Gewölbe- and Pfeilersystem.
Gewölbe- and Pfeilersystem.
Gewölbe- and Pfeilersystem.
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92 A. Essemo ein.<br />
hier breiter; die Masse ist mehr auf die Pfeilerstellungen redueirt. Da die Fenster des M ittelschiffes<br />
bis zum Arcadensimse herabgehen, so kann das Seitenschiffdach nicht pultartig gegen<br />
das Mittelschiff aufsteigen, sondern es ist über jedem Joche zwischen je 2* Strebepfeilern ein<br />
kleines Dach angelegt, deren jedem sich ein Griebel über den Seitenschiffmauern anschliesst.<br />
die nach dem Mittelschiff aber abgevalmt sind. Am hohen Schiff sind im Aussern Strebepfeiler<br />
als W iderlage der <strong>Gewölbe</strong> angebracht, die abwechselnd stärker oder schwächer sind,<br />
stärker an der Stelle, wo die Arcadenpfeiler stehen, wo also der Strebepfeiler auf die Dienste<br />
und den Gurtbogen der Seitenschiffe übersetzt werden konnte, schwächer an den Stellen über<br />
dem Scheitel der Arcadenbogen, wo ihnen diese Hilfsmittel nicht zu Gute kamen.<br />
Im Freiburger Münster zeigen die zwei östlichsten Joche des Langhauses, die etwa dem<br />
Jahre 1230 angehören, in der Grundlage schon das vollständige System, das zu Ende des<br />
13. Jahrh. bei dem Bau des Langhauses beibehalten wurde. Es ist ein dreischiffiger Raum,<br />
durch Pfeiler getrennt, an denen stärkere und schwächere Dienste1) sich anlegen. An den<br />
Pfeilern der Vierung sieht man, dass das ursprüngliche Langhaus des 1 2 . Jahrhunderts<br />
niedriger war und dem noch vorh<strong>and</strong>enen Querschiff entsprach. Die Dienstgliederung der<br />
Pfeiler ist so nahe zusammengerückt, dass der Pfeilerkern zwischen ihnen fast verschwindet.<br />
Sie haben niedrigen attischen Fussund Capitäle, welche den ganzen Pfeiler umziehen, jedoch<br />
an den 3 Diensten wegbleiben, die im Mittelschiff in die Höhe gehen. Die Gliederung der<br />
Arcadenbogen ist so reich, dass die Grundform sich weniger deutlich in der Zusammenstellung<br />
der Glieder ausspricht. Uber den Arcaden lastet die hohe Mauerfläche, welche aus dem<br />
Anschluss der Seitenschiffdächer sich ergibt; im Schildbogen steht ein durch schweres Maasswerk<br />
in 2 Theile getheiltes Fenster, in dessen tiefer Leibung sich ein Durchgang durch die<br />
Mauer befindet, unter welchem ein Gesimse angelegt ist, das sich an der aufsteigenden Dienstgliederung<br />
abstösst. Die Hauptgurten der Kreuzgewölbe sind nur um weniges stärker als die<br />
Kreuzrippen. Das Verhältniss der Schiffweite zur Axenweite der Arcaden ist 3:2; die sich<br />
daraus ergebenden engeren Schildbogen sind steiler und kommen so in ihrer Scheitelhöhe<br />
dem Gurtbogen gleich.<br />
Die Seitenschifffenster haben wie die des Hauptschiffes schweres breites Maasswerk; doch<br />
füllen sie den Raum zwischen den Pfeilern mehr aus. In der tiefen Nische ist im Innern<br />
gleichfalls wie am Hauptschiff ein Durchgang in der Mauer angelegt, und unterhalb die<br />
W<strong>and</strong> durch eine Reihe kleiner Säulchen belebt, welche auf ihren starken Capitälen schwere<br />
Kleeblattbogen tragen.<br />
Das Äussere dieses Baues hat gleich S. Gereon in Cöln etc. die Consequenzen der W ölbung<br />
auf sich ein wirken lassen. An den Seitenschiffen treten starke Strebepfeiler weit aus<br />
der W<strong>and</strong> hervor. Der Sockel und das Kaffsimse verkröpfen sich um dieselben, das Ilaupt-<br />
gesimse dagegen stösst sich an ihnen ab. In seiner Hohlkehle sind eine Reihe Rosetten eingelegt.<br />
Uber dem Hauptgesimse geht ein Umgang vor dem Dache mit einer Galleriebrüstung<br />
herum, die aus quadratischen in einen vorstehenden Rahmen eingefassten Steinplatten besteht,<br />
welche mit einem Vierpass durchbrochen und dessen 4 Ecken mit kleinen kreisförmigen D urchbrechungen<br />
ausfüllt sind (Fig. 73). Ein Absatz der Strebepfeiler, welche sich über das Dach<br />
erheben, ist an dieser Stelle durch einen dreiseitigen Körper vermittelt, dessen Flächen<br />
nischenartig ausgetieft sind und 2 Figuren aufnehmen. Der Aufbau der Strebepfeiler zeigt<br />
J) M o lle r ’s Denkmäler der deutschen Baukunst, II. B<strong>and</strong>.