14. Evangelische Landessynode - Evangelische Landeskirche in ...
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<strong>14.</strong> <strong>Evangelische</strong> <strong>Landessynode</strong> 3. Sitzung 4. Juli 2008<br />
(Oberkirchenrat Baur)<br />
Die massiven Ruhestandsblöcke könnten, wenn wir<br />
erst dann reagieren, durch Neue<strong>in</strong>stellungen <strong>in</strong> den betreffenden<br />
Jahren nicht kompensiert werden. So viele<br />
Studienabsolventen oder anstellungsfähige Religionspädagogen<br />
stünden nach e<strong>in</strong>er anstellungsfreien Zeit vermutlich<br />
nicht zur Verfügung. Damit würden wir e<strong>in</strong>en riesigen<br />
Mangel produzieren. Der wiederum hätte den Gesetzen<br />
von Angebot und Nachfrage folgend hohe Studierendenzahlen<br />
zur Folge, und wir als Anstellungsträger hätten den<br />
fortlaufend unausgewogenen Zyklus des Überhangs und<br />
Mangels. Ohne e<strong>in</strong>e sofortige und nachhaltig gesteuerte<br />
E<strong>in</strong>stellungspraxis würde der Berufsstand der Religionspädagogen<br />
spätestens mit der Ruhestandswelle ab 2022<br />
wegbrechen und als Auslaufmodell verschw<strong>in</strong>den.<br />
Damit s<strong>in</strong>d wir bei der dritten Konsequenz angelangt:<br />
Die Unterrichtsversorgung würde nach 2022 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e massive<br />
Unterversorgung rutschen. <strong>Evangelische</strong>r Religionsunterricht<br />
würde voraussichtlich <strong>in</strong> größerem Umfang<br />
ausfallen, weil auch über staatliche Lehrkräfte e<strong>in</strong> solcher<br />
Personale<strong>in</strong>bruch nicht kompensiert werden könnte.<br />
Der <strong>in</strong> der PSP RelPäd e<strong>in</strong>gearbeitete Lösungsvorschlag<br />
ist e<strong>in</strong>e angemessene Altersdurchmischung bei<br />
e<strong>in</strong>er kostenorientierten M<strong>in</strong>destversorgung durch Religionspädagogen.<br />
Das entstehende Missverhältnis zwischen Stellenbedarf<br />
und vorhandenen Stellen wird durch e<strong>in</strong>e moderate<br />
E<strong>in</strong>stellung – rechte Seite der Grafik – aufgefangen und,<br />
wie Sie es an der Kurve sehen, auch etwas harmonisiert.<br />
Um dies und die anderen genannten Ziele zu erreichen,<br />
s<strong>in</strong>d kont<strong>in</strong>uierlich jährlich m<strong>in</strong>destens zwei Neue<strong>in</strong>stellungen<br />
zu 100 % nötig. So wird e<strong>in</strong>e kostenorientierte<br />
M<strong>in</strong>destversorgung des Unterrichts erreicht, die bewusst<br />
e<strong>in</strong>e zeitweise ger<strong>in</strong>gere Überversorgung des Religionsunterrichts<br />
<strong>in</strong> Kauf nimmt und <strong>in</strong> Zukunft e<strong>in</strong>e mäßige<br />
Unterversorgung toleriert. In der Grafik „Angemessene<br />
Altersdurchmischung – kostenorientierte M<strong>in</strong>destversorgung“<br />
f<strong>in</strong>den sich die Neue<strong>in</strong>stellungen auf der unteren<br />
L<strong>in</strong>ie, die Legende ist von rechts zu lesen.<br />
Und nun noch e<strong>in</strong>ige weitere Erläuterungen zum Instrument<br />
der Modellrechnung selbst. Die PSP RelPäd als<br />
Modellrechnung – e<strong>in</strong> verzahntes Mengen- und F<strong>in</strong>anzmodell:<br />
Die PSP RelPäd ist als verzahntes Mengen- und F<strong>in</strong>anzmodell<br />
e<strong>in</strong>e Modellrechnung. Darauf habe ich bereits<br />
h<strong>in</strong>gewiesen. Sie ist ke<strong>in</strong>e exakte Vorhersage. Sie ermittelt<br />
die Entwicklung der E<strong>in</strong>stellungszahlen, der Rentene<strong>in</strong>tritte,<br />
der Bruttopersonalkosten und der Stellenentwicklung<br />
<strong>in</strong>sgesamt, ausgehend von den derzeitig gemachten<br />
Annahmen. Unsere Modellrechnung geht bis <strong>in</strong>s<br />
Jahr 2050. So lange nämlich arbeiten die Religionspädagog<strong>in</strong>nen<br />
und Religionspädagogen, die wir heute e<strong>in</strong>stellen,<br />
und deshalb wird auch dieser lange Zeitraum gewählt.<br />
Die PSP RelPäd soll Zusammenhänge und mögliche<br />
Handlungsoptionen darstellen, Tendenzen und zukünftige<br />
Auswirkungen deutlich machen und notwendige Entscheidungen<br />
und Korrekturmaßnahmen ermöglichen.<br />
Dabei ist wichtig zu wissen, dass die PSP RelPäd – vor<br />
allem <strong>in</strong> ihren Annahmen – Unwägbarkeiten unterliegt.<br />
Derzeit gemachte Annahmen können h<strong>in</strong>fällig werden.<br />
Zum Beispiel s<strong>in</strong>d die meisten K<strong>in</strong>der, um die es geht,<br />
heute noch gar nicht geboren, und es kann sich die Ge-<br />
burtenentwicklung bis <strong>in</strong> e<strong>in</strong> paar Jahren ganz anders<br />
darstellen als aktuell prognostiziert. Oder das Verhalten<br />
von Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern und Eltern im kirchlichen<br />
und außerkirchlichen Kontext verändert sich <strong>in</strong> Bezug auf<br />
die Teilnahme am Religionsunterricht.<br />
Aus diesem Grund müssen die getroffenen Annahmen<br />
jährlich überprüft werden, die PSP RelPäd mit ihren Strukturdaten<br />
muss jährlich überarbeitet und jährlich neu berechnet<br />
werden. Nur so gehen wir verantwortungsvoll mit<br />
diesem Instrument und der Modellrechnung um. Wir stellen<br />
Ihnen <strong>in</strong> der Synode deshalb die jeweils fortgeschriebene<br />
PSP RelPäd alle zwei Jahre vor. Dem Kollegium des<br />
Oberkirchenrats wird sie jährlich vorgelegt und dort beraten.<br />
Die drei Grundpfeiler der PSP RelPäd:<br />
Die PSP RelPäd erhebt umfangreiche Strukturdaten<br />
und basiert auf folgenden drei Grundpfeilern: erstens<br />
Schülerzahlen, zweitens Bedarf an kirchlichen Lehrkräften,<br />
also Religionspädagog<strong>in</strong>nen/Religionspädagogen<br />
und Pfarrer<strong>in</strong>nen und Pfarrern, und drittens Bruttopersonalkosten<br />
und F<strong>in</strong>anzbedarf.<br />
An dieser Stelle möchte ich darauf h<strong>in</strong>weisen, dass die<br />
PSP RelPäd e<strong>in</strong> eigenständiges Instrument ist, das sich<br />
an der Personalstrukturplanung für den Pfarrdienst orientiert,<br />
sodass e<strong>in</strong>e gewisse Analogie und Vergleichbarkeit<br />
gegeben ist.<br />
Noch e<strong>in</strong>ige Ausführungen zu den Schülerzahlen,<br />
woher wir sie nehmen und wie wir sie prognostizieren. Zu<br />
den Schülerzahlen: Den Berechnungen der PSP RelPäd<br />
wurden die Schülerzahlen der allgeme<strong>in</strong>bildenden Schulen<br />
zugrunde gelegt. Die Entwicklung der Schülerzahlen<br />
wurde aus der Schülerprognose und der Prognose des<br />
Bevölkerungsaufbaus des Statistischen Landesamtes<br />
und aus der Schulstatistik der Kirchen entnommen. Die<br />
Prognose der Schülerzahlen für die Stadt- und Landkreise<br />
Baden-Württembergs wurde ebenfalls beachtet. Wie Sie<br />
sicher wissen, s<strong>in</strong>d die Schülerzahlen stark rückläufig.<br />
Derzeit ist die Gesamtschülerzahl <strong>in</strong> Baden-Württemberg<br />
bei etwa 1,3 Mio. Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler an allgeme<strong>in</strong>bildenden<br />
Schulen. Für 2050 ist e<strong>in</strong>e Schülerzahl von<br />
ca. 800 000 prognostiziert.<br />
Die Daten aus der Schulstatistik der Kirchen zeigen –<br />
und das sehen Sie unten <strong>in</strong> der Grafik –, dass die Teilnehmerzahlen<br />
im evangelischen Religionsunterricht <strong>in</strong> Württemberg<br />
sich <strong>in</strong> den letzten zehn Jahren analog den<br />
Schülerzahlen <strong>in</strong> Baden-Württemberg entwickelt haben<br />
und damit e<strong>in</strong>e hohe Konstanz aufweisen. Deshalb ist die<br />
Prognose der oben genannten Gesamtschülerzahlen e<strong>in</strong>e<br />
angemessene Grundlage für unsere Berechnungen.<br />
Derzeit nehmen ca. 335 000 Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler<br />
an öffentlichen allgeme<strong>in</strong>bildenden Schulen – Bezugsjahr<br />
ist das Schuljahr 2006/07 – <strong>in</strong> Württemberg am evangelischen<br />
Religionsunterricht teil. Davon s<strong>in</strong>d ca. 55 000<br />
nicht evangelisch. <strong>Evangelische</strong>r Religionsunterricht ist<br />
also e<strong>in</strong> geschätztes Unterrichtsfach, auch bei konfessionell<br />
nicht gebundenen K<strong>in</strong>dern und bei nicht evangelischen<br />
Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern.<br />
Zum Bedarf an kirchlichen Lehrkräften, also Religionspädagog<strong>in</strong>nen/Religionspädagogen<br />
und Pfarrer<strong>in</strong>nen und<br />
Pfarrern: Religionsunterricht wird von staatlichen und<br />
kirchlichen Lehrkräften erteilt. Der Unterrichtsanteil kirch-