Gewölbe- and Pfeilersystem.
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<strong>Gewölbe</strong>- und Pfeiler system. 61<br />
winklige Ausschnitte der Ecken eingelegt sind und wie kleine Säulchen Füsse und Capi-<br />
täle haben. Uber dieser Auflösung der Rundstäbe mit Capitälchen umzieht ein Kämpfer-<br />
gesimse die Pfeilerstreifen. Es ist jedoch dabei zu bemerken, dass die den Arcaden zugew<strong>and</strong>ten<br />
Pfeilertheile durch ein Gesimse in der Mitte getheilt sind, so wie dass das obere<br />
Kämpfergesimse dieser Pfeilervorlagen, welche die Arcadenbogen tragen, nicht mit der Kämpferhöhe<br />
der Pfeilervorlagen des Mittelschiffes übereinstimmt, so dass man also immerhin ver-<br />
mutlien könnte, dass die Arcaden und mit ihnen die Seitenschiffe ursprünglich hätten niedriger<br />
werden sollen. Auch ob die Urnfassungsw<strong>and</strong> die gleiche Eintheilung hatte wie die Arcaden,<br />
oder ob Zwischenpfeiler in der Umfassungsw<strong>and</strong> angedeutet waren, ist nicht mehr zu ersehen.<br />
Im Anschluss an die gewölbten Langhausbauten müssen wir nun auch einen Rundbau<br />
berücksichtigen. Diese Form wurde im Allgemeinen im 1 1 ., 12. und 13. Jahrh. nur für kleinere<br />
Gebäude und besondere Zwecke in Anwendung gebracht, vornehmlich als Friedhof-<br />
und Taufcapellen. Die K irche S. Gereon zu Cöln (Fig. 52) zeigt eine aus dem Beginn des<br />
13. Jahrh. herrührende Kuppelanlage einer grössern Kirche.<br />
Der Grund für diese aussergewöhnliche Anlage ist ohne Zweifel<br />
in der Vorgängerin dieser jetzigen Kirche, in dem von der heil.<br />
Helena hier gestifteten Gotteshause zu suchen.<br />
Es ist dem Schiff der jetzigen Kirche ein nicht ganz regelmässiges<br />
Zehneck zu Grunde gelegt, dessen zwei längere Seiten, diejenige]),<br />
welche sich an Chor und Vorhalle anschliessen, auf die längere Axe<br />
normal stehen, während die kürzeren Seiten parallel mit der Haupt-<br />
axe ein in der Mitte erweitertes Langhaus bilden, so dass die grosse<br />
Axe 65, die kleine 57 Fuss hat, w'obei zu bemerken ist, dass die<br />
grosse auf 2 Seiten, die kleinere aber in 2 Ecken des Polygons trifft1).<br />
An die 8 kleinen Seiten schliessen sich unten Nischen (siehe Fig. 52, B , B) an, die so tief<br />
sind, dass sie als förmliche Capellen eine Ausstattung mit Altären haben. Vorspringende G urtbogen<br />
umrahmen diese Nischen; die Kämpfergesimse der Pfeilerstreifen, welche diese Gurtbogentragen,<br />
setzen sich in der Nische selbst bis zu den Fenstern fort. In den Ecken des Polygons<br />
zwischen je 2 Nischen erhebt sich eine Pfeilervorlage mit 3 Diensten (vgl. Fig. 52, yl). Die<br />
Pfeilervorlage folgt in ihrem Grundrisse den Flächen des Polygons, hat also gleichfalls eine<br />
Ecke, in welcher der mittlere der 3 Dienste steht. Uber einem attischen Fuss, der sich um<br />
Dienste und Polygontheile des Pfeilers verkröpft, steigt diese Verticalgliederung bis zum<br />
Gewölbanfang selbstständig in die Höhe. Uber den untern Nischen ist eine Empore durch je<br />
drei auf Säulchen gestützte Rundbogen gegen das Mittelschiff geöffnet, von denen die mittlere<br />
höher ist als jene zu beiden Seiten, und die von einem grössern Spitzbogen umfasst sind, dessen<br />
Gliederung, in einem starken Wulste bestehend, ebenfalls aus Säulchen entspringt. Ein Gesimse<br />
unter dieser Empore und eines über derselben, letzteres von einem Bogenfriese begleitet, stossen<br />
sich an derPfeilergliederung ab. Etwas oberhalb dieses letzten G esimses sind die Pfeilervorlagen<br />
und die Dienste mit einem gemeinsamen Capitäl abgeschlossen; ein Wulst von der Stärke des<br />
Dienstes spannt sich spitzbogig von einem Pfeiler zum ändern. Unter diesen Spitzbogen tritt<br />
B o i s s e r e e : Denkmale der Bcaiiluinst vom 7. bis 13. Jahrhunderte am Nieden-hein. Taf. L X V — LX1N. G. G. Iv a I len b a c h :<br />
Atlas zur Geschichte der deutsch-mittelalterlichen Baukunst. Taf. XXX. G. G. K a 1 le nb a ch und Jakob S c hmi t t : Die christliche<br />
Kirchenbaukunst des Abendl<strong>and</strong>es. Taf. XXX.