Gewölbe- and Pfeilersystem.

Bericht.
W I R K S A M K E I T D E R K. K. L A N D E S - B A U D IR E C T O R E N , C O N S E R V A T O R E N UND
C O R R E S P O N D E N T E N .
Fassen wir nun die Thätigkeit der Organe der k. k. Central-Commission ins Auge, so war
auch diese von dem gedeihlichsten Erfolge und einer anerkennenswerthen Sorgfalt für die
Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale begleitet. Es fallt diese Thätigkeit einer gros-
sen Anzahl der Conservatoren um so mehr in das Gewicht, als das Amt derselben von mannigfaltigen
Schwierigkeiten und persönlichen Opfern unzertrennlich ist und nur eine warme
uneigennützige Liebe, ein lebendiges Interesse an den historischen Erinnerungszeichen unseres
Vaterlandes dieselben zu überwinden im Stande sind. Diese Bestrebungen nach ihrem
vollen Umfange und bei jedem Anlasse zu' würdigen', erachtet daher auch die k. k. Central-
Commission für ihre Pflicht und sie spricht mit Vergnügen jenen Conservatoren und Correspondenten,
welche in dieser Periode Beweise einer regen Wirksamkeit geliefert haben, wiederholt
ihre vollste Anerkennung und ihren wärmsten Dank aus.
Anstatt einer trockenen Aufzählung der Berichte, welche der k. k. Central-Commission
eingesendet wurden, wollen wir diesmal die auf Kunst und Alterthum Bezug nehmenden
Vorkommnisse des Kaiserstaates während der abgelaufenen Periode, nach den verschiedenen
Kronländern geordnet, in ein übersichtliches Bild zusammenfassen und nicht unterlassen in
jedem einzelnen Falle den Antheil der Landes-Baudirectionen, Conservatoren und Correspondenten
an den verschiedenen Vorkommnissen hervorzuheben.
In Ö s te rre ic h u n te r d er Enns ist vor Allem die' Restauration des St. Stephansdomes
in Wien von grösster Bedeutung. Im Sinne der kaiserlichen Entschliessung begann
das Dombaucomitö seine Wirksamkeit und brachte den Architekten Ludwig E rn st zur Ausführung
der Arbeiten in Vorschlag, welche Wahl die Bestätigung Seiner Majestät des Kaisers
erhielt. Bald darauf begann auch die theilweise Eingerüstung des Domes und vorbehaltlich
eines später zu entwerfenden Gesammtrestaurationsplanes, welcher auch der k. k. Central-
Commission im Wege des Ministeriums für Cultus und Unterricht zur Begutachtung vorgelegt
werden dürfte, wurde in diesem Jahre die Restauration der Eligius- und Eugen-Capelle
in Angriff genommen. Nebst dem kaiserlichen Geschenke von jährlichen 50.000 fl. zur
Restauration der baulichen Theile des Domes hat auch der Gemeinderath der Stadt Wien für
eine würdige Instandsetzung des Domes die jährliche Summe von 15.000 fl. gleichfalls auf
die Dauer von fünf Jahren angewiesen.
Die aus Anlass der E rw e ite ru n g d e r S ta d t Wien begonnene Demolirung zweier
Stadtthore und der daran grenzenden Basteien nahm in wiederholten Fällen den Conservator
von Wien, Herrn A. C a m e sin a , hinsichtlich der dort gemachten Funde in Anspruch; die
Ausbeute war jedoch bisher niclit sehr erheblich.
Der Bau eines neuen Bürgerversorgungshauses am Aiserbach machte die D em o liru n g
e in e r k le in e n , dem h e il. S e v e rin g e w e ih te n C apelle notliwendig. Die k. k. Central-Commission
erhob dagegen um so weniger Bedenken, als nur einzelne Bruchstücke des
Baues aus der romanischen Kunstperiode herstammen und selbst diese ohne archäologischen
Werth gewesen sind. Es genügte ihr, von der Capelle durch Vermittlung des Conservators
Herrn Albert C am esin a vollständige Aufnahmen zu erhalten.
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