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Gewölbe- and Pfeilersystem.

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werden muss. In der Ausführung der Wölbung, die jedoch nach <strong>and</strong>erem Plane über zierlichen<br />

runden Gewölbdiensten, stattgefunden hat, welche sich theils über die untere Polygongliederung<br />

der Pfeiler beim Arcadensimse stellen, theils auf Consolen an der W<strong>and</strong><br />

beginnen, und mit Capitälen im Style der ersten Hälfte des 13. Jahrh. bekrönt sind, also der<br />

Zeit nach sich unmittelbar der ältern Anlage anschliessen, ist das sechskappige <strong>Gewölbe</strong> durch<br />

Einlagen von Diagonalrippen, die von den Zwischenpfeilern ausgehen, zu einem einfachen<br />

Netzgewölbe modificirt. Die ursprüng'lichen Fenster sind auch hier rundbogig, der Dachan-<br />

satz der Seitenschiffe ist durch spitzbogige nach dem Dachbodenraum gehende Fensteröffnungen<br />

über den Arcaden belebt. Im Äussern zeigen sich Strebepfeiler sowohl am Mittel- als<br />

am Seitenschiff. Jene des Mittelschiffes sind wie an der Michaelskirche zu Wien nicht höher<br />

aufgeführt als es der <strong>Gewölbe</strong>ansatz verlangt, daher sie bei der Sohlbank der Fenster, welche<br />

hier höher liegen als der Dachanschluss, abgeschlossen und von da an der Mittelschiffw<strong>and</strong><br />

als blosse Lesenen fortgesetzt sind.<br />

In der Liebfrauenkirche zu Trier (von 1227— 1244) (Fig. 72)x) erscheinen gegliederte<br />

Pfeiler neben schlanken Rundpfeilern. Die gegliederten Pfeiler bestehen aus rundem Kern<br />

mit vier angelegten und durch Ringe verbundenen Diensten. Uber die<br />

schlanken Pfeiler spannen sieh spitzbogige Arcaden; von den Capitälen<br />

der Rundpfeiler steigen Dienste auf, welche die Rippen und Gurten der<br />

Mittelschiffwölbung tragen. Der ganze Raum zwischen dem Arcadengesimse<br />

und den Schildbogen ist durch ein seinem grössten Theile nach<br />

blindes Maasswerkfenster ausgefüllt, in dem nur wenige Öffnungen<br />

durchbrochen sind, da die Dächer der Seitentheile im Äussern hoch<br />

aufsteigen. Im Äussern zeigen sich Strebepfeiler; die Gesimse jedoch,<br />

welche theilweise sehr stark sind, lassen dieselben nicht zu selbstständig<br />

werden, sondern verbinden alle Theile unter ein<strong>and</strong>er.<br />

Das Langhaus des Domes zu Magdeburg2), das ungefähr um diese<br />

Zeit angelegt zu sein scheint, war in der ursprünglichen Anordnung auf<br />

ein doppeljochiges System berechnet. Man liess jedoch im Laufe der Aus­<br />

Fig. 72. A us der Marienkirche<br />

zu Tricr.<br />

<strong>Gewölbe</strong>- und <strong>Pfeilersystem</strong>. 91<br />

führung die Zwischenpfeiler weg und spannte über je zwei für quadratische<br />

Kreuzgewölbe bestimmte Abtheilungen der Seitenschiffe ein<br />

oblonges Kreuzgewölbe. Als man jedoch später im Verlaufe des Baues<br />

zur Wölbung des Mittelschiffes schritt, ging man von der quadratischen<br />

Anordnung ab und spannte je zwei oblonge Kreuzgewölbe. Es ist also immer nur abwechselnd<br />

ein Gewölbanfang im Mittelschiff bis auf den Boden fortgesetzt, während der <strong>and</strong>ere<br />

aber unmittelbar über dem Bogenscheitel des weit gesprengten Arcadenbogens beginnt. Der<br />

Bau dauerte sehr lange und das Architectursystem ist daher nicht als Muster einer Zeit zu<br />

betrachten. Die Pfeiler bestehen aus rechteckigem Kern, an welchen sich in den Arcaden Halbsäulen<br />

anlegen, gegen das Mittel- und Seitenschiff zu aber eine rechteckige Vorlage mit<br />

3 Diensten. Die Fenster des hohen Schiffes gehen bis zum Arcadensimse herab und sind mit einfachem<br />

Maasswerk ausgefüllt. Doch ist dasselbe entwickelter als jenes von S. Gereon in Cöln;<br />

gegenüber den Fenstern in St. Michael zu Wien, Wiener-Neustadt, Lilienfeld etc. sind dieselben<br />

') G. G. K a lte n b a c li und J. S c h m it t : D ie christliche Kirchenbaukunst des Abendl<strong>and</strong>es etc. Taf. XI.<br />

-) Siehe Denkmäler der Kunst von V o i t . C a s p a r , G u h l und L ü b k e. Taf. 53 und 54, A.

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