Jahresblick 2010/2011 - Bezirksregierung Münster
Jahresblick 2010/2011 - Bezirksregierung Münster
Jahresblick 2010/2011 - Bezirksregierung Münster
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Info<br />
Schulpsychologie ist<br />
in NRW eine ge meins<br />
ame Aufgabe des<br />
Landes und der Kommunen.<br />
Die Kooperation<br />
zwischen Kreisen/<br />
kreisfreien Städten<br />
und dem Land NRW<br />
wird über individuelle<br />
Rahmenvereinbarungen<br />
festgelegt und<br />
über ein gemeinsames<br />
regionales Einsatzmanagement<br />
fortlaufend<br />
konkretisiert und<br />
abgestimmt.<br />
Die wichtige Arbeit der<br />
Schulpsychologen<br />
Als Sigrid Mathia-Noreikat, Koordinatorin für Schulpsychologen bei der<br />
<strong>Bezirksregierung</strong> <strong>Münster</strong> die Schulpsychologische Beratungsstelle in<br />
<strong>Münster</strong> betritt, stürmt ihr eine Horde laut schnatternder Kinder entgegen,<br />
die an einem Gruppenangebot der Beratungsstelle teilnehmen. Mit<br />
dem Schulpsychologen Holger Domsch spricht sie über seine Arbeit.<br />
Mathia-Noreikat: Herr Domsch, gerade stürmten<br />
mir die Kinder aus Ihrem Verhaltenstraining<br />
entgegen. Ist dies ein typisches Gruppenangebot<br />
Schulpsychologischer Beratungsstellen?<br />
Domsch: Nein, dies ist ein besonderes Angebot<br />
der Schulpsychologischen Beratungsstelle in<br />
<strong>Münster</strong>. In dieser Gruppe wird mit 16 Kindern<br />
trainiert. Große Trainingsgruppen kommen<br />
einer Schulklassensituation viel näher als ein<br />
Training mit nur ein oder zwei Kindern. Dies ist<br />
entscheidend, denn alle Kinder in dem Training<br />
haben eines gemeinsam: Sie fallen durch ihr unruhiges<br />
und impulsives Verhalten im Unterricht<br />
auf. Im Training sollen sie lernen, besser in einer<br />
großen Gruppe zurechtzukommen. Trainiert<br />
wird im Positiven: mit einer ordentlichen Portion<br />
Lob, dem Blick auf die Ressourcen der Kinder<br />
und dennoch klaren Regeln.<br />
Leider ist Deutschland bezüglich der Anzahl der<br />
Schulpsychologen noch Entwicklungsland (siehe<br />
Info). Dem entsprechend müssen die einzel nen<br />
Beratungsstellen Schwerpunkte setzen, so dass<br />
nur wenige dieses Angebot machen können.<br />
Info<br />
1:10.000<br />
In NRW kommen auf einen Schulpsychologen durchschnittlich<br />
rund 10 000 Schüler. Dabei schwankt das<br />
Verhältnis im Regierungsbezirk <strong>Münster</strong> zwischen etwa<br />
5 000 und 17 000 Schüler pro Schulpsychologen.<br />
Im Vergleich: In Ländern wie Rumänien (1 : 1 300), Schweden<br />
(1 : 1 250) oder Bulgarien (1 : 3 850) sehen die Zahlen<br />
besser aus. Damit bildet Deutschland in Europa leider ein<br />
deutliches Schlusslicht.<br />
Quelle: EFPA/eigene Erhebung Sektion Schulpsychologie im Berufsverband<br />
Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP), Klaus Seifried, Sektion<br />
Schulpsychologie im BDP, <strong>2010</strong>, Stand: 01.08.<strong>2010</strong><br />
Mathia-Noreikat: Wer kann sich an die Schulpsychologen<br />
wenden?<br />
Domsch: Alle, die an Schule beteiligt sind. Das<br />
sind in erster Linie natürlich die Schüler selbst,<br />
ihre Eltern und ihre Lehrkräfte, aber auch die<br />
Schulsozialpädagogin, die Erzieherin aus der<br />
Nachmittagsbetreuung, die Sekretärin oder der<br />
Hausmeister.<br />
Mathia-Noreikat: Es existiert noch immer das<br />
Klischee, die Schulpsychologie sei Anlauf- und<br />
Therapiestelle für extrem verhaltensauffällige<br />
oder nicht beschulbare Kinder. Wie sieht ihr<br />
Alltag aus?<br />
Domsch: Die Schulpsychologie beschäftigt sich<br />
mit der ganzen Bandbreite schulischer Fragestellungen.<br />
Im schulpsychologischen Alltag wird<br />
man aus ganz unterschiedlichen und weniger<br />
extremen Anlässen kontaktiert. Ich nenne Ihnen<br />
einige Beispiele:<br />
– Mirco hat seinen Platz in der Klasse noch<br />
nicht gefunden und muss in seinem Selbstvertrauen<br />
gestärkt werden.<br />
– Jannine kann sich schlecht konzentrieren und<br />
fordert viel Hilfe ein. Ein selbstständiges Bearbeiten<br />
der Hausaufgaben ist nicht möglich.<br />
– Paul will nicht mehr in die Schule gehen. Er<br />
klagt über Bauchschmerzen und starke Übelkeit.<br />
Am Wochenende und in den Ferien ist er<br />
beschwerdefrei.<br />
– Lena hat möglicherweise eine Rechenschwäche.<br />
In der dritten Klasse nimmt sie noch<br />
immer ihre Finger beim Rechnen zur Hilfe.<br />
– Die Klassenlehrerin der 8a macht sich über<br />
das Klassenklima Sorgen und wünscht sich<br />
einen Ansprechpartner.