14. Evangelische Landessynode - Evangelische Landeskirche in ...
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<strong>14.</strong> <strong>Evangelische</strong> <strong>Landessynode</strong> 3. Sitzung 4. Juli 2008<br />
(Munz<strong>in</strong>ger, Markus)<br />
Die Mittelfristige F<strong>in</strong>anzplanung ist <strong>in</strong> weiten Teilen e<strong>in</strong>e<br />
Analyse unserer momentanen Situation. E<strong>in</strong>ige dieser<br />
analytischen Erkenntnisse möchte ich aufgreifen: Die Kirche<br />
überaltert, wie auch die gesamte Gesellschaft. In der<br />
Regel treten Berufstätige aus der Kirche aus. Dies ist besonders<br />
f<strong>in</strong>anziell schmerzhaft, weil sie ke<strong>in</strong>e Kirchensteuer<br />
mehr zahlen. Die Zielgruppenorientierung ist zu<br />
<strong>in</strong>tensivieren. Es sollen mehr f<strong>in</strong>anzielle Mittel für Bildung<br />
und missionarische Tätigkeit ausgegeben werden. Als<br />
zentrale Aufgabe wird genannt, dass sich die Kirche im<br />
veränderten gesellschaftlichen Kontext um Familien, K<strong>in</strong>der<br />
und Jugendliche kümmern soll.<br />
Während wir von Kirche für morgen uns im Bereich der<br />
f<strong>in</strong>anziellen Herausforderungen sehr über die Konsequenzen<br />
gefreut haben, so bedauern wir nun sehr, dass<br />
im Bereich der gesellschaftlichen Herausforderungen zu<br />
den e<strong>in</strong>zelnen genannten Punkten, die analytisch benannt<br />
wurden, ke<strong>in</strong>e Konsequenzen <strong>in</strong> der Mittelfristigen F<strong>in</strong>anzplanung<br />
benannt s<strong>in</strong>d. Dies ist umso bedauerlicher,<br />
als das Projekt Wirtschaftliches Handeln zum Anliegen<br />
hat, f<strong>in</strong>anzielle Ausgaben und <strong>in</strong>haltliche Schwerpunktsetzung<br />
zu koppeln. Außerdem ist zu beklagen, dass<br />
Entscheidungen im Bereich der Bildungskonzeption und<br />
der Bildungskonzeption Plus den <strong>in</strong> der Mittelfristigen F<strong>in</strong>anzplanung<br />
geforderten Schwerpunktsetzungen entgegenstehen,<br />
z. B. die Kürzungen des Personals im Bereich<br />
Frauenwerk, Jugendwerk und Geme<strong>in</strong>dedienst.<br />
Die Mittelfristige F<strong>in</strong>anzplanung sieht dieses Dilemma<br />
selbst auch <strong>in</strong> anderen Bereichen, wenn sie benennt –<br />
Zitat Seite 12 oben: „Mit der Reduktion der Aktivitäten der<br />
Kirchengeme<strong>in</strong>den gehen wichtige Kontaktmöglichkeiten<br />
zwischen Kirche, ihren Geme<strong>in</strong>demitgliedern und der Gesellschaft<br />
verloren, und es kommt zu e<strong>in</strong>er selbstverstärkenden<br />
Spirale.“ Etwas weiter vorne ist zu lesen, dass<br />
„Diakonat und Kirchenmusik <strong>in</strong> ihrem Bestand besonders<br />
gefährdet“ s<strong>in</strong>d.<br />
Viele Kirchengeme<strong>in</strong>den, Jugendwerke und andere Organisationen<br />
haben dieses Problem aufgegriffen und s<strong>in</strong>d<br />
dazu übergegangen, selbst Personal freif<strong>in</strong>anziert anzustellen.<br />
Den Geme<strong>in</strong>den und Organisationen, vor allem<br />
deren Spendern, ist besonders zu danken, weil sie dazu<br />
beitragen, dass die oben beschriebene Spirale aufgehalten<br />
wird und die Kirche <strong>in</strong> der Fläche besser präsent<br />
bleibt. Ich möchte anregen, dass der Oberkirchenrat an<br />
dieser Stelle Überlegungen anstellt, wie freif<strong>in</strong>anziert Angestellte<br />
<strong>in</strong>nerhalb der Kirchenbezirke befristet angestellt<br />
werden können. Wir s<strong>in</strong>d der Me<strong>in</strong>ung, dass es e<strong>in</strong>en<br />
Fördertopf geben sollte, der ähnlich der Gewährträgerschaft<br />
<strong>in</strong> der Diakonie dann greift, wenn es zu Entlassungen<br />
bei Fördervere<strong>in</strong>en kommen muss. Dieser Topf<br />
soll ke<strong>in</strong>e Dauerf<strong>in</strong>anzierungen unterstützen, sondern nur<br />
im Kündigungsfalle greifen, um den Kündigungsschutz zu<br />
gewährleisten.<br />
Wir begrüßen sehr, dass wir als noch reiche <strong>Landeskirche</strong><br />
an andere <strong>Landeskirche</strong>n Geld weitergeben. Allerd<strong>in</strong>gs<br />
möchten wir anregen, dass von den 10 % der<br />
Mehre<strong>in</strong>nahmen, die nach außen gegeben werden, f<strong>in</strong>anzschwache<br />
<strong>Landeskirche</strong>n Geld zur Verfügung gestellt<br />
bekommen, um Projekte, die die B<strong>in</strong>dung der Geme<strong>in</strong>deglieder<br />
an die evangelische Kirche erhöhen oder die zu<br />
Kirchene<strong>in</strong>tritten führen, zu unterstützen. Das Ziel dabei<br />
ist die nachhaltige Förderung. Diese Maßnahme könnte<br />
dazu beitragen, dass Kirchen von Empfängern vielleicht<br />
zu Gebern und so selbständiger werden.<br />
Die Mittelfristige F<strong>in</strong>anzplanung rechnet damit, dass<br />
die Anzahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer<br />
nicht weiter steigt. Sie benennt als Grund, dass deutsche<br />
Fachkräfte fehlen. Ich habe den E<strong>in</strong>druck, dass man<br />
hier vergessen hat, was Jesus den Jüngern <strong>in</strong> Matthäus<br />
28 aufgetragen hat. Gestern beim Abschiedswort von<br />
Herrn Oberkirchenrat Küenzlen habe ich gelernt, dass es<br />
50 Geme<strong>in</strong>den ausländischer Sprache und Herkunft gibt.<br />
Ich bitte <strong>in</strong> diesem Zusammenhang dr<strong>in</strong>gend um die Verstärkung<br />
der Zusammenarbeit mit diesen Geme<strong>in</strong>den.<br />
Hier könnten wir uns verlässliche Partner an die Seite<br />
holen, die dazu helfen, dass Migranten e<strong>in</strong>e geistliche<br />
Heimat <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er christlichen Kirche <strong>in</strong> unserem Land f<strong>in</strong>den.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs muss darauf h<strong>in</strong>gewiesen werden, dass<br />
die missionarische Herausforderung <strong>in</strong> diesem Arbeitsfeld<br />
sehr groß ist und es besonders großer Anstrengungen,<br />
vor allem <strong>in</strong> der Kontaktpflege, bedarf.<br />
Innerhalb der Mittelfristigen F<strong>in</strong>anzplanung fällt auf,<br />
dass auch durch Budgetmittel der Dezernate viele Stellen<br />
geschaffen werden. Dies ist e<strong>in</strong>erseits erfreulich, weil<br />
Geld nicht gebunkert, sondern damit gearbeitet wird.<br />
Doch habe ich beim Durchlesen den E<strong>in</strong>druck gewonnen,<br />
dass vor allem im Bereich der kirchlichen Verwaltung Stellen<br />
geschaffen werden. Dies kann man nicht gutheißen,<br />
wenn an anderer Stelle viele <strong>in</strong>haltliche Stellen schon gestrichen<br />
wurden. Außerdem drängt sich die Frage auf:<br />
Wie hoch s<strong>in</strong>d die Budgetmittelrücklagen der e<strong>in</strong>zelnen<br />
Dezernate? Müsste die Höhe nicht begrenzt werden?<br />
Ich komme zum Ende. Wir begrüßen den verantwortlichen<br />
Umgang mit den f<strong>in</strong>anziellen Herausforderungen.<br />
Kirche für morgen bedauert, dass die gute und schlüssige<br />
Analyse zu ke<strong>in</strong>en erkennbaren Folgen <strong>in</strong>haltlicher Arbeit<br />
führt. Wir wünschen uns im Bereich Neuorientierung noch<br />
viel mehr <strong>in</strong>novative Projekte. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.<br />
(Beifall)<br />
Stellv. Präsident Schubert, Gerhard: Ich entlasse Sie<br />
jetzt <strong>in</strong> die Essenspause und bitte Sie, nach Möglichkeit<br />
um 20:00 Uhr zur Fortsetzung hier zu se<strong>in</strong>.<br />
(Unterbrechung der Sitzung von 19:30 bis 20:06 Uhr)<br />
Stellv. Präsident Schubert, Gerhard: Wir fahren fort<br />
im Tagesordnungspunkt 12, <strong>in</strong> der Aussprache zur Mittelfristigen<br />
F<strong>in</strong>anzplanung für die Jahre 2008 bis 2012.<br />
Heckel, Dr. Christian: Herr Präsident, liebe Schwestern<br />
und Brüder! Viele von Ihnen haben laut oder leise nach<br />
dem Rechtsausschuss gerufen. Er hat es gehört. Deshalb<br />
stehe ich hier, und deshalb müssen Sie nun noch ausharren.<br />
E<strong>in</strong>e zweite schlechte Nachricht. Der Rechtsausschuss<br />
ist ke<strong>in</strong> Verfassungsgericht, wie das viele erwartet haben.<br />
Auch deshalb möchte ich nicht, dass wir hier e<strong>in</strong>en Verfassungskonflikt<br />
zwischen Synode und Oberkirchenrat<br />
austragen. Es handelt sich aber bei der Entscheidung<br />
über Birkach und den Verkauf der Häuser auch nicht um<br />
e<strong>in</strong>en Verfassungsstreit, sondern das ist e<strong>in</strong>e politische<br />
Entscheidung, e<strong>in</strong>e politische Frage, die politisch disku-