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76 Edgar H. Tritschler „Organisation und Prozesse“, „Informationspolitik und Unternehmensplanung“ und „Controlling und Risikosteuerung“ mit 11 von insgesamt 90 Einzelkriterien näher betrachtet werden. Diese Kriterien sind mit diesen oder ähnlichen Formulierungen Bestandteil der Rating-Programme aller Kreditinstitute: Tabelle 2: Themenrelevante qualitative Rating-Kriterien in der Software R-Cockpit TM Nr. Qualitatives Kriterium Einzelkriterien 01 Produkt und Branche 02 Marktdynamik 03 Strategie 04 Unternehmensführung 05 Personalpolitik 06 Organisation und Prozesse 06.1 Existenz eines internen Kommunikationssystems 06.2 Qualität der EDV-Systeme und der Datensicherheit 06.3 Dokumentation der EDV-Plattform und der Datensicherheit 07 Forschung und Entwicklung 08 Einkauf, Lager, Produktion, Marktbearbeitung 09 Informationspolitik 09.1 Qualität, Effizienz der eingesetzten Instrumente und der Unternehmensplanung Unternehmensplanung 09.2 Vorhandensein eines Leiters für den Bereich Finanzen 10 Controlling und 10.1 Existenz einer Kostenrechnung und deren Risikosteuerung qualitative Ausprägung 10.2 Existenz eines unterjährigen Berichtswesens 10.3 Existenz eines regelmäßigen Soll-Ist- Vergleichs bezüglich des Unternehmenserfolgs auf Basis von Planungsrechnungen 10.4 Abweichung von Ist- zu Planzahlen in der Vergangenheit (3 bis 5 Jahre) 10.5 Existenz und Effizienz eines Risikomanagementsystems 10.6 Absicherung von Unternehmensrisiken 12 Finanzpolitik Zu Tz. 06.1 – 06.3 in Tab. 2: Die Bewertung der hier angesprochenen Teilthemen dürfte den beurteilenden Kreditsachbearbeiter vor nicht einfache Fragen stellen. Das Erfordernis des Einsatzes
Controlling als qualitatives Rating-Kriterium 77 eines internen Kommunikationssystems ist schon innerhalb der Gruppe der KMU unterschiedlich zu beurteilen. Genügt etwa die Anweisung einer Geschäftsleitung an weniger als 10 Mitarbeiter (Kleinstunternehmen), von allen wesentlichen Vorgängen elektronische Kopien an definierte Mitarbeiter (Stellvertreter) zu senden? Welche technisch-organisatorische Ausprägung eines i. d. R. DV-gestützten Systems einerseits und welche Regelungstechnik hierzu (Arbeitsanweisungen) können als (kosten)- effizient angesehen und entsprechend bewertet werden. Allein dieses Beispiel zeigt, wie tief ein Bankmitarbeiter allein zu diesen Fragen sich mit den Kundenverhältnissen vertraut machen muss. Vor dieser Problematik steht die Bankbeurteilung bei der Bewertung der eingesetzten Hard- und Software sowie der Netzwerktopologie in ganz besonderem Maße. Denn das EDV-Wissen von Bankmitarbeitern beschränkt sich i. d. R. auf die Nutzung der eigenen Bank-Rechenzentrumsleistungen mit benutzerfreundlicher Oberfläche. Dabei dürfen die RZ-Mitarbeiter in die Beurteilung der DV-Ausstattungen von (Kredit-) Kun- den selbstverständlich nicht einbezogen werden. Bei der Evaluation von Datensicher- heitsaspekten wird sich die Bank bestenfalls Arbeitsanweisungen vorlegen lassen, mit denen Datensicherungskonzepte durchgesetzt werden. Ob diese ausreichen und ob sie Anwendung finden, entzieht sich ihrer Beurteilungsmöglichkeit. Ist das Qualitätsmanagementsystem eines (Kredit-)Kunden zertifiziert, liegt i. d. R. eine schlüssige Dokumentation der EDV-Plattform und der Datensicherung vor. Ist dies nicht der Fall, wird die Bank nachvollziehbare Dokumentationen für diesen Bereich verlangen müssen, wenn eine solide Prüfung der Verhältnisse durchgeführt werden soll. Zu Tz. 09.1 – 09.2 in Tab. 2: Die Bewertung der „Qualität und Effizienz der eingesetzten Instrumente der Unter- nehmensplanung“ setzt bei der beurteilenden Bank die Kenntnisse von Standards voraus. Größen- und branchenadäquate Instrumente zu kennen und zu beurteilen ist eine anspruchsvolle, weil bisher nicht zwingend geübte Herausforderung für Banken. Lediglich verbale Beschreibungen von Kreditkunden dürfte kein nachvollziehbares Bild für den Beurteiler erzeugen; hier sind dringend plausible Dokumentationen der Planungsprozesse erforderlich, um der Bank einen möglichst klaren Einblick in die Praxis zu geben. Für die aufbauorganisatorische Einbindung des Planungswesens und der personellen Besetzung (der Führungsfunktion) gilt dasselbe. Zu Tz. 10.1 – 10.6 in Tab. 2: Bei diesem Anforderungskatalog wird besonders deutlich, wie weit die Beur- teilungstiefe im bankinternen Rating reicht und wie sehr sich die Verhältnisse nach „Basel II“ von den früheren Gepflogenheiten unterscheiden. Denn – etwas überspitzt formuliert – ob vor diesem Kulturwandel eine funktionierende Kostenrechnung oder ein Risikobewusstsein vorhanden war, hat die Bank(beurteilung) nur nachrangig
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