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Gerontopsychiatrisch veränderte Menschen im Krankenhaus ...

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<strong>Gerontopsychiatrisch</strong> <strong>veränderte</strong> <strong>Menschen</strong> <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong>:<br />

Krisenerlebnis oder Chance?<br />

Fachtagung <strong>im</strong> Rahmen des BMG-Modellprogramms zur Verbesserung der<br />

Versorgung Pflegebedürftiger am 12. Oktober 2005 in Bonn<br />

Prof. Dr. med. Albert Diefenbacher<br />

Konsiliar- und Liaisondienste. Erfahrungen und Perspektiven<br />

Unkenntnis und Vorurteile sind, salopp formuliert, einer der Gründe, weshalb psychiatrisch-psychotherapeutische-Liaisondienste<br />

(<strong>im</strong> Folgenden: CL-Dienste) notwendig<br />

sind. So ist viel zu wenig bekannt, dass körperlich kranke <strong>Menschen</strong> ein erhöhtes Risiko<br />

haben, <strong>im</strong> Rahmen ihrer körperlichen Erkrankung zusätzlich eine psychische Erkrankung<br />

erleiden zu können. Diese so genannte somato-psychische Komorbidität,<br />

also z.B. das gleichzeitige Vorliegen einer depressiven Erkrankung nach einem erlittenen<br />

Herzinfarkt oder eines Delir bei einer Demenz, ist während eines Aufenthaltes <strong>im</strong><br />

Allgemeinkrankenhaus häufig. So geht man davon aus, dass ca. 20 % aller über 70jährigen<br />

Patienten <strong>im</strong> Allgemeinkrankenhaus dort einen akuten Verwirrtheitszustand<br />

(Delir nach ICD-10 F05) entwickeln. Über alle Altersgruppen hinweg gehen vorsichtige<br />

Schätzungen davon aus, dass ca. 10 % aller <strong>Menschen</strong>, die pr<strong>im</strong>är wegen einer<br />

körperlichen Erkrankung <strong>im</strong> Allgemeinkrankenhaus behandelt werden, während dieser<br />

Indexbehandlung zusätzlich einer gleichzeitigen psychiatrisch-psychotherapeutischen<br />

Behandlung bedürfen. Einzelne Patientengruppen, so eben auch ältere <strong>Menschen</strong><br />

mit Demenzerkrankungen, sind dabei sehr empfindlich für die Entwicklung zusätzlicher<br />

psychischer Erkrankungen und weisen entsprechend höhere Häufigkeiten<br />

auf. Ebenfalls in den Bereich der Versorgung durch CL-Dienste gehören <strong>Menschen</strong>,<br />

die körperliche Symptome aufzeigen, ohne dass dafür eine körperliche Ursache vorliegt,<br />

aber auch Patienten nach Suizidversuchen.<br />

Gerade <strong>im</strong> Angesicht knapper Kassen wird dabei die Frage gestellt, ob es sich be<strong>im</strong><br />

Aufbau von CL-Diensten nicht etwa wieder einmal um eine sog. anbieterinduzierte<br />

Mengenausweitung an von den Krankenkassen zu bezahlenden Leistungen handelt,<br />

also inwieweit hier Psychiater und Psychotherapeuten nicht etwa eine Klientel identifiziert<br />

haben, die eigentlich keiner Behandlung bedürfe. Erfreulicherweise hat die Forschung<br />

der vergangenen 15 Jahre gezeigt, dass die gezielte psychiatrisch-psychotherapeutische<br />

Behandlung von somato-psychischer Komorbidität nicht nur zu einer<br />

Verbesserung der Lebensqualität der betroffenen Patienten führt, sondern möglicherweise<br />

sogar mit Kosteneinsparungen einhergeht. Diese Forschungsansätze sind<br />

überwiegend <strong>im</strong> US-amerikanischen Bereich verfolgt worden, aber das Kaufbeurener<br />

Modell ist ein schönes Modell für derartige Effizienzforschung in Deutschland. Auch<br />

wenn noch weitere Forschungsanstrengungen in diesem sozioökonomischen Bereich<br />

zu verfolgen sind, so gibt es doch Hinweise darauf, dass somato-psychische Komorbidität<br />

mit einer erhöhten Morbidität und Mortalität der betroffenen Patienten einhergeht,<br />

und möglicherweise auch zu z.B. verlängerten <strong>Krankenhaus</strong>aufenthalten<br />

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iso 2005 1

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