27.11.2012 Aufrufe

Gerontopsychiatrisch veränderte Menschen im Krankenhaus ...

Gerontopsychiatrisch veränderte Menschen im Krankenhaus ...

Gerontopsychiatrisch veränderte Menschen im Krankenhaus ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Eine aufladbare Karte muss aus einem Automaten gezogen werden, sie<br />

muss in dem Telefonapparat installiert werden, und die Gebrauchsanweisung<br />

muss gelesen und verstanden werden, sonst geht es so, wie bei einer<br />

alten Dame, die sich wütend einen Techniker kommen ließ, da der Telefonapparat<br />

auf ihrem Nachttisch gestört sei, sie bekäme keinen Anschluss nach<br />

draußen, sie könnte nur angerufen werden. Des Rätsels Lösung bestand<br />

darin, dass sie keine „0“ vorgewählt hatte, um eine Amtsleitung zu bekommen.<br />

Sie hatte das in der Anleitung nicht erkennen können.<br />

Zum Teil ist es ein Abenteuer, in einem <strong>Krankenhaus</strong> von einer Station zu<br />

den einzelnen Untersuchungsebenen zu gelangen und wieder zurückzufinden,<br />

auch wenn das vielleicht für die dort tätigen Fachkräfte nicht vorstellbar<br />

ist.<br />

Ich war neulich mit meinem Mann zu einer ambulanten Untersuchung in<br />

einem <strong>Krankenhaus</strong> in Karlsruhe. Nach der Untersuchung (unter Verwendung<br />

eines Computertomographen) wollten wir das Sprechz<strong>im</strong>mer eines<br />

Arztes aufsuchen. Farbige Linien auf dem Fußboden sollten als Wegweiser<br />

dienen. Wie in einem Labyrinth suchten wir den entsprechenden Weg. Von<br />

fünf befragten Ärzten glaubte nur einer, uns die Richtung weisen zu können<br />

- sein Glaube war stärker als sein Wissen. Da ich heute vor Ihnen stehe,<br />

sehen Sie, dass wir doch noch selbst fündig geworden sind.<br />

Eine ganz bittere Erfahrung hatte ich mit einer engen Freundin meiner Mutter.<br />

Sie war eine sehr gebildete und intelligente alte Dame, die an Osteoporose<br />

litt. Sie lief gebeugt und mühsam mit Gehhilfen, so dass sie mit über 90<br />

Jahren äußerlich das Bild eines alten Weibleins darstellte. Außerdem war<br />

sie wegen ihrer zunehmenden Schwerhörigkeit darauf angewiesen, dass<br />

man laut und deutlich mit ihr sprach. Als sie wegen einiger Probleme des<br />

Verdauungstraktes ins <strong>Krankenhaus</strong> kam, wusste sie nicht, warum man bei<br />

ihr eine Magensonde legen wollte. Sie hatte die Erklärungen einfach akustisch<br />

nicht verstanden. Auf ihre Nachfragen sah man mitleidig auf sie herab<br />

und stufte sie als leicht dement ein, und somit hielt es schon niemand mehr<br />

für nötig, sich noch mit der Aufklärung über eine Behandlung abzugeben.<br />

Man redete über ihren Kopf hinweg, als sei sie ein Gegenstand. So erfuhr<br />

sie auch nichts über die Risiken eines solchen Eingriffs.<br />

Diese alte Dame ergab sich quasi in ihr Schicksal, sie hörte auf zu fragen,<br />

die Sonde wurde gelegt, einige Tage später wegen Komplikationen wieder<br />

14

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!