14. Evangelische Landessynode - Evangelische Landeskirche in ...
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<strong>14.</strong> <strong>Evangelische</strong> <strong>Landessynode</strong> 3. Sitzung 4. Juli 2008 115<br />
Stellv. Präsident Schubert, Gerhard: Der Antrag auf<br />
Schluss der Rednerliste ist gestellt. Wird Gegenrede gewünscht?<br />
Das ist nicht der Fall. Wer kann dem Antrag auf<br />
Schluss der Rednerliste zustimmen? Das ist die übergroße<br />
Mehrheit. Damit ist die Rednerliste geschlossen.<br />
Ich bitte auch die restlichen Redner, die Zeit nicht aus<br />
dem Auge zu verlieren.<br />
H<strong>in</strong>derer, Ra<strong>in</strong>er: Herr Präsident, werte Synode! Ich<br />
möchte e<strong>in</strong>en kurzen Blick auf das Stichwort Zukunftsträchtige<br />
Trägerstrukturen richten. Herr Oberkirchenrat<br />
Baur, Sie haben auf Seite 3 des Berichts darauf h<strong>in</strong>gewiesen:<br />
Der Oberkirchenrat setzt auf e<strong>in</strong>e situationsbezogene<br />
Entwicklung von Lösungen. Me<strong>in</strong> Appell an dieser Stelle<br />
ist, bei der Lösungsentwicklung auch tatsächlich vertraute<br />
Pfade zu verlassen und <strong>in</strong>novative Wege zu gehen.<br />
Ich denke dabei, abweichend vom Votum des Synodalen<br />
Kafka, ausdrücklich an die E<strong>in</strong>beziehung von Erfahrungen,<br />
Kompetenzen, Möglichkeiten, aber auch Strukturen der<br />
Diakonie, nicht nur der Kreisdiakonie, sondern auch der<br />
diakonischen E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> freier Trägerschaft. Inhaltlich<br />
wird e<strong>in</strong>e Verzahnung von Leistungen der diakonischen<br />
Jugendhilfe, <strong>in</strong>sbesondere im Bereich der erzieherischen<br />
Hilfen, und von Regelangeboten der K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen<br />
im H<strong>in</strong>blick auf pädagogische Fragestellungen<br />
immer wichtiger und notwendiger. Diese <strong>in</strong>haltlichen<br />
Schnittstellen sollen Ansporn se<strong>in</strong>, auch die<br />
Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für e<strong>in</strong>e strukturelle und organisatorische<br />
Verflechtung zu verbessern und ernsthaft über<br />
bedarfsgerechte kooperative Trägerverbände zwischen<br />
verfasster Kirche und Diakonie nachzudenken.<br />
Böhler, Matthias: Herr Präsident, liebe Synodale! Ich<br />
möchte zunächst sprechen als Betroffener und als junger<br />
Familienvater, der <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Umfeld deutlich spürt, was<br />
es heißt für junge Familien, auf Betreuung von K<strong>in</strong>dern<br />
angewiesen zu se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong> kurzes Beispiel: Freunde von uns<br />
haben ihre Tochter noch vor der Geburt für e<strong>in</strong>en Krippenplatz<br />
angemeldet, sie s<strong>in</strong>d auf Warteplatz 52 gelandet.<br />
Das zeigt, das Verhältnis von Nachfrage und Angebot<br />
geht e<strong>in</strong>fach weit ause<strong>in</strong>ander. Für mich geht es <strong>in</strong> der<br />
Diskussion auch nicht um unterschiedliche Familienbilder,<br />
sondern darum, die Bedürfnisse der Menschen ernst zu<br />
nehmen als Kirche und zu erkennen, dass e<strong>in</strong> Bedarf vorhanden<br />
ist, der uns herausfordert, nah bei den Menschen<br />
zu se<strong>in</strong>, bei den Menschen anzukommen, und den Menschen<br />
Hilfe anzubieten.<br />
Frau Gabler hat heute Morgen von Brücken gesprochen,<br />
die man h<strong>in</strong>baut zu den Menschen. Hier sehe ich <strong>in</strong><br />
der K<strong>in</strong>dergartenarbeit e<strong>in</strong>en großen Beitrag zur Wachsenden<br />
Kirche, dass wir nämlich Brücken bauen zu den<br />
Menschen unserer Zeit.<br />
Ich möchte e<strong>in</strong>e kurze Umformulierung wagen: Der<br />
Tagesordnungspunkt ist überschrieben mit „Sicherung<br />
und Weiterentwicklung“. Ich denke, es müsste heißen:<br />
„Sicherung durch Weiterentwicklung“. Nur wenn wir unsere<br />
Arbeit <strong>in</strong> dem Punkt weiterentwickeln, sichern wir<br />
uns e<strong>in</strong> Standbe<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Betreuung von K<strong>in</strong>dern. Vielen<br />
Dank.<br />
Dannhorn, Dr. Wolfgang: Verehrter Herr Präsident,<br />
liebe Mitsynodale! Ich me<strong>in</strong>e auch, und ich möchte mich<br />
me<strong>in</strong>em Vorredner anschließen, es ist ganz wichtig, dass<br />
wir <strong>in</strong> der Frage der K<strong>in</strong>derbetreuung glaubwürdig bleiben<br />
als Kirche. Glaubwürdigkeit heißt hier vor allem, dass wir<br />
auch die ansprechen, die vielleicht unserem Grundanliegen<br />
nicht immer ganz nahe stehen. Die können wir aber<br />
nur dann ansprechen, wenn wir tatsächlich auf die schon<br />
beschriebenen Bedürfnisse e<strong>in</strong>gehen, nämlich auch e<strong>in</strong>e<br />
K<strong>in</strong>derbetreuung unter drei Jahren anzubieten. Ansonsten<br />
entfernen wir uns immer weiter von Bevölkerungsschichten,<br />
zu denen wir ohneh<strong>in</strong> schwer e<strong>in</strong>en Zugang<br />
f<strong>in</strong>den.<br />
Das Projekt der K<strong>in</strong>derbetreuung ist <strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>ne<br />
auch e<strong>in</strong> Projekt der Wachsenden Kirche. Andererseits,<br />
und es ist auch wichtig, was die Synodale Hett<strong>in</strong>ger gesagt<br />
hat, sollen wir nicht außer Acht lassen, dass neben<br />
den vielen Familien, <strong>in</strong> denen es e<strong>in</strong> ganz massives Interesse<br />
und Bedürfnis gibt, dass K<strong>in</strong>der auch unter drei<br />
Jahren betreut werden, es Familien gibt, die aus anderen<br />
Gründen, nicht aus dr<strong>in</strong>gendem F<strong>in</strong>anzierungsbedürfnis,<br />
sondern eher aus e<strong>in</strong>em Bedürfnis nach e<strong>in</strong>em vielleicht<br />
etwas üppigeren Leben heraus, K<strong>in</strong>der nicht mehr selber<br />
erziehen wollen, sondern zur Erziehung geben werden.<br />
Das ist immer e<strong>in</strong> gewisser Zwiespalt, <strong>in</strong> dem man sich<br />
bef<strong>in</strong>det, und wir sollten diesen sehen.<br />
Bahret, Elisabeth: Verehrte Synode! E<strong>in</strong>es ist klar: Wir<br />
als Kirche wollen mit unserem Engagement <strong>in</strong> der Sicherung<br />
und Weiterentwicklung von K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen<br />
<strong>in</strong> evangelischer Trägerschaft die Erziehung der<br />
K<strong>in</strong>der nicht aus der Familie herausnehmen. Im Gegenteil,<br />
wir wollen Familien stärken, gerade auch <strong>in</strong> ihrem Erziehungsauftrag.<br />
Das müssen wir aber heute tun, <strong>in</strong>dem wir<br />
tatsächlich diese Betreuungsplätze für unter Dreijährige<br />
anbieten. Dieses ist e<strong>in</strong>e wichtige diakonische Aufgabe.<br />
Es kann uns dabei als Kirche aber nicht alle<strong>in</strong> um Betreuung<br />
gehen. Zentral ist für uns doch, dass möglichst viele<br />
K<strong>in</strong>der möglichst früh mit der frohen Botschaft <strong>in</strong> Berührung<br />
kommen. E<strong>in</strong>e alte Haiterbacher<strong>in</strong> sagt dazu: „Was<br />
unten <strong>in</strong> den Sack re<strong>in</strong>kommt, hält am längsten.“ Der<br />
neue Bildungsplan für den Elementarbereich kommt uns<br />
da weit entgegen. Er räumt religiöser Erziehung e<strong>in</strong>en<br />
großen Raum e<strong>in</strong>, und es liegt an uns, diesen Bildungsplan<br />
<strong>in</strong> unseren E<strong>in</strong>richtungen umzusetzen und durch die<br />
Erweiterung unserer E<strong>in</strong>richtungen zu garantieren. Das<br />
heißt, wir müssen entsprechende Angebote machen, <strong>in</strong><br />
Aus- und Fortbildung der Erzieher<strong>in</strong>nen, und ihnen Arbeitsmaterial<br />
zur Verfügung stellen, damit sie religiöse<br />
Erziehung im kirchlichen S<strong>in</strong>ne leisten können.<br />
In den Kirchenbezirken Calw, Nagold und Neuenbürg<br />
wurde bereits beispielhaft solches Material erstellt, <strong>in</strong> Zusammenarbeit<br />
von Schuldekan und Fachberater<strong>in</strong>. Ich<br />
habe auch schon mitbekommen, dass katholische K<strong>in</strong>dergärten<br />
dieses Material angefordert haben. Wir müssen<br />
weiter die enge Vernetzung zwischen Kirchengeme<strong>in</strong>den<br />
und K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen fördern und dies als e<strong>in</strong>e<br />
zentrale Aufgabe unserer Kirche ansehen. Das bedeutet,<br />
die Idee vom Familienhaus oder vom Familienzentrum<br />
weiter mit vere<strong>in</strong>ten Kräften zu verfolgen. Das alte Sprichwort<br />
mag uns leiten: Für die Erziehung e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des<br />
braucht es e<strong>in</strong> ganzes Dorf. Vielen Dank.