27.11.2012 Aufrufe

Gerontopsychiatrisch veränderte Menschen im Krankenhaus ...

Gerontopsychiatrisch veränderte Menschen im Krankenhaus ...

Gerontopsychiatrisch veränderte Menschen im Krankenhaus ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

matisierend für die betroffenen <strong>Menschen</strong> sein und führt gegensätzlich zur<br />

intendierten Wirkung häufig dazu, dass die Situation weiter eskaliert. Oft<br />

steht der Pr<strong>im</strong>ärbehandler deliranten Patienten hilflos gegenüber, kann das<br />

herausfordernde Verhalten nicht einordnen, erlebt den Druck von Seiten des<br />

Pflegepersonals, doch endlich etwas zu unternehmen, insbesondere bei<br />

Patienten, die ihre Umgebung verzerrt wahrnehmen, paranoid verarbeiten,<br />

ängstlich sind und konsekutiv fremdaggressive Verhaltensweisen entwickeln<br />

können. Die Pr<strong>im</strong>ärbehandler neigen dann oftmals zu einer vollkommen<br />

irrationalen Polypharmazie, die manchmal einer gewissen aggressiven Gegenübertragung<br />

geschuldet ist. Diese unreflektierte Polypharmazie kann<br />

wiederum gravierende Nebenwirkungen zur Folge haben, so dass sehr<br />

schnell eine sich beschleunigende Negativspirale entsteht.<br />

In diesem Zusammenhang möchte ich auch erwähnen, dass durch den Einbezug<br />

eines Facharztes unnötige kurzfristige oder längerfristig angelegte<br />

psychopharmakologische Interventionen mit all ihren gesundheitlichen und<br />

ökonomischen Implikationen vermieden werden könnten. Immer wieder bin<br />

ich mit der unnötigen Verordnung eines Antidepressivums konfrontiert, weil<br />

vom Pr<strong>im</strong>ärbehandler ein dementielles Syndrom oder ein Delir als Depression<br />

fehlinterpretiert wird. Da auf Seiten der Pr<strong>im</strong>ärbehandler bezüglich der<br />

Psychopharmakologie oft große Unkenntnis besteht, werden auch bei<br />

grundsätzlich richtiger Indikation Präparate eingesetzt, die insbesondere bei<br />

älteren <strong>Menschen</strong> mit einer hohen Komplikationsrate verbunden sein können.<br />

Die Wahl der richtigen Substanz ist auch unter dem Aspekt möglicher<br />

Arzne<strong>im</strong>ittelinteraktionen von großer Bedeutung. Ältere <strong>Menschen</strong> sind häufig<br />

mult<strong>im</strong>orbid und nehmen <strong>im</strong> Schnitt fünf verschiedene Medikamente pro<br />

Tag ein. Hinweisen möchte ich außerdem auf die <strong>im</strong>mer noch häufige<br />

gleichsam reflexhafte Verordnung von Benzodiazepinen bei Schlafstörungen,<br />

die eigentlich obsolet sein sollte. Folgen einer derartigen Verordnungspraxis<br />

können u.a. eine iatrogene Abhängigkeit sein, eine erhöhte Sturzgefahr<br />

durch Muskelrelaxation oder auch eine Prolongation bereits vorbestehender<br />

Verwirrtheitszustände. Um das Gesagte und die multiprofessionelle<br />

Arbeitsweise des Liaisondienstes exemplarisch zu verdeutlichen, möchte ich<br />

nun einen Einzelfall vorstellen:<br />

48

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!