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Gerontopsychiatrisch veränderte Menschen im Krankenhaus ...

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Krankenhäusern zum Thema Angehörigenarbeit konnte belegen, dass nach<br />

wie vor nur etwa 50% aller Kliniken z.B. Angehörigengruppen anbieten. Das<br />

ist eigentlich ein Skandal.<br />

Grundsätzlich ist es wichtig, dass nicht nur Gruppenangebote für Angehörige<br />

vorgehalten werden, sondern dass Angehörige sich auch selbst organisieren.<br />

Das ist in Kaufbeuren sehr früh passiert, weil wir sehr aktive Angehörige<br />

haben. In Kooperation mit der regionalen Alzhe<strong>im</strong>er-Gesellschaft bieten<br />

wir einmal <strong>im</strong> Monat solche Angehörigentreffen an.<br />

Wir erkannten, dass es nicht nur bei den Angehörigen große Unsicherheiten<br />

gab, sondern auch in den Alten- und Pflegehe<strong>im</strong>en, die gar nicht auf die<br />

psychisch kranken älteren <strong>Menschen</strong> vorbereitet waren und auch sehr ablehnend<br />

mit Aufnahmen umgingen. Das heißt, dass wir in den He<strong>im</strong>en tätig<br />

werden mussten, um dort zum einen die psychisch kranken älteren <strong>Menschen</strong><br />

ausreichend zu betreuen, zum anderen aber auch das Personal vor<br />

Ort weiterzubilden.<br />

Die niedergelassenen Nervenärzte in unserer Region versorgen psychisch<br />

kranke <strong>Menschen</strong> in ihren Praxen, sie machen keine Hausbesuche. Es ist<br />

nach wie vor die absolute Ausnahme in vielen Regionen Deutschlands, dass<br />

ein Nervenarzt überhaupt in ein Pflegehe<strong>im</strong> geht. In Mecklenburg-Vorpommern<br />

beispielsweise gibt es kaum niedergelassene Nervenärzte. Hier in<br />

Bonn mag das anders sein, Herr Prof. Hirsch ist sehr aktiv vor Ort, aber es<br />

bleibt insgesamt festzuhalten, dass in diesem Bereich enorme Versorgungslücken<br />

bestehen.<br />

Durch den Schritt ins He<strong>im</strong>, durch den Schritt nach draußen kamen wir in<br />

unserer ambulanten Tätigkeit <strong>im</strong>mer mehr mit den Betroffenen vor Ort zusammen,<br />

konnten auch viel mehr Patienten in einem früheren Stadium erreichen.<br />

Trotzdem blieb die Psychiatrie mit einem gewissen Stigma behaftet.<br />

Dieses Stigma führte am Anfang z.B. dazu, dass viele Angehörige Bedenken<br />

hatten, wenn wir zum Hausbesuch kamen und dann das Auto vom Bezirkskrankenhaus<br />

vor der Tür parkte. Dass Probleme in der Familie bestehen,<br />

sollte <strong>im</strong> ländlichen Bereich niemand wissen. Da gab es sehr viele Unsicherheiten.<br />

Wir führten Fortbildungsveranstaltungen zum Thema durch,<br />

und versuchten, in der Region auch zusammen mit den niedergelassenen<br />

Kollegen um mehr Offenheit zu werben. Diese waren anfänglich gegenüber<br />

dem Vorhaben sehr reserviert. „Was will der Psychiater jetzt bei meinen<br />

Patienten zu Hause?“ Da gab es bei Beginn riesige Aufregungen. Aber es<br />

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