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Gerontopsychiatrisch veränderte Menschen im Krankenhaus ...

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Obwohl mir die Ärztin zugestand, dass dies für meine demente schwerkranke<br />

Mutter äußerst belastende Untersuchungen sein würden, da sie nicht<br />

mehr verstehen konnte, was diese Manipulationen an ihrem Körper bedeuten<br />

würden und eine Narkose nicht in Frage käme, sollten die Untersuchungen<br />

durchgeführt werden.<br />

Man könnte sagen, diese Situation stürzte mich als Angehörige in eine Krise.<br />

In kürzester Zeit musste ich mir selbst die Frage beantworten, ob ich mit<br />

der Verweigerung dieser Eingriffe meine eigenen ethischen Grundsätze<br />

verletzten würde, nämlich alles zum Wohle meiner Mutter zu tun.<br />

Wider alle Erwartungen überstand meine Mutter diese Erkrankung. Allerdings<br />

war sie nicht mehr in der Lage, zu laufen oder zu sitzen, sondern in<br />

ihrer Schwäche war sie bettlägerig. So wurde sie entlassen. Niemand erwähnte<br />

die Möglichkeit einer Rehabilitationsmaßnahme auch für demente<br />

<strong>Menschen</strong>. Dass es sie gab, erfuhr ich durch eine Ärztin der Nervenklinik, in<br />

der meine Mutter lebte. Das erforderte allerdings weiterhin meine tägliche<br />

Anwesenheit wie <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong>, aber nach mehreren Wochen konnte<br />

meine Mutter wieder - gestützt auf meinen Arm - langsam spazieren gehen.<br />

Das bedeutete, ihr einen sehr großen Teil ihrer Lebensqualität zurückzugeben.<br />

Das sind nur einige Beispiele von vielen. Auch heute noch sind wir weit davon<br />

entfernt, Demenzkranke <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong> krankheitsgerecht zu betreuen.<br />

Das hat nichts mit einer absichtlichen Vernachlässigung zu tun, sondern<br />

in den meisten Fällen mit fehlendem Wissen um die fachgerechte Versorgung<br />

solcher Patienten. Es ist besonders gravierend, wenn man junge Pflegekräfte<br />

in der Ausbildung nicht auf die Versorgung dementer Patienten<br />

vorbereitet.<br />

So erlebte ich vor einigen Tagen, wie eine bettlägerige Patientin, die sich<br />

verbal kaum noch äußern konnte, nach etwas Trinkbarem verlangte, indem<br />

sie ihren leeren Becher dem jungen Pfleger entgegenhielt und unverständliche<br />

Worte stammelte. Er sagte daraufhin: „Dürfen Sie etwas trinken? Ich<br />

dachte, Sie werden morgen operiert.“ Die Frau stammelte so etwas wie „ja“,<br />

und daraufhin füllte er den Becher mit Wasser und sagte: „Na gut, aber auf<br />

Ihre Verantwortung.“ - Eine absurde, aber auch sehr von Hilflosigkeit geprägte<br />

Reaktion.<br />

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