Gewölbe- and Pfeilersystem.
Gewölbe- and Pfeilersystem.
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58 A. E ssen w ein.<br />
deren Kanten abgefast sind. Über dem gleichfalls vierseitigen Capitäle des von einer Con-<br />
sole ausgehenden Säulchens im Mittelschiff erhebt sich ein vierseitiger Ansatz, der an der<br />
Mittelschiffw<strong>and</strong> emporsteigt und an welchem auf der vordem Fläche und in den Ecken drei<br />
Säulchen angelehnt sind, die gleichfalls, aus Consolen unmittelbar über dem Capitäl des untern<br />
Säulchens beginnend, den vierseitigen Pfeilerstreifen zur Höhe begleiten. Ein Gesimse über<br />
dem Arcadenbogen verkröpft sich um den Pfeilerstreifen und die Dienste. Ein Laufgang, aus<br />
4 kleinen Spitzbogenöffnungen bestehend, die auf kurzen Säulchen ruhen, belebt die M auerfläche.<br />
Der Hauptgurtbogen des Mittelschiffgewölbes hat vierseitige Form , ist aber sehr<br />
schmal im Vergleich zur Pfeilerstärke, indem er auf dem Capitäl des mittlern Dienstes ruht.<br />
Aus den 2 denselben begleitenden Diensten wachsen Diagonalrippen hervor, die ebenfalls vierkantig<br />
sind, mit einem vorgelegten Birnstab B. Ein W<strong>and</strong>schildbogen ist so gebildet, dass der<br />
obere Theil der Mauerfläche eingezogen ist; er ist auf sehr kurze Säulchen gestellt, die sich<br />
aus den untern stärkern Mauertheilen entwickeln. Dieser Schildbogen ist sehr spitzig und<br />
steht daher im Widerspruche mit den Fenstern, die ziemlich schlank, aber noch rundbogig<br />
geschlossen sind.<br />
Die kleine Kirche zu Gaisnidda1) in der W etterau gehört, gleich S. Sebald in N ürnberg,<br />
zu den frühesten Beispielen eines durchgebildeten <strong>Gewölbe</strong>systems mit oblongen Jochen. In<br />
einem Joche erscheinen viereckige Pfeiler mit 4 angelehnten fast vollrunden Diensten , die<br />
ausser dem gemeinschaftlichen Säulenfuss noch besondere Plinthen haben. Die Arcaden sind<br />
spitzbogig, einfach kantig mit kantiger Vorlage. Auch die Gurtbogen des Seitenschiffs, die<br />
an der W<strong>and</strong> auf stark vortretend en Consolen ruhen, sind spitzbogig; dagegen haben die Seitenschiffgewölbe<br />
keine Diagonalrippen. Die W<strong>and</strong> über den Arcaden ist vollkommen ungegliedert.<br />
An jener des Mittelschiffes steigt ein Dienst in die Höhe, über dessen Capitäl die spitzbogigen<br />
Schild-und rundbogigen Hauptgurte, so wie die Diagonalrippen beginnen, einfache kleine Spitzbogenfenster<br />
stehen im Schildbogen. Das zweite Pfeilerpaar hat runden Kern mit 4 theilweise<br />
ganz freistehenden Diensten, sonst ist der ganze Aufbau der gleiche. Der <strong>Gewölbe</strong>schub sollte<br />
hauptsächlich durch die Mauermasse aufgehoben werden, die ziemlich bedeutend ist, so dass<br />
nur schwache Strebepfeiler als Verstärkung hinzutreten. In dem Seitenschiffe ist dies m ehr<br />
als ausreichend, im Mittelschiff jedoch war das W iderlager zu schwach, so dass später eiserne<br />
Anker zum festen Zusammenhalt eingelegt werden mussten.<br />
Im Chor der Kirche zu G elnhausen2) treten eine Anzahl vollrunder Dienste zu dem Pfeilerkern<br />
hinzu, an den sie mittelst mehrerer Binder befestigt sind. Darüber spannen sich<br />
sehr breite Gurtbogen, die vollkommen in Gliederung aufgelöst sind (Fig. 49, C, D). Sehr<br />
schmal sind dagegen die Diagonalrippen.<br />
Während die Ausbildung des gewölbten Basilikensystems mit erhöhtemMittelsehiff solche<br />
Fortschritte machte, blieb das System der Hallenkirchen, das wir in Westphalen entstehen<br />
sahen, nicht zurück. In glänzendster Weise ist dasselbe in der zuletzt betrachteten Form<br />
mit Haupt- und Zwischenpfeilern und mit je 2 Seitenschiffgewölben auf ein Mittelschiffgewölbe<br />
ausgebildet in der Johannes-Kirche zu Billerbeck bei Münster, die dem Anfang des 13. Jahrh.<br />
5) M o llc r ’s Denkmäler. III. B<strong>and</strong>, von IC. G la d b a c h . Taf. XVI, XVII, XVIII.-<br />
-) M o lle r ’s Denkmäler. I. B<strong>and</strong>, Taf. X I X — XXV. G. G. K a lle n b a c h : Atlas zur Geschichte der deutsch-mittelalterlichen Baukunst.<br />
Taf. XXIII.