4-2015
Fachzeitschrift für Medizintechnik-Produktion, Entwicklung, Distribution und Qualitätsmanagement
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Produktion<br />
Lasertechnik für den perfekten Stent<br />
Die Leistungsfähigkeit von Laseranlagen zum Fein- und Mikroschneiden ist immer nur so gut wie das<br />
Gesamtkonzept, bestehend aus Maschinenbau, Strahlquelle sowie Inline-Qualitätsprüfung und Automation. Das<br />
maximale Potenzial wird deshalb nur durch applikationsspezifische Anlagen erschlossen, beispielsweise beim<br />
Schneiden von Stents etc.<br />
Bild 1: Typisches Stent-<br />
Design aus Edelstahl<br />
für die Implantation in<br />
Herzkranzgefäße<br />
Bild 3: Kundenspezifische Anlage mit vollautomatischem Lademagazin und Entnahme-<br />
Handling für max. 1600 mm lange Teile: Das System „Multi Flexi Tube MFT“ ist modular<br />
aufgebaut. Das ganze Maschinengestell besteht aus einem robusten Granitrahmen.<br />
Bild 2: Hypotubes sind<br />
Führungsdrähte, mit<br />
denen der Arzt die Stents<br />
an die richtige Stelle im<br />
menschlichen Körper<br />
schiebt. Ihre Flexibilität<br />
erhalten die Edelstahlrohre<br />
von oftmals weniger als<br />
0,3 mm Durchmesser, indem<br />
sie spiralförmig geschnitten<br />
werden, zum Teil mit<br />
unterbrochenem Schnitt.<br />
Autor:<br />
Eduard Fassbind,<br />
CEO, Swisstec<br />
Micromachining AG, CH<br />
Verstopfte Arterien werden<br />
meistens durch falsche Ernährung,<br />
Rauchen, Krankheiten oder<br />
erbliche Veranlagung hervorgerufen<br />
und können für den Patienten<br />
fatale, oft tödliche Folgen<br />
haben. Stents – die Herkunft des<br />
Namens ist nicht eindeutig belegt –<br />
sind implantierbare Gefäßstützen,<br />
die den ungehinderten Durchfluss<br />
von Blut in den Arterien wiederherstellen.<br />
Je nach Implantationsort<br />
im Körper kann der Durchmesser<br />
eines Stents 1 bis 10 mm betragen.<br />
Die Länge reicht von wenigen<br />
Millimetern bis hin zu einigen<br />
Zentimetern.<br />
Eines ist fast allen Stents jedoch<br />
gemeinsam: Erst wenn sie am<br />
endgültigen Ort platziert wurden,<br />
ist der maximale Durchmesser<br />
gefragt. Um sie dorthin zu bringen,<br />
werden sie mit noch geringerem<br />
Durchmesser durch die Arterien<br />
geschoben (Bilder 1 und 2). Erst<br />
dann wird der Stent aufgedehnt.<br />
Stents aus speziellem Edelstahl<br />
oder Kobalt-Chrom werden üblicherweise<br />
durch den operierenden<br />
Arzt durch einen Ballon auf die<br />
gewünschte Dimension gebracht.<br />
Eine Besonderheit stellen<br />
Stents aus der Formgedächtnislegierung<br />
Nitinol dar. Stents aus<br />
diesem extrem flexiblen Material<br />
werden in der Fertigung nach dem<br />
Schneideprozess zuerst mechanisch<br />
auf den endgültig gewünschten<br />
Durchmesser aufgedehnt. In<br />
einem Ofen wird der gedehnte<br />
Zustand dann im „Gedächtnis“ des<br />
Nitinols verankert. Sodann wird<br />
der aufgedehnte Stent mechanisch<br />
wieder auf einen kleineren<br />
Durchmesser reduziert. Wird der<br />
Nitinol-Stent schließlich implantiert,<br />
dehnt er sich mit der Körpertemperatur<br />
des Patienten wieder<br />
selbstständig auf den „gemerkten“<br />
Durchmesser auf. Bis jedoch aus<br />
dem Rohr ein fertig implantierbarer<br />
Stent wird, sind viele Fertigungsschritte<br />
notwendig. Einen<br />
zentralen Prozessschritt stellt<br />
hierbei das Laserschneiden dar.<br />
Laserschneiden mit<br />
3000 mm/min. und mit<br />
höchster Präzision und<br />
Dynamik<br />
Die meisten Metall-Stents werden<br />
aus Rohren mit Wandstärken<br />
von oft nur wenigen Zehntelmillimetern<br />
geschnitten. Das Design<br />
ist derart optimiert, dass der Blutfluss<br />
bestmöglich gewährleistet ist<br />
und eine größtmögliche Flexibilität<br />
erhalten bleibt. Außerdem soll<br />
der Stent das Aufdehnen bestmöglich<br />
überstehen.<br />
Für den Laserprozess bedeutet<br />
dies, dass sehr feine Strukturen<br />
genauestens geschnitten und<br />
Wärme einwirkung sowie Mikrorisse<br />
verhindert werden sollen.<br />
Mit den bei swisstec micromachining<br />
ag (Swiss Made) eingesetzten<br />
Faser- und / oder FEMTO<br />
Laser und den hochpräzisen<br />
mechanischen Komponenten ist<br />
88 meditronic-journal 4/<strong>2015</strong>