Text - Beratungsstelle für Landesgeschichte
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124 Leimgruber / Meier / Sablonier • Kinder der Landstrasse<br />
im Basler Bahnhof in Hamburg gewesen sei. Von zweien seiner Brüder weiss er zu<br />
berichten, dass der eine, K., geschieden sei, der andere, L., seit zehn Monaten in der<br />
Strafanstalt Witzwil einsitze.<br />
Als im August das Thurgauer Arbeitsamt einen Fragebogen schickt betreffend<br />
Berufsabwanderung nach Lehrabschluss, schreibt Clara Reust einen erklärenden<br />
Brief über ihren ehemaligen Schützling zurück, der sich momentan «ordentlich» als<br />
Hilfsmaler in einem guten Geschäft halte.<br />
Eine Woche vor Weihnachten 1967 wünscht B. K. alles Gute <strong>für</strong> die Festtage und<br />
erzählt, dass er seit einem Jahr an der gleichen Stelle sei und nicht mehr trinke.<br />
In ihrer Antwort zeigt sich Clara Reust erfreut über diese Nachricht, erkundigt sich<br />
nach B. K.s Tätigkeit und legt dem Brief einen Kolping-Kalender sowie «1 Sch.<br />
Napolitaines» bei.<br />
Im April 1968 erreicht Clara Reust eine Postkarte mit der Mitteilung B. K.s, er<br />
arbeite jetzt in S. SG, wohne aber weiterhin in Z. SG.<br />
Dass er im Restaurant «Volkshaus» in Z. arbeite, im kommenden Frühjahr aber <strong>für</strong><br />
eine Saison im Tessin in einem Restaurant arbeiten wolle, geht aus einem Brief vom<br />
9. Dezember 1968 hervor.<br />
Zum dreissigsten Geburtstag gratuliert Clara Reust erst am 3. Februar 1969, legt<br />
da<strong>für</strong> als Geschenk Thilo Kochs Buch «Kämpfer <strong>für</strong> eine neue Welt» über die Gebrüder<br />
Kennedy und Martin Luther King bei.<br />
Eine handschriftliche Notiz vom 10. Februar vermerkt, B. K. beabsichtige, sich mit<br />
einer Serviertochter namens O. zu verloben und suche eine Stelle als Maler im Kanton<br />
Zürich.<br />
Im Dezember schickt B. K. eine Postkarte mit Glückwünschen <strong>für</strong> die Festtage und<br />
gibt seine neue Adresse G. TG bekannt. Wie üblich revanchiert sich Clara Reust mit<br />
einem Dankesbrief und einem kleinen Weihnachtspaket. Ihre Anspielung auf die<br />
Verlobung wiederholt sie, als B. K. am 27. Februar 1970 auf dem Zentralsekretariat<br />
anruft, erhält darauf aber eine ausweichende Antwort. Im auf Band aufgenommenen<br />
Gespräch bedankt er sich <strong>für</strong> das Weihnachtsgeschenk und berichtet von neuerlichen<br />
Herzbeschwerden. Er sei in der Medizinischen Poliklinik der Universität Zürich,<br />
wohin er von seinem Arzt eingewiesen worden sei, untersucht worden. Der Befund<br />
sei zwar noch der gleiche, doch rührten die aktuellen Beschwerden von einer arbeitsbedingten<br />
Überanstrengung her. Seit drei Monaten habe er deshalb nicht mehr gearbeitet,<br />
und weil die Gemeindekrankenkasse nur wenig bezahle, habe er Schulden<br />
über Fr. 2500.–. Ferner interessiert er sich <strong>für</strong> Literatur zu den Themen Rauschgift<br />
und Nikotin.<br />
Im Dezember 1970 sendet B. K. seine Festtagswünsche aus dem «Kreckelhof» in<br />
Herisau, einer halboffenen Anstalt, denn «leider hat es mich wieder erwischt <strong>für</strong> eine<br />
Versorgung <strong>für</strong> 2 Jahre». 264 Wiederum bedankt er sich im Januar 1971 <strong>für</strong> das Weihnachtsgeschenk,<br />
und am 4. April übermittelt er auf einer Postkarte (Caravelle in Kloten)<br />
die Osterwünsche.<br />
264 Eine viermonatige Gefängnisstrafe, die am 12. Jan. 1971 vom Bezirksgericht See wegen wiederholten<br />
Diebstahls ausgesprochen wurde, kann B. K. im Kreckelhof, wo er sich ja schon befindet,