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Gewölbe- and Pfeilersystem.

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<strong>Gewölbe</strong>- und <strong>Pfeilersystem</strong>. 69<br />

einnehmen und durch Masswerk untertheilt, dessen Rundstäbe säulenartig beh<strong>and</strong>elt sind:<br />

der Schildbogen des <strong>Gewölbe</strong>s bildet so im Innern die Einfassung des Fensters; er ist<br />

bedeutend überhöht und zwar so, dass der Dienst, welcher ihn trägt, noch weiter als die<br />

übrigen in die Höhe steigt und erst oben mit einem Capitälchen abgeschlossen ist. Es ist<br />

hiermit die Mauerfläche über den Arcaden vollkommen beseitigt und das ganze System<br />

in ein <strong>Pfeilersystem</strong> verw<strong>and</strong>elt, das nur durch die Masswerke und das Glas der Fenster<br />

ausgefüllt ist. Vor den Mittelschifffenstern befindet sich im Äussern ein Durchgang in der<br />

tiefen Nische, der durch die Pfeiler hindurch führt; im Seitenschiff ist im Innern der gleiche<br />

Fall. Die Strebepfeileraufsätze haben eine reiche architektonische Gliederung, indem sie sich<br />

in einen Baldachin mit einer Engelsfigur auflösen. Die Bogen, deren sich zwei über ein<strong>and</strong>er<br />

gegen das Mittelschiff w ölben, sind an der untern Kante gegliedert, leichter als die frühem,<br />

und die aufsteigende nach beiden Seiten abgeschrägte Oberkante ist mit einer Reihe Knorren<br />

geschmückt. Doch ist dieser äussere Aufbau der Strebepfeiler jedenfalls jünger, da er, wie<br />

oben bemerkt, kleiner ist als die für ihn bestimmten Auflager im Strebepfeiler und die<br />

Kirche im Jahre 1230 nicht weiter gediehen war als bis zur Wölbung der Seitenschiffe x).<br />

Der Kathedrale zu Rheims ist das 1220— 1240 erbaute Langhaus der Kathedrale zu<br />

Amiens verw<strong>and</strong>t (Fig. 58)2). Das System ruht auf Rundpfeilern mit vier angelegten Diensten,<br />

die besondere Capitäle haben, welche das grosse Capital des Pfeilers durclischneiden, indem<br />

sie des kleinern Durchmessers der Dienste wegen auch niedriger sind, als das Capitäl des Rundpfeilers.<br />

Der vordere Dienst, der in Rheims ebenfalls durch ein Capitäl abgeschlossen ist, steigt<br />

hier weiter in die Höhe und ist nur von der Capitäldeckplatte umkröpft. In der Gliederung<br />

der Bogen ist noch das frühere System derart durchgeführt, dass die Leibung mit einer<br />

rechteckigen Vorlage versehen und an den Kanten mit Ilundstäben eingefasst ist. Auf dem<br />

Capitäl des Llauptpfeilers findet neben den Mauerzwickeln über den Arcaden noch auf jeder<br />

Seite des mittlern Hauptdienstes ein schwächerer Dienst Platz, der, von hier aus in die Höhe<br />

steigend, die Diagonalrippen trägt, während der vom Boden aufgehende Dienst den Hauptgurtbogen<br />

trägt. Ein ornamentirtes Gesimse liegt über den Arcaden und verkröpft sich um<br />

die Dienste. Der Laufgang über den Arcaden besteht hier über jedem Arcadenbogen aus zwei<br />

auf Säulchen gestellten Spitzbogen, unter denen drei kleinere Spitzbogen nebst einem darüber<br />

befindlichen Kleeblatt von Säulchen gestützt sind. Die obere W<strong>and</strong> ist vollkommen durch das<br />

Fenster eingenommen, so dass auch hier der Schildbogen die Fenstereinfassung bildet. Als<br />

Träger dieses Schildbogens ist ein kleiner Dienst den 3 Gurtträgern zu beiden Seiten beigesellt,<br />

der über dem Arcadengesimse bei den Säulchen des Laufganges seinen Anfang nimmt. Da<br />

aber die ganze Sclrildbogenw<strong>and</strong> durch das Fenster ausgefüllt ist und der Bogen selbst die<br />

Fenstereinfassung bildet, so f<strong>and</strong> man es angemessen den Rundstab des mittlern Masswerkstockes<br />

im Mittelschifffenster gleichfalls durch den Laufgang bis auf das Arcadengesimse<br />

herabzuführen und so die Laufgangarchitectur mit den Fenstern selbst zu verbinden; doch<br />

trennt ein Gesimse unter den Fenstersohlen beide Theile. Dieses Gesimse ist schwächer als<br />

das Arcadengesimse und verkröpft sich wie jenes um alle Dienste.<br />

l) Y io lle t le D uc: II. R<strong>and</strong>, Seite 321. Die vier westlichen Joche des Langhauses waren damals noch gar nicht begonnen und<br />

die Wölbung des hohen Schiffes wurde erst etwa ein Jahrhundert nach Beginn der Arbeit errichtet.<br />

-) V io lle t lc D u c: I. B<strong>and</strong>, Seite -20.'5. Daselbst ist die Erbauungszeit 1230 — 124!) angegeben. II. B<strong>and</strong>, Seite 323 — 326 aber ist der<br />

Baubesinn in d. J. 1220 gesetzt. Bei der ungemein raschen Entwickelung in jener Zeit sind 10 Jahre ein wesentlicher Unterschied.<br />

Im Allgemeinen lässt sich sagen , dass das Langhaus der Kathedrale zu Amiens die Architectur-Entwickelung d. J. 1230 zeigt.

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