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Gewölbe- and Pfeilersystem.

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176<br />

F. Mülle r.<br />

eine ziemliche Länge hin stehen blieb, wie aus dem Friese und einem verticalen Mauerabsatze<br />

deutlich sichtbar wird, sicher nicht nach dem Plane des ältesten Baues angelegt. W eder die<br />

weiteren Fenster noch der polygone Schluss können demselben angehört haben, da die Analogie<br />

mit dem Langhaus und den Kreuzabsiden notliwendig runden Chorschluss und enge Fenster<br />

verlangt. Für diese Ansicht spricht auch die Vergleichung mit der oben auf Grund der<br />

Baucontracte versuchten Reconstruction der ältesten Anlage. W^enn man daher die Gründung<br />

des Domes um 1100, die erste Ausbesserung nach dem Mongoleneinfall, die zweite minder<br />

tiefgehende um 1290, die dritte — weit überschätzte Hunyadische — um die Mitte des<br />

15. Jahrh., die vierte 1753 annimmt, so dürfte die Anlage des Chores in dieser Gestalt erst<br />

der dritten Renovation zuzuweisen sein und die Verwüstung der vierthalbhundert Jahre des<br />

Best<strong>and</strong>es müsste demnach diesen Theil hauptsächlich betroffen haben. Der Einfluss der Gothik<br />

spricht sich in dem fünfseitigen Schluss und in den Verhältnissen und dem M asswerk der<br />

Fenster aus, während die runde Uberwölbung des Triumphbogens, so wie der freilich offenbar<br />

nur aus dem älteren Baue roh eingefügte Thierfratzenfries noch romanische Anklänge ausdrücken.<br />

Das Langhaus und die Kreuzarme können noch vom ältesten Bau und von den<br />

beiden ersten Renovationen her rühren. Der Rundbogen, wie der Knauffries, die Form der<br />

Lesenen, die quadratische Grundform der Pfeiler, die attische Basis mit dem E ckblatt, die<br />

Halbsäulen an den Pfeilerseiten, die ganz ähnlich gebildeten W <strong>and</strong>pfeiler als G urtträger, die<br />

Capitäle mit korintliisirendem Blattwerk und Thiergestalten, der Thurm über der Vierung,<br />

der geradlinige Schluss der Arme, die Halbkreisnischen mit ihren vielartigen F riesen , das<br />

südliche Rundbogenportal, und endlich die Grundform der Pfeilerbasilica bezeichnen eine<br />

solche Ausbildung des romanischen Baustyles, dass dabei weder an die Einfachheit des 11.<br />

noch an die entschiedenen Ubergangsformen des 13. Jahrh. gedacht werden kann. W ir begegnen<br />

all diesen Formen in so reichem Zusammenwirken nur in der ersten Hälfte des 12. Jahrh.<br />

und nehmen daher keinen Anst<strong>and</strong>, diese Theile des K arlsburger Domes in ihrer Anlage dem<br />

ursprünglichen Bau, und deren Ausbesserung und Vervielfältigung der zweiten Hälfte des<br />

13. Jahrh. zuzuschreiben. Wenn dabei besonders in der grössern oder geringem Einfachheit<br />

der Pfeilercapitäle bereits oben auf deutliche Unterschiede hingewiesen worden, so wird<br />

dadurch nur die ohnehin von vorn herein anzunehmende längere Dauer des Baues wahrscheinlich<br />

gemacht, die sich auch sonst z. B. an den untern und obern Theilen des Cölner<br />

Domes in ähnlicher Weise ausspricht. Die Kreuzgewölbe (ob die gegenwärtigen?) können am<br />

füglichsten schon der ersten Anlage zugewiesen werden, da die Form derselben besonders in<br />

der Norm<strong>and</strong>ie, wie die des Spitzbogens, bereits im 11. Jahrh. erscheint1). Auch die Spitzbogenarcaden<br />

können dem ältesten Bau angehören, weil sie sich organisch und untrennbar<br />

aus den entschieden alten Pfeilercapitälen entwickeln. Wie also <strong>and</strong>erwärts ein Bauwerk dem<br />

Ubergangsstyl angehören kann, ohne dass der Spitzbogen darin aufgenommen wäre 2), so fin-<br />

d ie R e n o v a t i o n in d e r T l ia t s ic h w e s e n tl ic h n ic h t a n d ie s e g e h a l t e n h a b e , w o d u r c h m a n c h e S c h w i e r i g k e i t d e r Z e itb e s tim m u n g<br />

w e g iie lc .<br />

]) F ö r s te r , a . a. 0 . I , 7 6 . E b e n s o d e r S p itz b o g e n a n d e r K i r c h e S . F id e s in S c h l e t t s t a d t (1 0 9 5 ), K ugler 4 9 (3 , a n d e n A r c a d e n<br />

d e r K ir c h e v o n H e c h lin g e n ( 1 1 3 0 ) , D e n k m . d. K . T a f. 4 6 , 1, u n d a n d e n Q u e r b ö g e n d e s G e w ö lb e s v o n S . A m b r o g io in M a i­<br />

la n d — X I . J a h r h . — e b e n d . 4 1 , 10. V gl. d a z u K ugler 4 3 4 . I n D e u ts c h la n d r i n g t d e r S p itz b o g e n n o c h in d e r e r s t e n H ä lfte .d e s<br />

X I I I . J a h r h . m it d em R u n d b o g e n u m d ie H e r r s c h a f t. I n s t r u c t i v is t in d ie s e r B e z ie h u n g d i e K ir c h e v o n G e ln h a u s e n . D e n k m . d. K .<br />

T a f. 4 5 , 7.<br />

-) H e i d e r, a. a. O. 96.

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