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14. Evangelische Landessynode - Evangelische Landeskirche in ...

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<strong>14.</strong> <strong>Evangelische</strong> <strong>Landessynode</strong> 3. Sitzung 4. Juli 2008<br />

(Kirchenrat Rieth)<br />

nicht mehr beh<strong>in</strong>dert. Allerd<strong>in</strong>gs beklagt man, dass dieser<br />

Unterricht ebenso wenig offiziell anerkannt ist wie die<br />

Volksgruppe <strong>in</strong>sgesamt. Die Behörden machen Rücksiedlern<br />

Versprechungen, verzögern aber vielfach Baugenehmigungen,<br />

die Rückgabe von Grundstücken sowie den<br />

Wiederaufbau der zerstörten Infrastruktur.<br />

Dennoch konnte unsere <strong>Landeskirche</strong> mithelfen, dass<br />

nach 400 Jahren der erste Neubau e<strong>in</strong>er Kapelle im Tur<br />

Abd<strong>in</strong> erstellt werden konnte. Die Kapelle wird, me<strong>in</strong>e ich,<br />

jetzt im August offiziell e<strong>in</strong>geweiht.<br />

Irak: Entführung und Mord auf höchster Ebene! Seit<br />

dem Sturz des Saddam-Regimes s<strong>in</strong>d Chaldäer, Assyrer<br />

und armenische Christen Ziele des Terrors radikaler Gruppen<br />

sowie der politischen Zerrissenheit im Irak geworden.<br />

Die im Irak verbliebenen Christen s<strong>in</strong>d von Vertreibung<br />

und Tod bedroht. Zusätzlich zu den erwähnten Gruppen<br />

kommen noch die ganz normalen Krim<strong>in</strong>ellen, die die<br />

unsichere Situation ausnützen. Am 29. Februar 2008<br />

wurde im Anschluss an die heilige Messe der chaldäische<br />

katholische Erzbischof von Mossul verschleppt, se<strong>in</strong>e<br />

drei Begleiter wurden bei dem Überfall ermordet. Im März<br />

wurde berichtet, dass Erzbischof Paulos Faraj Rahho <strong>in</strong><br />

der Nähe von Mossul tot aufgefunden wurde.<br />

Dieser Bedrohung halten die Christen dort nicht mehr<br />

stand. Mehr als 60 000 s<strong>in</strong>d alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> den Nordirak <strong>in</strong> die<br />

autonome Region Kurdistan geflüchtet. Mehr Details f<strong>in</strong>den<br />

Sie <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Bericht, den ich im <strong>Evangelische</strong>n<br />

Geme<strong>in</strong>deblatt für Württemberg geben konnte. Ich möchte<br />

ausdrücklich erwähnen, dass sich unser <strong>Evangelische</strong>s<br />

Geme<strong>in</strong>deblatt vorbildlich <strong>in</strong> der Berichterstattung über<br />

diesen Bereich und die Situation der verfolgten Christen<br />

engagiert und berichtet. Geschätzte 4,7 Millionen Iraker<br />

s<strong>in</strong>d auf der Flucht. Zwei Millionen haben <strong>in</strong> den Nachbarländern,<br />

vor allem <strong>in</strong> Syrien und Jordanien, Zuflucht gesucht.<br />

Ihre Lebensbed<strong>in</strong>gungen verschlechtern sich allerd<strong>in</strong>gs<br />

zusehends, weil Lebensmittel <strong>in</strong> diesen Ländern<br />

knapp werden, weil die Stimmung ihnen gegenüber immer<br />

fe<strong>in</strong>dseliger wird und weil man nicht weiß, <strong>in</strong> welchen<br />

Schulen man sie unterbr<strong>in</strong>gen soll. Die Arbeitslosigkeit<br />

grassiert, viele Flüchtl<strong>in</strong>gsk<strong>in</strong>der besuchen ke<strong>in</strong>e Schule.<br />

Auch das UN-Flüchtl<strong>in</strong>gswerk hat Schwierigkeiten, die<br />

Krise zu bewältigen und genügend Lebensmittel bereitzustellen.<br />

Zusammen mit der <strong>Evangelische</strong>n <strong>Landeskirche</strong> <strong>in</strong><br />

Bayern führt unsere <strong>Landeskirche</strong> e<strong>in</strong> Hilfsprogramm für<br />

die Christen im Nordirak durch. Aktuell bemühen sich die<br />

Europäische Union und die Bundesregierung um Regelungen<br />

für e<strong>in</strong>e Aufnahme, auch die EKD ist hier mit e<strong>in</strong>bezogen.<br />

Wir konnten auf unserer Reise <strong>in</strong> den Nordirak vor gut<br />

vier Wochen mit betroffenen Christ<strong>in</strong>nen und Christen<br />

sprechen, die aus dem Süden <strong>in</strong> den Norden des Landes<br />

geflohen waren. Die Bedrohung dieser Christen ist offensichtlich,<br />

und man kann ihnen nur wünschen, dass sie <strong>in</strong><br />

Kurdistan e<strong>in</strong>e sichere Heimat f<strong>in</strong>den. Die Regierung Kurdistans<br />

heißt die Christen ausdrücklich willkommen und<br />

stellt ihnen Häuser und Infrastruktur zur Verfügung. Mit<br />

e<strong>in</strong>em multiethnischen und multireligiösen Staat kann<br />

Kurdistan se<strong>in</strong>en Anspruch auf Unabhängigkeit so weiter<br />

vorantreiben. Unterstützt wird die Regierung <strong>in</strong> Erbil auch<br />

von US-amerikanischer Seite. Die Württembergische <strong>Landeskirche</strong><br />

f<strong>in</strong>anziert seit e<strong>in</strong>igen Jahren mit eher kle<strong>in</strong>en<br />

Beiträgen Projekte für Christen im Nordirak. Dies soll<br />

auch <strong>in</strong> Zukunft so bleiben, um e<strong>in</strong>en Wegzug der Christen<br />

aus ihrer Heimat zu verh<strong>in</strong>dern. Dennoch s<strong>in</strong>d viele<br />

Christen <strong>in</strong> die Nachbarländer Syrien und Jordanien geflohen.<br />

Auch dort gilt es, zu helfen und zu unterstützen.<br />

Regierungsvertreter und Kirchenführer im Nordirak haben<br />

uns aber immer wieder gebeten, die Menschen vorrangig<br />

im Irak zu unterstützen. Dies sollte bis auf Weiteres auch<br />

für die Württembergische <strong>Landeskirche</strong> gelten. Doch gegenwärtig<br />

kann niemand sagen, wie sich die Situation <strong>in</strong><br />

der Region weiter entwickelt. Wie bekannt, geht es fast<br />

ausschließlich um die Rechte an der Ölförderung auch <strong>in</strong><br />

dieser Region. Zusätzlich s<strong>in</strong>d die angespannte Lage und<br />

die Drohungen des Westens gegenüber Iran e<strong>in</strong> weiterer<br />

Unsicherheitsfaktor.<br />

Angesichts des Vorgetragenen ist deutlich geworden,<br />

wie wichtig es ist, dass wir seit Kurzem auch <strong>in</strong> der <strong>Landeskirche</strong><br />

den 26. Dezember als Gebetstag für verfolgte<br />

Christen begehen. Die Initiative dazu ist ja von der<br />

13. <strong>Landessynode</strong> ausgegangen. Wir werden weiterh<strong>in</strong><br />

die Situation der betroffenen Menschen <strong>in</strong> dieser Region<br />

unserer Welt aufmerksam beobachten, die Betroffenen <strong>in</strong><br />

Solidarität begleiten und sie <strong>in</strong> unser Gebet e<strong>in</strong>schließen.<br />

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und für Ihr Interesse<br />

an der Situation dieser Menschen. (Beifall)<br />

Präsident<strong>in</strong> Hausd<strong>in</strong>g, Dr. Christel: Vielen Dank, Herr<br />

Kirchenrat Rieth, für den Bericht! Wir wollen die Informationen,<br />

die uns betroffen machen, nicht nur hören und zu<br />

Protokoll nehmen, sondern auch zum Anlass nehmen, für<br />

unsere Glaubensgeschwister und ihre Situation Fürbitte<br />

zu tun. Ich bitte Sie, Herr Landesbischof, mit uns zu<br />

beten.<br />

Landesbischof July, Frank O.: Liebe Schwestern und<br />

Brüder, wenn e<strong>in</strong> Glied leidet, so leiden alle anderen mit.<br />

Deswegen hat unsere <strong>Landeskirche</strong> den zweiten Weihnachtsfeiertag<br />

für verfolgte Christen e<strong>in</strong>gerichtet. Ich<br />

möchte <strong>in</strong> diesem Jahr – anders als im letzen Jahr, als ich<br />

frei mit Ihnen beten durfte und beten konnte – die Fürbitten<br />

aus dem Heft aufnehmen und Sie auch daran er<strong>in</strong>nern,<br />

dass wir <strong>in</strong> diesem Jahr auch <strong>in</strong> unseren Geme<strong>in</strong>den<br />

so beten können.<br />

Wir bitten für die Brüder und Schwestern, die wegen<br />

ihres Glaubens benachteiligt und verfolgt werden. Wir<br />

denken <strong>in</strong> besonderer Weise heute an die Schwestern<br />

und Brüder im Irak: Gib ihnen Kraft, damit sie <strong>in</strong> ihrer Bedrängnis<br />

die Hoffnung nicht verlieren. Gott unser Vater,<br />

wir bitten dich: erhöre uns.<br />

Wir bitten auch für die Verfolger: Öffne ihr Herz für das<br />

Leid, das sie anderen antun. Lass sie dich <strong>in</strong> den Opfern<br />

ihres Handelns erkennen. Gott unser Vater, wir bitten<br />

dich: erhöre uns.<br />

Wir bitten für alle, die aus religiösen, politischen oder<br />

rassischen Gründen verfolgt werden: Sieh auf das Unrecht,<br />

das ihnen widerfährt, und schenke ihnen de<strong>in</strong>e<br />

Nähe. Gott unser Vater, wir bitten dich: erhöre uns.<br />

Wir bitten auch für die Kirche: Stärke unseren Glauben<br />

durch das Zeugnis unserer bedrängten Brüder und<br />

Schwestern. Mach uns empf<strong>in</strong>dsam für die Not aller Unterdrückten<br />

und entschieden im E<strong>in</strong>satz gegen jedes Unrecht.<br />

Gott unser Vater, wir bitten dich: erhöre uns.

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