14. Evangelische Landessynode - Evangelische Landeskirche in ...

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(Kern, Steffen)
14. Evangelische Landessynode 3. Sitzung 4. Juli 2008
hinter. Oder es werden weitere Kongresse gewünscht:
vierzehn Mal. Auch weitere Vorschläge sind da, die
gründlich zu bedenken sind, wie denn dieses Weitergehen
gestaltet werden kann. In diese Perspektiven reiht
sich der Antrag ein, den ich einbringen möchte. Es ist der
Antrag Nr. 26/08, der Ihnen vorliegt, betreffend Pfarrstelle
zur nachhaltigen Implementierung der Anliegen des Projekts
Wachsende Kirche in unserer Landeskirche. Ich
trage den Antrag vor:
Die Landessynode möge beschließen:
Der Oberkirchenrat wird gebeten, eine Pfarrstelle beim
Amt für missionarische Dienste einzurichten, die die
Grundfragen des Projekts Wachsende Kirche langfristig
weiterentwickelt und Gemeinden berät und begleitet
in den Fragen des missionarischen Gemeindeaufbaus,
der Erneuerung des Gottesdienstes sowie der
Entwicklung und Durchführung von Glaubenskursen
u. a. Diese Themen sollen durch diese/-n Stelleninhaber/-in
außerdem in die Ausbildung der Vikarinnen und
Vikare sowie in die Fortbildung der Pfarrerinnen und
Pfarrer und Diakoninnen und Diakone eingebracht werden.
Begründung: Mit dem Projekt Wachsende Kirche wurden
Fragen, Themen und Handlungsfelder berührt, die für
unsere Landeskirche als Ganze wie für die Gemeinden in
ihrer jeweiligen Individualität von nachhaltiger Relevanz
sind. Um eine nachhaltige und solide Begleitung weiter zu
ermöglichen, braucht es eine Person mit theologischer
Kompetenz, die diese Prozesse gemeindenah reflektiert
und begleitet. Dabei soll – das ist jetzt einfach eine Perspektive
zur Umsetzung, die die Intention der Antragsteller
noch einmal deutlich macht – möglichst keine zusätzliche
Sonderpfarrstelle zulasten einer Gemeindepfarrstelle
geschaffen werden, sondern, wenn möglich, eine Stelle
aus dem Pool der Sonderpfarrstellen umgewidmet werden.
Wie das dann im Einzelnen aussehen kann, werden
die entsprechenden Ausschüsse beraten. Vielen Dank.
(Beifall)
Präsidentin Hausding, Dr. Christel: Eine Zwischenbemerkung
von Herrn Dr. Plümicke.
Plümicke, Dr. Martin: Ich möchte eine Frage zu dem
Antrag stellen. Dan Peter hatte uns auf Seite 8 seines
Berichts fünf Punkte von Themenfeldern benannt. Da war
der vierte Punkt: Gesellschaft verantworten und gestalten.
Das kommt in dem von Ihnen, Herr Kern, eingebrachten
Antrag Nr. 26/08 nicht vor.
Kern, Steffen: Das ist ganz richtig, dass es in diesem
Antrag nicht vorkommt. Er hat eine andere Zielrichtung,
nämlich die im Antragstext beschriebene. Dass natürlich
Wachsende Kirche noch viele weitere Perspektiven hat
und der gesellschaftsdiakonische Aspekt ein ganz wichtiger
ist, der fortzusetzen und zu vertiefen ist, das ist unbestritten.
Das unterstütze ich voll, dies tun wohl auch,
denke ich, die meisten Antragssteller. Nur ist es mit dieser
Stelle hier nicht verbunden. Wir können nicht alle Anliegen
sozusagen auf eine Stelle fokussieren. Das muss
dann an anderer Stelle ebenso kompetent und mit dem
entsprechenden Gewicht weiterbetrieben werden. Da gibt
es sicher auch vorhandene Stellen, an denen das angedockt
werden kann. Alternativ könnte man überlegen, ob
auch hier noch einmal etwas Neues zu implementieren
wäre. Das ist aber noch einmal eine gesonderte Frage.
(Beifall)
Wingert, Thomas: Hohe Synode! Ein weiter Bogen
wurde gezeichnet, von der Teilhabe an einem EKD-Prozess
bis hin zum persönlichen Erleben des Kongresses.
Ich möchte einen ähnlichen Bogen von meinem Erleben
her zeichnen. Ich habe in dreifacher Funktion an diesem
Kongress teilgenommen: zunächst einmal natürlich wie
alle, die hier sitzen, als Synodaler, dann auch als Pfarrer,
und wir haben auch selber auf dem Markt der Möglichkeiten
ausgestellt. Ein weites Feld.
Ausgestellt haben wir, weil wir in der Kirchengemeinde
eine milieuorientierte Arbeit machen. Meine Frau integriert
Kinder und Familien durch Reitangebote in die Gemeinde.
Das ist eine tolle Sache. Kaum waren wir zu Hause, kam
auch der erste Anruf: „Elke, Elke, wir waren im Radio.“
Das war ein elfjähriges Mädchen, das zum ersten Mal
überhaupt gemerkt hat: Wir sind wahrgenommen worden,
wir sind auch dabei. So hat für mich Wachsende Kirche
schon den ersten Effekt gehabt, nämlich hat vermittelt:
Wir gehören dazu; wir sind Teil dieser Kirchengemeinde.
Wer war das Mädchen? Es ist 11 Jahre alt und hat die
Scheidung seiner Eltern schwer verkraftet. Jede Woche
kommt es einen ganzen Nachmittag und erlebt eine stabilisierende
und stabile Gruppe. Natürlich stabilisiert es
auch der Umgang mit den Ponys und Pferden. Es wird bei
den Hausaufgaben gefördert, es wird im Spiel angeleitet,
und es erlebt jede Woche den Zuspruch der Liebe Gottes,
der es in seiner schweren Situation begleitet.
Es wurde die Frage gestellt: Wie erreichen wir Milieus,
zu denen wir schwer Zugang finden? Ganz einfach: indem
wir selbst in diesen Milieus heimisch werden. Nicht nur
wir laden zu uns ein, nein, wir werden auch dort heimisch.
Ich glaube, diese Anteilnahme ist keine Zumutung, sondern
eine Selbstverständlichkeit.
Indem wir in diesen Milieus heimisch werden und bleiben,
entdecken wir einen säkularen Raum als gemeindlichen,
als kirchlichen Raum. So entsteht aus meiner Sicht
eine doppelte Bewegung. Einmal ermutigend: Wo können
Milieus neue geistliche Angebote gestalten? Wie könnten
diese geistlichen Angebote aussehen? John Finney, der
Mann, der in der Anglikanischen Kirche die Dekade der
Evangelisation begleitet hat, nennt sie Kirche am dritten
Ort. Wie können geistliche Angebote innerhalb der Milieus
gestaltet werden?
Ein Zweites. Wir brauchen eine neue Fantasie, wie wir
alles zusammenführen. Bei der Diskussion um die Wachsende
Kirche dürfen wir unser Gespräch von gestern – Integration
– nicht vergessen. Wir brauchen Fantasie, wie
wir Menschen aus verschiedenen Milieus zu einer Gemeinde
zusammenführen können. Wo gelingen integrative
Angebote für alle in den Gemeinden? Diese Diskussion
ist nicht abgeschlossen, sie beginnt aus meiner Sicht
gerade erst. Deswegen brauchen wir weiterhin den Prozess
Wachsende Kirche. Wir müssen ihn mit allen wissenschaftlichen
Projekten und, wenn es sein muss, auch mit
Personal fördern.
Dölker, Tabea: Frau Präsidentin, liebe Mitsynodale!
Das Miteinander von Haupt- und Ehrenamtlichen zu stär-