Supplement 1 10. Jahrgang September 2010 D57442 ... - DGPRÄC
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Vorträge | Freitag | 17.9.<strong>2010</strong><br />
V88 L beckenbodenrekonstruktion mit freiem<br />
Latissimus-Lappen nach Exenteratio pelvis. Verminderte<br />
Morbidität und verbesserte Lebensqualität durch ein<br />
interdisziplinäres Konzept<br />
Stechl NM, Baumeister S, Kraus T, Bockhorn H, Exner K<br />
Markus Krankenhaus Frankfurt am Main<br />
Nach chirurgischer Exenteratio pelvis als Therapie beim fortgeschrittenen<br />
Rektumkarzinom resultiert neben der Insuffizienz des Beckenbodens<br />
eine erhebliche Wundfläche, deren schmerzhafte und langwierige<br />
offene Behandlung die Lebensqualität der Patienten durch verminderte<br />
Mobilität und soziale Isolation erheblich einschränkt. Der Lebensqualität<br />
kommt bei verkürzter Lebenserwartung ein besonders hoher Stellenwert<br />
zu. Aufgabe der plastisch-chirurgischen Behandlung ist es, die<br />
Komplikationen der postoperativen Phase wie Beckenbodeninsuffizienz,<br />
Lymphödeme, Fisteln und die chronisch infizierte Wunde mit Gefahr der<br />
Sepsis zu minimieren.<br />
Ziel: Interdisziplinäres Konzept zur Beckenbodenrekonstruktion mit freiem<br />
Latissimus-dorsi-Lappen, das die Morbidität nach Exenteratio pelvis<br />
vermindert und die Lebensqualität der Patienten verbessert.<br />
Patienten und Methode: Seit 1996 wurden 8 Patienten mit einem Rezidiv<br />
eines Rektumkarzinoms (mit Infiltration des Os sacrum, der Harnblase,<br />
Prostata oder Vagina und der Beckenwand) operiert. 4 Patienten waren<br />
vorbestrahlt, 3 hatten eine neoadjuvante/adjuvante Chemotherapie und<br />
1 Patient keinerlei Zusatztherapie erhalten. Alle Patienten erhielten das<br />
folgende interdisziplinäre, zweizeitige operative Konzept: 1. Visceralchirurgie:<br />
Abdominelle und transsakrale Beckenbodenexenteration mit<br />
Anus-praeter-Anlage und Ileumconduitanlage, Beckenbodenverschluss<br />
mit Vicrylnetz, anschließend offene Wundbehandlung oder V.A.C.-Therapie<br />
zur Wundkonditionierung (Abb. 1). 2. Plastische Chirurgie: Rekonstruktion<br />
des Beckenbodens 10–12 Tage später mit freiem Latissimus-<br />
Muskel-Haut-Lappen (Abb. 2) mit Anschluss an unteren oder oberen<br />
Glutealgefäßen oder AV-Loop (Vena saphena magna) an Leistengefäßen.<br />
Ergebnisse: In allen Fällen konnte eine suffiziente Rekonstruktion des Beckenbodens<br />
erreicht werden. Es traten keine Lappenverluste auf. Bei 3<br />
Patienten kam es zu kleineren Gewebeverlusten und Wunddehiszenz,<br />
die durch Sekundärnaht verschlossen wurden. Die Zeitspanne zwischen<br />
freiem Lappentransfer und Erreichen stabiler Wundverhältnisse betrug<br />
10–28 Tage (median 25). In dieser Zeit kam es bereits zu einer deutlichen<br />
Rückbildung des Lymphödems. Spätkomplikationen wie Fistelbildungen<br />
oder chronische Wundinfektionen konnten verhindert werden.<br />
Die Überlebenszeit der Patienten betrug zwischen 10 und 38 Monate.<br />
Fazit: Nach Exenteratio pelvis mit Resektion des Os sacrums wurde<br />
durch freien Latissimus-dorsi-Lappen eine stabile Rekonstruktion des<br />
Beckenbodens mit einem deutlich beschleunigten Verschluss der Wundhöhle<br />
erreicht. Risiken, Belastungen und Kosten einer langwierigen offenen<br />
Wundbehandlung wurden reduziert. Gegenüber lokalen Lappen<br />
gewährleistet diese Technik durch den langen Gefäßstiel des Lappens<br />
einen sicheren Gefäßanschluss außerhalb des Strahlenfeldes. Der Beckenboden<br />
wird nach außen und innen rekonstruiert und stabilisiert.<br />
Die gute Durchblutung des Transplantates unterstützt die Einheilung<br />
alloplastischer Materialien (Vicrylnetz) im Beckenboden und bewirkt<br />
durch Neovaskularistation eine Infektsanierung sowie Lymphdrainage<br />
des Wundgebietes. Durch das vorliegende interdisziplinäre Konzept<br />
wird die postoperative Morbidität sowie die Lebensqualität des Patienten<br />
deutlich gebessert. Die verkürzte Verweildauer von median 25 Tagen<br />
gegenüber 47 Tagen bei einer notwendigen offenen Wundbehandlung<br />
spricht auch aus ökonomischer Sicht für dieses therapeutische interdisziplinäre<br />
Konzept.<br />
Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 37 (<strong>2010</strong>)<br />
Qualitätssicherung – „Brücken verbinden“<br />
Freitag, 11:30–13:30 Uhr, Großer Saal<br />
V89 L Umgang mit Fehlern:<br />
Meldesysteme in der Luftfahrt<br />
Jordan P<br />
Flugkapitän, Lufthansa, Berlin<br />
Abstracts<br />
Der Pilot der Lufthansa, ist der Flugunfalluntersucher des Welt-Flugverbandes.<br />
Er erläutert das Motto „Share your experience“ (teile deine Erfahrung),<br />
das bei der Fehlervermeidung im Flugwesen über allem steht.<br />
Die Meldesysteme sind auf dem grundsätzlichen Prinzip der Vertraulichkeit<br />
aufgebaut: Wichtig ist, wer WAS macht, und nicht, WER was macht.<br />
V90 L Die Abstraktberichtsqualität und das Evidenzniveau<br />
der plastischen Chirurgie im transatlantischen<br />
Vergleich – <strong>DGPRÄC</strong>- vs. AsPs-Jahrestagungen<br />
Knobloch K, Yoon U, Vogt PM<br />
Medizinische Hochschule Hannover<br />
In Zeiten der Evidenz-basierten Medizin spielen insbesondere die Ergebnisse<br />
klinischer randomisiert-kontrollierter Studien eine nachhaltige<br />
Wirkung für die chirurgische Entscheidungsfindung. Die Durchführung<br />
randomisiert-kontrollierter Studien in der plastischen Chirurgie ist jedoch<br />
häufig mühevoll, kostenintensiv und planerisch komplex. Diese<br />
Schwierigkeiten könnten und sollten jedoch in der Zukunft als Herausforderung<br />
angenommen und die Mühe randomisiert-kontrollierter<br />
Studien für bestimmte klinische Fragestellungen auf sich genommen<br />
werden.<br />
Hypothese: Die Abstraktberichtsqualität und das Evidenzniveau unterscheiden<br />
sich zwischen den Jahrestagungen der Deutschen Gesellschaft<br />
für Plastisch, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie (<strong>DGPRÄC</strong>)<br />
und der American Society of Plastic Surgeons (ASPS).<br />
Methoden: Alle 159 Abstrakts (65 Vorträge, 94 Poster) der ASPS Konferenz<br />
2008 und alle 326 Abstrakts (163 Vorträge, 163 Poster) der DG-<br />
PRÄC-Jahrestagung 2008 wurden von zwei unabhängigen Gutachtern<br />
bezüglich der folgenden Zielparameter analysiert:<br />
– Evidenzgrad der klinischen Studien<br />
– CONSORT-Score (maximal 17 Punkte) für randomisiert-kontrollierte<br />
Studien zur Abstraktberichtsqualität<br />
– STROBE-Score (maximal 22 Punkte) für Beobachtungsstudien zur<br />
Abstraktberichtsqualität<br />
Ergebnisse: Die Anzahl der randomisiert-kontrollierten Studien unterschied<br />
sich nicht signifikant zwischen der ASPS und <strong>DGPRÄC</strong> (4 %<br />
vs. 2 %, p=0,06, 95 % Konfidenzintervall [KI] 0,93–8,9). Beobachtungsstudien<br />
wurden signifikant häufiger auf der ASPS- als auf der<br />
<strong>DGPRÄC</strong>-Jahrestagung vorgestellt (53 % vs. 30 %, p