Text - Beratungsstelle für Landesgeschichte
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Leimgruber / Meier / Sablonier • Kinder der Landstrasse 69<br />
fester Wille und Herz haben sich hier die Hand zum erfolgreichen Helfen gereicht!<br />
Die Fotos reden eine ergreifende Sprache.» 194<br />
Der «Walliser-Bote» vom 22. Juli 1964 bezeichnete in seiner Rezension das «Hilfswerk»<br />
als «amtliche [!] Fürsorge <strong>für</strong> Kinder des fahrenden Volkes». «Die Erfolge<br />
des Verfassers sind überraschend, das Verständnis <strong>für</strong> diese Kinder muss aber noch<br />
vertieft werden, was das Büchlein letztlich bezweckt.» 195 Der «Kirchenbote des Kantons<br />
Zürichs» würdigte das «wertvolle kleine Buch» in der Ausgabe vom 1. Febr.<br />
1965. Siegfried habe «aus innerer Berufung» im Dienst notleidender Kinder und<br />
zum «Wohl der Jugend des Vagantenvolkes» gehandelt. Seine «schlichte Menschenfreundlichkeit»<br />
und «geduldige Kleinarbeit» habe «doch sehr schöne Erfolge»<br />
erzielt. 196<br />
«Elternhaus, Schule und Unterricht» schloss im August 1964 eine kurze Besprechung<br />
mit dem Satz: «Den Leser werden die Lebensläufe einzelner Kinder und die<br />
Stammbäume und was daraus entstanden ist, nicht nur interessieren, sonden auch auf<br />
seine Verantwortung hin ansprechen.» 197 Das offizielle Berner Kirchenblatt «Der<br />
Saemann» beschrieb «das Elend und die Verwahrlosung, in denen die Kinder des<br />
fahrenden Volkes aufwachsen müssen», «eine Not im unserem Lande […], von<br />
deren Vorhandensein wir meistens keine Ahnung haben». Siegfried habe jedoch die<br />
Kinder «in guten Pflegeplätzen untergebracht», seine «unablässige, selbstlose und<br />
hingebende Arbeit» habe «in vielen Fällen schöne Erfolge» gezeitigt. 198<br />
Der in Arbon erscheinende «Oberthurgauer» lieferte am 11. August 1964 eine ausführliche<br />
Besprechung von Sebastian Brandt: «Viele schwierige Kinder nahm er<br />
[Siegfried] in sein Haus auf, um sie zu beobachten; er und seine Gattin ersetzten<br />
ihnen Vater und Mutter.» Bei Rund der Hälfte sei die Sesshaftigkeit erreicht worden,<br />
«ein erstaunliches Resultat». Ausführlich wurden alle Laster der Fahrenden, wie<br />
Siegfried sie schilderte, aufgelistet und die These aufgestellt, Vagantität sei vererbt<br />
und werde wie alle besonders gefährlichen Erbkrankheiten in der Hauptsache durch<br />
Frauen weitergegeben. Aber auch die Umwelt spiele eine Rolle. Schliesslich erscheint<br />
auch hier Siegfried als edler Helfer: «Es zeigte sich aber wieder einmal, dass<br />
der Wille, konkret Gutes zu leisten, stärker war als die billig zu habenden Warnungen<br />
der selbstgerechten seelischen Faulpelze, die nach dem Prinzip ‹es möge jeder<br />
nach seiner Fasson selig werden› alles beim Alten lassen – sofern sie nur nicht selber<br />
darunter leiden.» Bei der Lektüre stelle sich allerdings die Frage, ob «es überhaupt<br />
einen Sinn [habe] einzugreifen? Wenn er [Siegfried] voraussetzt: ‹Im sesshaften<br />
Volk herrscht kaum ein Zweifel darüber, dass die Fahrenden samt und sonders raffinierte<br />
Diebe und Betrüger seien›, dann entkräften seine Beobachtungen diese Meinung<br />
nicht durchweg.» Aber es seien dennoch Erfolg zu verzeichnen: «Und neben<br />
Fehlschlägen gibt es Resultate, die alle Enttäuschungen wettmachen.» 199<br />
Auch aus dem Ausland kamen Reaktionen: Das Deutsche Jugendinstitut e.V. in<br />
München betonte im Archiv-Bericht (Heft Nr. 5/6, 1963/64, S. 127) «die wissen-<br />
194 BAR, J II.187, 1239.<br />
195 Ebda.<br />
196 Ebda.<br />
197 Ebda.<br />
198 Ebda.<br />
199 Ebda.