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Gerontopsychiatrisch veränderte Menschen im Krankenhaus ...

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sich erst langsam, und wenn wir Handlungsempfehlungen aussprechen, ist<br />

die Frage, wie die umgesetzt werden. Wir treffen ohnehin meistens nur auf<br />

die Assistenzärzte und nehmen große Hürden wahr. Was ist da Ihre persönliche<br />

Erfahrung? Die zweite Frage betrifft das Stellenprofil, das Sie aufgezeigt<br />

haben. Dieses setzt voraus, dass Sie ein Kollege sind, der fachlich<br />

hoch kompetent ist, der diagnostisch hoch kompetent ist, der die aktuellsten<br />

Wirkungen und Wechselwirkungen von Medikamenten <strong>im</strong> psychiatrischen<br />

und somatischen Bereich kennt usw. Sie müssen zudem sozialpsychiatrisch<br />

und in ethisch-menschlicher Richtung die richtige Haltung haben. Sie müssen<br />

sich <strong>im</strong> Netzwerk hervorragend auskennen, die komplementären Einrichtungen<br />

kennen. Dieses geballte Anforderungsprofil wirkt erdrückend oder<br />

lädt viele unserer Kollegen nicht unbedingt ein, diesen Job zu machen. Was<br />

ist da Ihre persönliche Erfahrung?<br />

Andreas Eichhorn: In Kaufbeuren war es anfänglich nicht anders, wir sind<br />

auch auf sehr viel Skepsis und Zurückhaltung gestoßen. Ich habe von diesen<br />

Berührungsängsten gesprochen, die waren allenthalben spürbar, und<br />

wir haben etwa ein halbes Jahr gebraucht, bis letztlich eine gewisse Vertrauensbasis<br />

hergestellt werden konnte. Auf dieser Vertrauensbasis hat sich<br />

<strong>im</strong> Laufe der Jahre dann ein sehr kollegiales Verhältnis entwickelt. Man kann<br />

sogar schon fast von einem freundschaftlichen Verhältnis sprechen. Ich höre<br />

<strong>im</strong>mer wieder von verschiedensten Berufsgruppen, dass die Psychiatrie<br />

oder der Liaisondienst aus dem <strong>Krankenhaus</strong> nicht mehr wegzudenken ist.<br />

Sicherlich brauchen Sie, wenn Sie so einen Dienst <strong>im</strong>plementieren wollen,<br />

jemanden, der sehr viel Erfahrung in der Psychiatrie hat, und Sie brauchen<br />

auch Leute, die eine hohe soziale und kommunikative Kompetenz besitzen,<br />

sonst können Sie so was nicht machen.<br />

Ruth Schlichting: Sie haben sehr eindrucksvoll dargestellt, wie die medizinische<br />

und pflegerische Behandlung vonstatten geht und welches Versorgungs-<br />

oder Pflegekonzept Sie in Kaufbeuren praktizieren. Wird in dem<br />

Akutkrankenhaus in Kaufbeuren auch darüber nachgedacht, das soziale und<br />

das räumliche Milieu für die psychisch Kranken zu verändern?<br />

Dr. Klaus Nißle: Das ist etwas sehr Grundsätzliches, es geht letztlich um das<br />

<strong>Menschen</strong>bild, es geht darum, wie man den Patienten sieht. Natürlich hat<br />

ein Allgemeinkrankenhaus zunächst eine ganz andere Denkweise, das wissen<br />

wir aus der Zeit, bevor der Liaisondienst ins Leben gerufen wurde. Da<br />

wird sehr funktionell gedacht, „da liegt ein Magen“ oder „da liegt eine Ober-<br />

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