4-2015
Fachzeitschrift für Medizintechnik-Produktion, Entwicklung, Distribution und Qualitätsmanagement
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tisch unbegrenzte Hübe erreicht<br />
werden. Solche Motoren werden<br />
sowohl für sehr hohe als auch für<br />
sehr geringe Vorschubgeschwindigkeiten<br />
eingesetzt und arbeiten<br />
präzise in einem Bereich von<br />
unter 0,1 μm/s bis zu über 5 m/s.<br />
In Kombination mit Luft- oder<br />
Magnetlagern ist eine Positionsauflösung<br />
bis zu wenigen Nanometern<br />
erreichbar.<br />
Kraft- und<br />
Positionsregelung<br />
Aufgrund der Stromsteuerung<br />
und der linearen Abhängigkeit der<br />
Antriebskraft zum Strom können<br />
magnetische Direktantriebe nicht<br />
nur positions- oder geschwindigkeitsgeregelt<br />
betrieben werden,<br />
sondern auch kraftgeregelt.<br />
Die Kraftregelung ermöglicht<br />
den Betrieb von magnetischen<br />
Antrieben und Verstellern mit<br />
definierter Halte- oder Vortriebskraft.<br />
Die Kraft- und Positionssensoren<br />
können gleichzeitig ausgelesen<br />
und die Werte verarbeitet<br />
werden. Dadurch ergeben sich<br />
neben der reinen Kraftregelung<br />
die Optionen einer unterlagerten<br />
Positions- und Geschwindigkeitsregelung.<br />
Eine Auto-Zero-Funktion<br />
legt den Haltestrom fest, bei<br />
dem der Antrieb im ungeregelten<br />
Betrieb eine Kraft von 0 N<br />
aufbringt, z.B. für die Kompensation<br />
der Gewichtskraft.<br />
Ein typischer Vertreter dieser<br />
Klasse ist der magnetische Linearversteller<br />
V-273 (Bild 4), der optional<br />
mit einem eigens entwickelten<br />
Kraftsensor verfügbar ist. Bei<br />
ihm beträgt die Kraftauflösung<br />
0,025 N, also umgangssprachlich<br />
2,5 Gramm. Mit der Ansteuerung<br />
über einen digitalen Motion<br />
Controller lassen sich so Aufgaben<br />
im Automatisierungsverbund<br />
lösen, die sowohl eine schnelle<br />
Positionierung im Bereich von einzelnen<br />
Mikrometern und darunter<br />
erfordern als auch eine geregelte<br />
Aktorkraft. Eine typische Anwendung<br />
hierfür ist beispielsweise die<br />
Funktionsprüfung von Bedienelementen<br />
und Sensoren.<br />
Da gerade im Bereich der Präzisionspositionierung<br />
die Anwendungen<br />
teilweise sehr unterschiedliche<br />
Anforderungen an die eingesetzten<br />
Antriebe und Positioniersysteme<br />
haben, passt Physik Instrumente<br />
alle Systemkomponenten<br />
wie Motor, Messsystem, Führungstechnologie<br />
oder Ansteuerung<br />
auf die anwendungs- oder<br />
kundenspezifischen Anforderungen<br />
an. Dadurch wird eine ähnliche<br />
Technologietiefe und Flexibilität<br />
erzielt, wie bei den piezokeramischen<br />
Antrieben des gleichen<br />
Herstellers. Zusammen<br />
mit den Kenntnissen über Regelungstechnik,<br />
Führungssysteme<br />
und Nanometrologie-Sensorik<br />
sind so auch bei den magnetischen<br />
Direktantrieben individuelle<br />
Lösungen möglich.<br />
Für den Anwender macht es<br />
dann praktisch keinen Unterschied,<br />
nach welchem Antriebs prinzip<br />
sein Positioniersystem arbeitet.<br />
Er kann sicher sein, dass er eine<br />
auf die Applikation maßgeschneiderte<br />
Positionierlösung erhält, einschließlich<br />
der notwendigen Controller<br />
(Bild 5a und 5b) und Sensorik,<br />
z. B. kapazitive, absolut<br />
messende Sensoren oder optische<br />
Encoder.<br />
Jenseits der Standardtechnologie<br />
Für die Wahl des für eine<br />
Positionieranwendung idealen<br />
Antriebskonzepts gibt es leider<br />
kein Patentrezept. Welche<br />
Antriebslösung sich am besten<br />
eignet, ist immer vom Zusammenspiel<br />
vieler Parameter abhängig,<br />
die die konkrete Anwendung<br />
vorgibt.<br />
Rotationsversteller beispielsweise<br />
nutzen als Direktantrieb<br />
sogenannte Torque-Motoren<br />
(Bild 6). Sie überzeugen vor allem<br />
durch ihre hohe Dynamik und<br />
Positionsauflösung. Sie werden<br />
z. B. in der Materialforschung<br />
für die Probenbewegung eingesetzt<br />
und können hinsichtlich ihrer<br />
Belastbarkeit frei skaliert werden.<br />
Sie erreichen Geschwindigkeiten<br />
bis 360 °/s; integrierte Encoder<br />
ermöglichen eine direkte Positionsmessung<br />
und als Option ist<br />
eine Luftlagerführung möglich<br />
(Bild 7), was z. B. in Präzisionsmaschinen<br />
zu einem reibungsfreien<br />
Betrieb sorgt.<br />
Speziell ausgelegt<br />
Bild 4: Magnetischer<br />
Linearantrieb mit optionaler<br />
Kraftregelung.<br />
Bild 5: Komplette<br />
Systemlösungen auch<br />
bei magnetischen<br />
Direktantrieben.<br />
Bild 6: Planarscanner<br />
von PI mit Luftlager und<br />
magnetischen<br />
Direktantrieben.<br />
Bild 7: Sechsachsiges<br />
Positioniersystem, das auf<br />
magnetischem Schweben<br />
basiert.<br />
Durch spezielle Lösungsansätze<br />
kann über die Standardtechnologien<br />
wie Voice Coil und Linearmotor<br />
hinaus eine weitere Optimierung<br />
der Lösung vor allem in<br />
Bezug auf Kraftdichte, Energieeffizienz<br />
und Baugröße erreicht werden.<br />
Hier setzt PI beispielsweise<br />
auf Resonanzantriebe mit bis zu<br />
60 g Beschleunigung oder Reluktanzantriebe<br />
für extrem kompakte<br />
Bauformen. Spezielle Magnetanordnungen<br />
(z. B. Halbach Arrays)<br />
können darüber hinaus auch zur<br />
Gewichtsreduzierung der bewegten<br />
Komponenten beitragen, was<br />
abermals optimale Dynamik und<br />
Wirkungsgrad ermöglicht.<br />
Beste dynamische Eigenschaften<br />
erreichen z. B. Hexapoden mit<br />
magnetischen PIMag Direktantrieben<br />
(Bild 8); hier sind Geschwindigkeiten<br />
von mehreren hundert<br />
mm/s und Beschleunigungen<br />
bis zu 4 g möglich. Das spezielle<br />
Design mit Festkörpergelenken<br />
verzichtet völlig auf rollende<br />
und reibende Elemente und ermöglicht<br />
dadurch eine spielfreie<br />
Bewegung ohne mechanisches<br />
Rauschen. Unerwünschte Störfrequenzen<br />
aus der Hexapod-<br />
Mechanik beeinflussen also die<br />
Messung nicht. Automatisierte<br />
Testzyklen bei der Bewegungssimulation<br />
mit hohen Frequenzen<br />
lassen sich so mit großer<br />
Beschleunigung und Geschwindigkeit<br />
realisieren. Gleichzeitig ist<br />
ein präzises Folgen vorgegebener<br />
Trajektorien möglich.<br />
Ein weiteres Beispiel, was sich<br />
mit elektromagnetischen Antrieben<br />
realisieren lässt, liefert der<br />
PIMag 6D (Bild 9). Bei diesem<br />
Positioniersystem schwebt der<br />
passive Läufer auf einem magnetischen<br />
Feld und wird durch dieses<br />
aktiv. Objekte lassen sich auf<br />
diese Weise mit bisher unerreichter<br />
Führungsgenauig keit (aktive<br />
Linearführung) in der Ebene<br />
linear bzw. rotativ bewegen. Ein<br />
wesentlicher Vorteil dieses Prinzips<br />
ist das Fehlen eines mechanischen<br />
Kontaktes im Antriebsstrang<br />
und der Führung; es gibt<br />
folglich keine Reibung. Weil es<br />
keine Reibung gibt, entsteht auch<br />
kein Abrieb, der den Arbeitsraum<br />
verunreinigen könnte. Außerdem<br />
sind keine Schmiermittel notwendig;<br />
dadurch können diese magnetisch<br />
geführten Systeme gut im<br />
Vakuum oder unter Stickstoffatmosphäre<br />
arbeiten. Bahnbewegungen<br />
sind bei einer Beschleunigung<br />
von bis zu 2 m/s² und einer<br />
Geschwindigkeit von derzeit bis<br />
zu 100 mm/s mit Nanometerpräzision<br />
realisierbar. Den magnetischen<br />
Direktantrieben werden sich<br />
so zukünftig viele weitere Einsatzbereiche<br />
erschließen.<br />
Physik Instrumente (PI)<br />
GmbH & Co. KG<br />
info@pi.ws<br />
www.pi.ws<br />
meditronic-journal 4/<strong>2015</strong><br />
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