14. Evangelische Landessynode - Evangelische Landeskirche in ...
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(Fritz, Michael)<br />
<strong>14.</strong> <strong>Evangelische</strong> <strong>Landessynode</strong> 3. Sitzung 4. Juli 2008 143<br />
Kirchensteuere<strong>in</strong>nahmen die Ideen, was man mit diesem<br />
Geld alles tun könne, <strong>in</strong> unermessliche Größenordnungen<br />
wachsen lassen. Gerade <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er solchen Situation bewährt<br />
sich das Instrument der Mittelfristigen F<strong>in</strong>anzplanung,<br />
denn es ermöglicht uns jenseits von kurzfristigen<br />
Emotionen und Wahrnehmungen e<strong>in</strong>en sachlichen Blick<br />
auf die f<strong>in</strong>anzielle Situation unserer Kirche. Ich möchte<br />
versuchen, unseren Blick anhand dreier Fragen noch weiter<br />
zu schärfen:<br />
Erstens. Welche f<strong>in</strong>anziellen Möglichkeiten haben wir?<br />
Zweitens. Wie gehen wir mit den – ich ergänze: zusätzlichen<br />
– Kirchensteuermitteln verantwortungsvoll um?<br />
Drittens. Was zeichnet s<strong>in</strong>nvolle Investitionen aus?<br />
Erstens. Welche f<strong>in</strong>anziellen Möglichkeiten haben wir?<br />
Das dritte Jahr <strong>in</strong> Folge weisen die Kirchensteuere<strong>in</strong>nahmen<br />
e<strong>in</strong> deutliches, über den Preissteigerungen liegendes<br />
Wachstum auf. Die positive Konjunktur und e<strong>in</strong>e kirchensteuerfreundlichere<br />
Gesetzgebung haben dazu beigetragen.<br />
Für diese unerwartet hohen E<strong>in</strong>nahmen s<strong>in</strong>d wir<br />
dankbar. Wir teilen jedoch auch die E<strong>in</strong>schätzung der<br />
vorliegenden Planung, dass die Kirchensteuere<strong>in</strong>nahmen<br />
2008/2009 ihren Zenit überschritten haben werden. Zu<br />
deutlich s<strong>in</strong>d die konjunkturellen Bremsspuren, zu klar ist<br />
die politische Willensbildung zur Entlastung der Bürger<strong>in</strong>nen<br />
und Bürger im Bereich der E<strong>in</strong>kommensteuer.<br />
Die vergangenen Jahre lehren uns zudem, dass Veränderungsraten<br />
<strong>in</strong> der Aufwärts- wie <strong>in</strong> der Abwärtsbewegung<br />
stets heftiger kommen als erwartet. Deshalb müssen<br />
wir die Spielräume, die wir haben, mit gebotener<br />
Vorsicht nutzen. Das bedeutet:<br />
a) Wir müssen so <strong>in</strong>vestieren, dass ke<strong>in</strong>e zusätzlichen<br />
Folgekosten den landeskirchlichen Haushalt belasten,<br />
oder noch besser so, dass laufende Kosten wegen der<br />
Investitionen mittelfristig s<strong>in</strong>ken. Das markanteste Beispiel<br />
dafür s<strong>in</strong>d die <strong>in</strong> den letzten Jahren aufgebauten<br />
Rücklagen zur F<strong>in</strong>anzierung der Altersvorsorge.<br />
b) Wir müssen unsere laufenden Ausgaben an e<strong>in</strong>em mittel-<br />
bis langfristigen Nachhaltigkeitsniveau orientieren.<br />
Das Schaubild auf Seite 39 zeigt uns das anschaulich.<br />
c) Damit hängt zusammen, dass mittelfristig ke<strong>in</strong> Spielraum<br />
für neue Dauerf<strong>in</strong>anzierungen besteht. Die <strong>in</strong><br />
den letzten beiden Jahren beschlossenen Dauerf<strong>in</strong>anzierungen<br />
haben den vorhandenen Spielraum bereits<br />
weitgehend ausgeschöpft.<br />
Also, deshalb ist es umso wichtiger, die noch ausstehenden<br />
Strukturmaßnahmen aus der Bildungskonzeption<br />
so schnell wie möglich umzusetzen. Wir müssen aufpassen,<br />
dass wir die mit dem Sonderausschuss gewonnenen<br />
Spielräume nicht unnötig kle<strong>in</strong>er machen. Die nächste<br />
Sparrunde kommt garantiert – aber wie heftig sie wird,<br />
bestimmen wir durch unser Handeln heute. Ich sehe hierbei<br />
an vorderster Stelle den Oberkirchenrat <strong>in</strong> der Pflicht,<br />
und deshalb sei mir die Bemerkung gestattet: Das Bild,<br />
das Sie <strong>in</strong> den ersten Monaten des Jahres dem F<strong>in</strong>anzausschuss<br />
geboten haben, war im H<strong>in</strong>blick gerade auf<br />
Dauerf<strong>in</strong>anzierungen <strong>in</strong> der Sprache des Fußballs e<strong>in</strong>e<br />
ziemliche Abseitsposition. Und dazu kommt, dass uns<br />
mangelnde Transparenz begegnet; <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> den<br />
Nichtf<strong>in</strong>anz-Geschäftsausschüssen besteht im Moment<br />
noch ke<strong>in</strong> Überblick, was <strong>in</strong> den Budgets an zusätzlichen<br />
Stellen, an wegfallenden Stellen, an Projektstellen zu f<strong>in</strong>anzieren<br />
ist. Ich möchte Sie bitten, die für e<strong>in</strong>en Laien<br />
schwer verständliche Auflistung <strong>in</strong> Anlage 17 <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen<br />
Geschäftsausschüssen sehr transparent im Rahmen<br />
der Budgetberatungen zu machen. Das ist e<strong>in</strong><br />
Wunsch <strong>in</strong>sbesondere aus den Nichtf<strong>in</strong>anz-Geschäftsausschüssen.<br />
(Beifall)<br />
Me<strong>in</strong>e Ausführungen leiten über zur zweiten Frage: Wie<br />
gehen wir mit Kirchensteuermitteln verantwortungsvoll<br />
um? Und ich setze dazu: Wie gehen wir vor allem mit den<br />
noch nicht verplanten Kirchensteuermitteln verantwortungsvoll<br />
um?<br />
Die Liste der Ideen und Konzepte, wie wir die noch<br />
nicht für die laufenden Budgets gebundenen Kirchensteuermittel<br />
ausgeben können, ist lang. Wir haben <strong>in</strong> 2006<br />
und 2007 die Spielräume genutzt, um vor allem Rücklagen<br />
für die Altersvorsorge zu bilden. Das ist uns <strong>in</strong> erheblichem<br />
Maße gelungen. Doch verantwortungsvoll mit Kirchensteuermitteln<br />
umzugehen heißt, dass wir das Ganze<br />
im Blick behalten. Deshalb begrüßt es der Gesprächskreis<br />
Lebendige Geme<strong>in</strong>de, dass die vorliegende Planung<br />
auch andere Themenbereiche <strong>in</strong> den Blick nimmt. Genannt<br />
seien nur die Investitionen <strong>in</strong> kirchliche Schulen und<br />
<strong>in</strong> die Verbesserung der Pfarrhäuser. Im Bereich der Kirchengeme<strong>in</strong>den<br />
begrüßen wir ausdrücklich die angedachte<br />
Sonderzuweisung von 15 Mio. � für die Renovierung<br />
von Pfarrhäusern. Darüber h<strong>in</strong>aus halten wir e<strong>in</strong>e<br />
weitere Sonderzuweisung zur Anschubf<strong>in</strong>anzierung der<br />
Substanzerhaltungsrücklagen für s<strong>in</strong>nvoll. Auch die geplante<br />
Erhöhung der laufenden Zuweisungen an die Kirchengeme<strong>in</strong>den<br />
ist e<strong>in</strong> wichtiger und richtiger Schritt, um<br />
die f<strong>in</strong>anzielle Anspannung bei vielen Kirchenbezirken<br />
und Kirchengeme<strong>in</strong>den zum<strong>in</strong>dest temporär abzufedern.<br />
Maßstab für s<strong>in</strong>nvolle Investitionen und Daueraufgaben<br />
muss die nachhaltige Wirkung <strong>in</strong> die Kirche h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>,<br />
aber vor allem aus der Kirche heraus se<strong>in</strong>. Dazu gehört<br />
auch unternehmerischer Mut und Weitblick. E<strong>in</strong> Beispiel<br />
dafür ist die Evang. Schulstiftung und dabei ganz aktuell<br />
das geplante Vorhaben <strong>in</strong> Möss<strong>in</strong>gen. Nach E<strong>in</strong>schätzung<br />
von Oberkirchenrat und F<strong>in</strong>anzausschuss stabilisiert diese<br />
Investition zum e<strong>in</strong>en die wirtschaftliche Situation der<br />
Schulstiftung, zum anderen gel<strong>in</strong>gt es, dass e<strong>in</strong>e evangelische<br />
Schule <strong>in</strong> der sich verändernden Bildungslandschaft<br />
e<strong>in</strong> sichtbares Leuchtfeuer gel<strong>in</strong>gender evangelischer<br />
Bildungsarbeit setzt.<br />
Aber zu dieser Investition gehört unternehmerischer<br />
Mut: Werden wir die notwendigen Schülerzahlen erreichen?<br />
Gel<strong>in</strong>gt es, bei Eltern und Schülern Akzeptanz für<br />
die Höhe des notwendigen Schulgeldes zu erreichen?<br />
Werden wir ausreichend Lehrer f<strong>in</strong>den, die den evangelischen<br />
Bildungsauftrag verkörpern? Wir sagen Ja. Ja, wir<br />
haben den unternehmerischen Mut. Nur, dieser Mut verliert<br />
an Glanz, wenn wir uns fragen, ob wir diesen Mut<br />
auch an anderen Stellen haben. Und damit komme ich zu<br />
der Frage nach den Tagungsstätten.<br />
Ich werde hier die Beschlüsse des Oberkirchenrats<br />
nicht im E<strong>in</strong>zelnen kommentieren, denn es gibt quer<br />
durch die <strong>Landeskirche</strong> und quer durch alle Gesprächskreise<br />
Personen, die diese Entscheidung für falsch, und<br />
Personen, die diese Entscheidung für richtig halten. Es ist<br />
gut, dass jetzt entschieden ist, und es ist auch gut und<br />
positiv, dass die Unsicherheit für viele betroffene Mitarbeiter<br />
dadurch beendet wird.