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Gerontopsychiatrisch veränderte Menschen im Krankenhaus ...

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Demenzthematik stärker berücksichtigt werden, und dann müssen eben<br />

Türen geöffnet werden, wie wir es heute anhand von praktischen Beispielen<br />

gesehen haben.<br />

Volker Panzer: Ich will mal das Beispiel Kaufbeuren ins Spiel bringen. Wir<br />

haben heute etwas gehört, was eigentlich der gesunde <strong>Menschen</strong>verstand<br />

fordern könnte; dass man sagt, bei Demenzkranken oder bei gerontopsychiatrisch<br />

<strong>veränderte</strong>n Patient/innen muss jemand da sein, der eine Beziehung<br />

zu denen aufbaut. Da könnte man als Laie sagen, das liegt doch in der Natur<br />

der Sache; aber anscheinend ist dem nicht so. Anscheinend gab es<br />

schon sehr früh eine Trennung zwischen der somatischen und der psychiatrischen<br />

Medizin sowie der Pflege und Betreuung auf der anderen Seite. Herr<br />

Dr. von Cranach, warum ist gerade in Kaufbeuren so ein Modell entstanden?<br />

Das kann ja nicht nur Zufall gewesen sein?<br />

Dr. Michael von Cranach: Lassen Sie mich mal kurz 140 Jahre zurückgehen.<br />

Als Bismarck die RVO gründete und festlegte, dass die Kommunen<br />

zuständig für die stationäre Versorgung sein sollten, gab es eine Diskussion,<br />

wie das <strong>Krankenhaus</strong> <strong>im</strong> Kreis oder der Stadt aussehen soll, und da haben<br />

viele Psychiater gesagt, da muss auch die Psychiatrie rein. Aber es wurde<br />

beschlossen, dass die Psychiatrie zusammen mit dem „Krüppelwesen“ und<br />

den Lungenkrankheiten in großen staatlichen, getrennten Systemen zu behandeln<br />

sei. Und dagegen kämpfen wir <strong>im</strong>mer noch an, das ist das Problem.<br />

Kein Fach der Medizin hat sich in den letzten 25 Jahren so massiv verändert<br />

wie die Psychiatrie, aber jetzt ist sie soweit, dass sie wieder in der somatischen<br />

Medizin aufgenommen werden könnte. Und weil wir so nahe rangekommen<br />

sind an die Somatik, bestehen plötzlich Ängste aufgrund von Vorurteilen<br />

und aufgrund von Unkenntnissen, und diese müssen wir überwinden.<br />

Wir versuchen es. Warum bei uns? Als die Psychiatriereform in Bayern 1980<br />

mit dem Ersten Bayerischen Psychiatrieplan anfing, waren die Krankenhäuser<br />

in einem grauenvollen Zustand, mit einer unbearbeiteten Vergangenheit<br />

von Mord und Nazi-Zeit, und jetzt ging es darum, das zu verändern. Wir<br />

haben uns an die Arbeit gemacht und haben <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong>, wie an vielen<br />

anderen Orten auch, die ehemals 1.000 geschlossenen Betten auf derzeit<br />

160 Betten reduziert. Gleichzeitig haben wir ganz viel ambulantisiert und<br />

versucht, das <strong>Menschen</strong>bild der Mitarbeiter/innen zu verändern und Vorurteile<br />

sowie Stigmatisierungen in der Bevölkerung abzubauen. Ein Problembereich<br />

war die Gerontopsychiatrie. Die Psychiatrischen Kliniken waren früher<br />

Orte, an die die Altershe<strong>im</strong>e ihre sterbenden und unbequemen Pati-<br />

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