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Drucksache 15/5028 – 156 – Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode<br />

lichen-Psychotherapeuten in den neuen Bundesländern im Vergleich zu den<br />

alten Bundesländern um ein Vierfaches geringer. Die Bundesregierung bewertet<br />

die Etablierung neuer Lehrstühle für Kinder- und Jugendpsychiatrie in den<br />

neuen Bundesländern als positiven Anfang.<br />

Sofern nicht eine Notfallintervention erforderlich ist, liegen die Wartezeiten auf<br />

stationäre Behandlungsplätze in der Kinder- und Jugendpsychiatrie je nach<br />

regionaler Versorgungssituation nach Mitteilung der Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

der Ltd. Klinikärzte in der Kinder- und Jugendpsychiatrie zwischen zwei<br />

und fünf Monaten. Wartezeiten in den Kliniken angegliederten Institutsambulanzen<br />

liegen für reguläre, nicht notfallmäßige Behandlungen bundesweit je<br />

nach Versorgungsdichte und Jahreszeit zwischen sechs Wochen und fünf Monaten.<br />

Nach einer empirischen Arbeit von Zepf und Mitarbeitern (2001) werden<br />

für den Bereich der ambulanten Kinder- und Jugendpsychotherapie durchschnittliche<br />

Wartezeiten von zwei Monaten auf ein diagnostisches Gespräch<br />

und von viereinhalb Monaten auf einen Therapieplatz berichtet. Nach Einschätzung<br />

der Bundespsychotherapeutenkammer ist die Aussagekraft der durchschnittlichen<br />

Wartezeiten für die Gruppe der Patientinnen und Patienten, die<br />

schließlich eine kinder- und jugendpsychotherapeutische Behandlung erhalten,<br />

aufgrund der hohen Ablehnungsquote trotz bestehender Indikation gering.<br />

Einen indirekten Zugang erlauben Studien zur Epidemiologie psychischer<br />

Störungen und zum Versorgungsbedarf im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie.<br />

Dabei ist aber insbesondere von Bedeutung, dass Kinder- und Jugendliche<br />

mit einer psychischen Störung nicht immer bereit sind, eine Psychotherapie<br />

in Anspruch zu nehmen. Daten zur Prävalenz erlauben daher nicht immer<br />

eine Abschätzung des Versorgungsbedarfs.<br />

Im Hinblick auf präventive Hilfen ist vor allem eine frühzeitige Diagnosestellung<br />

besonders wichtig. Schon im Kindergartenalter müssen etwaige Wahrnehmungsstörungen,<br />

die häufig Grundlage für Lernstörungen sind, frühzeitig<br />

festgestellt und behandelt werden.<br />

Kinder mit z. B. Lese-Rechtschreib-Störungen, autistischen und emotionalen<br />

Störungen müssen rechtzeitig erkannt und ggf. muss eine Therapie eingeleitet<br />

werden, bevor die schulische Laufbahn bereits Schaden genommen hat.<br />

Unter dem speziellen Blickwinkel von Schulabbrüchen ist es notwendig, dass<br />

schulordnungspolitische Verfahren bei Schulversäumnissen strikt befolgt und<br />

so durchgeführt werden, dass die betroffenen Kinder – falls erforderlich – möglichst<br />

rasch einer notwendigen Diagnostik und Behandlung im medizinischen<br />

Sektor zugeführt werden.<br />

Gleichzeitige Hilfen für die seelische Entwicklung im Sinne der Unterstützung<br />

der Selbstsicherheit und Ich-Stabilität sind sinnvoll. Hier können Programme<br />

und Handreichungen für die Lehrerinnen und Lehrer präventiv hilfreich sein<br />

wie z. B. die von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung aufgelegten<br />

Materialien zu „Achtsamkeit und Anerkennung“ oder das Programm „Mind<br />

matters“, das seit einigen Monaten als Modellprojekt in verschiedenen Bundesländern<br />

gefördert wird. Hier wird versucht, das Thema psychische Gesundheit<br />

bereits in den Schulunterricht zu verankern und auch die Gestaltung des Schulalltags<br />

selbst durch Themen wie „Stressbewältigung“, „Mobbing“ u. a. positiv<br />

zu beeinflussen.<br />

Wesentlich erscheint der Bundesregierung auch die weitere Verbesserung einer<br />

Integration verschiedener Hilfeangebote der ambulanten und stationären Kinder-<br />

und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie, der Schule, der Jugendhilfe<br />

und weiteren Diensten der psychosozialen Versorgung (z. B. Sozialpsychiatrische<br />

Zentren, Suchthilfe u. a.). In einem vom Bundesministerium für Gesundheit<br />

und Soziale Sicherung durchgeführten Projekt konnte in verschiedenen<br />

Regionen gezeigt werden, dass entsprechende Kooperationsmodelle zu einer

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