14. Evangelische Landessynode - Evangelische Landeskirche in ...
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<strong>14.</strong> <strong>Evangelische</strong> <strong>Landessynode</strong> 3. Sitzung 4. Juli 2008 139<br />
Stellv. Präsident Schubert, Gerhard: Vielen Dank,<br />
Frau Rupp, für diese umfassende Darstellung e<strong>in</strong>es Sachverhalts,<br />
der uns alle ziemlich lange und <strong>in</strong>tensiv beschäftigt<br />
hat. Zur Mittelfristigen F<strong>in</strong>anzplanung hören wir nun<br />
die Stellungnahme des F<strong>in</strong>anzausschusses, vorgetragen<br />
von der Vorsitzenden, der Synodalen Inge Schneider.<br />
Schneider, Inge: Herr Präsident, liebe Synodale, ich<br />
möchte me<strong>in</strong>en Bericht <strong>in</strong> zwei Teile gliedern und zuerst<br />
über die uns vorgelegte Mittelfristige F<strong>in</strong>anzplanung 2008<br />
bis 2012 sprechen und <strong>in</strong> diesem Zusammenhang auch<br />
auf den Antrag 09/08 zur Bildung von Substanzerhaltungsrücklagen<br />
<strong>in</strong> Kirchengeme<strong>in</strong>den e<strong>in</strong>gehen und Ihnen<br />
dann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zweiten Teil von der Reaktion des F<strong>in</strong>anzausschusses<br />
auf die Immobilienbeschlüsse des Oberkirchenrates<br />
berichten.<br />
In der Mittelfristigen F<strong>in</strong>anzplanung stellt uns der Oberkirchenrat<br />
jedes Jahr dar, wie er die weitere F<strong>in</strong>anzentwicklung<br />
der <strong>Landeskirche</strong> sieht, welche Folgerungen er<br />
daraus zieht und welche größeren Maßnahmen er <strong>in</strong> den<br />
nächsten Jahren angreifen will. Die Mittelfristige F<strong>in</strong>anzplanung<br />
ist e<strong>in</strong>e Planung des Oberkirchenrates, sie wird<br />
von der Synode nicht verabschiedet, sondern nur zur<br />
Kenntnis genommen. Trotzdem ist sie von entscheidender<br />
Bedeutung, denn sie liefert die Daten zur Aufstellung des<br />
nächsten Haushaltplanes und zeigt uns den f<strong>in</strong>anziellen<br />
Rahmen, <strong>in</strong> dem wir uns bewegen.<br />
Anders als <strong>in</strong> den vorausgehenden Jahren hatte der<br />
F<strong>in</strong>anzausschuss bei se<strong>in</strong>er Frühjahrsklausur die Mittelfristige<br />
F<strong>in</strong>anzplanung nur <strong>in</strong> Auszügen vorliegen. Dies lag<br />
<strong>in</strong>sbesondere an der hohen Anzahl von Wünschen und<br />
Anträgen, die von den Dezernaten im Rahmen des Nachtrages<br />
und der Mittelfristplanung e<strong>in</strong>gebracht wurden.<br />
Nach Jahren der Zurückhaltung und s<strong>in</strong>kender Kirchensteuern<br />
wollten verständlicherweise nun alle an den momentan<br />
sprudelnden E<strong>in</strong>nahmen teilhaben und lange<br />
verschobene Investitionen oder neu entstandene Projekte<br />
umsetzen.<br />
So wurden dem F<strong>in</strong>anzausschuss <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Klausursitzung<br />
25 Anträge zum Nachtragshaushalt mit e<strong>in</strong>em F<strong>in</strong>anzierungsbedarf<br />
von über 30 Mio. � vorgelegt, die die<br />
nachfolgenden Haushalte mit 22 Mio. � belastet hätten.<br />
Zur Mittelfristigen F<strong>in</strong>anzplanung selbst gab es wohl Investitionsanmeldungen<br />
<strong>in</strong> Höhe von über 100 Mio. �. Dies<br />
zeigt, mit welch hohem Investitionsrückstau wir zu kämpfen<br />
haben und dass die E<strong>in</strong>nahmen, gemessen an der<br />
Fülle der Aufgaben, immer zu niedrig se<strong>in</strong> werden. Daher<br />
hat der F<strong>in</strong>anzausschuss im April vom Kollegium e<strong>in</strong>e<br />
klare Priorisierung e<strong>in</strong>gefordert. Es war ihm wichtig, dass<br />
nicht durch heutige Entscheidungen die nächsten Haushaltsjahre<br />
so stark belastet werden, dass der Synode<br />
ke<strong>in</strong>erlei F<strong>in</strong>anzspielraum mehr verbleibt, um auf aktuelle<br />
Entwicklungen reagieren zu können. Er selbst hat im April<br />
nur solche Anträge abschießend beraten, die unabweisbar<br />
waren oder ke<strong>in</strong>e Auswirkungen auf künftige Haushalte<br />
haben.<br />
Am 20. Juni hat uns dann der Oberkirchenrat die nun<br />
auch Ihnen vorliegende Fassung der Mittelfristplanung<br />
präsentiert. Sie entspricht bezüglich der Vorbelegungen<br />
der künftigen Haushalte leider nicht voll den Anforderungen<br />
des F<strong>in</strong>anzausschusses, und außerdem fehlen <strong>in</strong><br />
ihr auch noch die Folgen der Immobilienentscheidung<br />
des Oberkirchenrates, auf die ich später e<strong>in</strong>gehen werde.<br />
Aber sie ist jetzt wesentlich besser als vorher.<br />
So viel zur Vorgeschichte, doch nun zu den Inhalten.<br />
Ich möchte nicht alles wiederholen, was Herr Dr. Kastrup<br />
bereits dargestellt hat, sondern nur auf Punkte h<strong>in</strong>weisen,<br />
die dem F<strong>in</strong>anzausschuss besonders wichtig ersche<strong>in</strong>en<br />
und mit denen wir uns ausführlicher befasst haben.<br />
Der F<strong>in</strong>anzausschuss teilt die E<strong>in</strong>schätzung des F<strong>in</strong>anzdezernenten,<br />
dass sich das gegenwärtige Konjunkturhoch<br />
nur noch bed<strong>in</strong>gt lange halten und e<strong>in</strong> Abschwung<br />
folgen wird. Neben den mittelfristigen Risiken – <strong>in</strong>sbesondere<br />
den Entwicklungen der F<strong>in</strong>anzmärkte und der Rohstoffmärkte,<br />
der zunehmenden Zahl von Unternehmensverlagerungen,<br />
dem steigenden Anteil von Beschäftigten<br />
<strong>in</strong> Zeitarbeit und M<strong>in</strong>ijobs und der Notwendigkeit e<strong>in</strong>er<br />
Steuerreform zur Entlastung der mittelständischen Arbeitnehmer<br />
– überlagern langfristige Entwicklungen den mittelfristigen<br />
Konjunkturzyklus. Dazu gehören die Auswirkungen<br />
der demografischen Entwicklungen, die Verschärfung<br />
der Rahmenbed<strong>in</strong>gungen im Gesundheits-, Bildungs-<br />
und Sozialbereich aufgrund knapper werdender<br />
öffentlicher Mittel, der Anstieg der Versorgungsumlagen<br />
an Versorgungskassen, erhöhte Energiekosten und verschiedene<br />
Globalisierungseffekte. All dieses hat zur Folge,<br />
dass langfristig die Kirchensteuerkraft der <strong>Landeskirche</strong><br />
s<strong>in</strong>ken wird, selbst wenn sie nom<strong>in</strong>al auf gleichem Niveau<br />
bleiben oder steigen würde.<br />
Ich habe Ihnen <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Tischvorlage die Grafik von<br />
Herrn Dr. Kastrup e<strong>in</strong>gefügt. Dort sehen Sie oben die nom<strong>in</strong>ale<br />
Änderung der Kirchensteuer und unten das, was<br />
das <strong>in</strong>flationsbere<strong>in</strong>igt heißt. Dabei zeigt sich: Es geht<br />
zwar nom<strong>in</strong>al nach oben, <strong>in</strong>flationsbere<strong>in</strong>igt aber leider<br />
nicht.<br />
<strong>in</strong> Mio. �<br />
600,00<br />
550,00<br />
500,00<br />
450,00<br />
400,00<br />
350,00<br />
300,00<br />
nom<strong>in</strong>ale KSt.<br />
<strong>in</strong>flationsbere<strong>in</strong>igte KSt.<br />
Vergleich der Entwicklung der Brutto-Kirchensteuer<br />
nom<strong>in</strong>al und bere<strong>in</strong>igt um die Inflationsrate seit 1993<br />
1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002<br />
sfv<br />
2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />
Für die Planungen für e<strong>in</strong>e nachhaltige Mittelverteilung<br />
fanden wir die auch Ihnen neu vorgelegte Grafik von<br />
Herrn Dr. Kastrup sehr hilfreich. Sie zeigt sehr deutlich die<br />
künftige F<strong>in</strong>anzstrategie, die vom F<strong>in</strong>anzausschuss mitgetragen<br />
wird. Auch <strong>in</strong> guten Zeiten wird das Aufwandsniveau<br />
des ordentlichen Haushaltes nicht erhöht, sondern<br />
zusätzliche E<strong>in</strong>nahmen stehen als e<strong>in</strong>e Art strategisches<br />
Budget für Sanierung, Restrukturierung und für Maßnahmen<br />
zur Neuorientierung zur Verfügung.<br />
Warum dies so s<strong>in</strong>nvoll ist, wird an e<strong>in</strong>er anderen Grafik<br />
von Dr. Kastrup deutlich, die erschreckend klar zeigt, wie<br />
im Laufe der nächsten fünf Jahre der Bedarf für den ordentlichen<br />
Haushalt ständig steigt und der Gestaltungsspielraum<br />
zunehmend abnimmt. Um nicht bald wieder vor<br />
erneute Kürzungsrunden gestellt zu werden, schlägt der<br />
F<strong>in</strong>anzausschuss folgende Maßnahmen vor: