

Maulbronn und Blaubeuren e<strong>in</strong> hervorragendes<br />

Bildungsangebot zu sichern. Aber wir erwarten<br />

dann auch, dass Ephorus und Lehrer ihren Bildungsauftrag<br />

im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>ladung zum evangelischen Glauben<br />

verstehen – und das heißt auch, für den Pfarrerberuf<br />

überzeugend werben. In diesem S<strong>in</strong>ne wünsche ich uns<br />

e<strong>in</strong> fruchtbares, ziel- und außenorientiertes R<strong>in</strong>gen um die<br />

f<strong>in</strong>anzielle Zukunft unserer Kirche. (Beifall)<br />

Plümicke, Dr. Mart<strong>in</strong>: Herr Präsident, liebe Synode!<br />

Zunächst e<strong>in</strong>e Vorbemerkung: Zu den Entwicklungen, wie<br />

sie uns Frau Rupp eben dargestellt hat, wird nachher der<br />

Synodale Feneberg für die Offene Kirche noch etwas<br />

sagen. Deswegen werde ich mich jetzt lediglich auf die<br />

Punkte der Mittelfristigen F<strong>in</strong>anzplanung konzentrieren.<br />

Bevor ich auf Details dieser Planung e<strong>in</strong>gehen möchte,<br />

möchte ich zwei generelle Beobachtungen vorwegnehmen.<br />

Zum e<strong>in</strong>en: Aus haushälterischer Sicht ist die Zukunft<br />

der <strong>Landeskirche</strong> gesichert. Durch <strong>in</strong>novative Instrumente,<br />

wie Umstellung auf Kapitaldeckung, wo der<br />

Generationenvertrag nicht mehr trägt, konsequente E<strong>in</strong>führung<br />

von Substanzerhaltungsrücklagen zur Ref<strong>in</strong>anzierung<br />

vom Bau<strong>in</strong>vestitionen und die Auffüllung der Rücklagen,<br />

um Risiken abzufedern, wird uns <strong>in</strong> überzeugender<br />

Weise vorgeschlagen, wie wir dem durchschnittlich leicht<br />

abs<strong>in</strong>kenden Kirchensteueraufkommen <strong>in</strong> den nächsten<br />

Jahren begegnen können.<br />

Ganz anders, wenn wir auf die <strong>in</strong>haltliche Zukunftsperspektive<br />

blicken. Hier werden zwar e<strong>in</strong>ige Punkte genannt,<br />

wir vermissen aber e<strong>in</strong>e klare <strong>in</strong>haltliche Strategie.<br />

Wie soll zum Beispiel den genannten Herausforderungen<br />

fortschreitender Werteverfall, immer weiter ause<strong>in</strong>anderklaffende<br />

Schere zwischen Arm und Reich und e<strong>in</strong>er<br />

immer weiter fortschreitenden Entkirchlichung der Gesellschaft<br />

begegnet werden? Hier erwarten wir vom Oberkirchenrat<br />

klarere Vorschläge für Perspektiven, wie es gehen<br />

soll.<br />

Lassen Sie mich drei <strong>in</strong>haltliche Schwerpunkte nennen,<br />

wie es eventuell se<strong>in</strong> könnte. Christliche Werte <strong>in</strong> unserer

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