Nationalpark-Atlas Hamburgisches Wattenmeer
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Die Watt- und Wasserflächen<br />
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"Wo etwa noch vor einer Stunde geschwoll´ne Segel auf und nieder,<br />
Von tiefer Flut getragen, schwebten: daselbst erblickt man dürren Sand.<br />
Daselbst erblickt man, mit Erstaunen, auf einem öd´und trockenen Strand<br />
Anstatt der Schiff´und stolzer Segel, im schnellen Traben Pferd und Wagen<br />
Oft auf dem aufgedeckten Boden des Meeres hin und wider jagen."<br />
Seit im 17. Jahrhundert der Heimatdichter B. H. Brockes die Stimmung des bei niedrigen Wasserständen über das Watt zwischen<br />
der Insel Neuwerk und dem Festland pendelnde Pferdekutschen beschrieb, hat sich das Bild nur unwesentlich verändert.<br />
Auch heute noch ist der traditionsreiche und von Reisigpricken markierte Wattweg vom Festland nach Cuxhaven die<br />
Lebensader für die Insel Neuwerk.<br />
Die Wattwege im hamburgischen <strong>Wattenmeer</strong><br />
Der Wattweg von Neuwerk zum Festland<br />
Der Weg über das Watt zur Insel Neuwerk gehört seit Jahrhunderten<br />
zum festen Bestandteil des Transportnetzes an der<br />
Wurster Küste. Die Route wird jedes Jahr nach den Frühlingsstürmen<br />
je nach veränderten Verläufen der Priele und Wattrücken<br />
Abb. 1: Auch der Wattweg von Neuwerk nach Scharhörn wird sorgfältig<br />
mit Reisigbüscheln gekennzeichnet. Foto Janke.<br />
neu festgesetzt. Sie führt von Duhnen und Sahlenburg kommend<br />
entlang der Wasserscheide quer zum Weser-Elbe-Wattfahrwasser<br />
auf einer Länge von rund 10 km bis zur südlichen Auffahrt<br />
Neuwerks. Neben seiner traditionellen Funktion als Haupt-<br />
<strong>Nationalpark</strong>-<strong>Atlas</strong> <strong>Hamburgisches</strong> <strong>Wattenmeer</strong><br />
versorgungsweg (früher) mit traditionellen Pferdewattwagen und<br />
(heute) mit Versorgungstreckern gehört er mittlerweile zu den<br />
großen Touristenattraktionen der Region. Nur an wenigen Stellen<br />
im <strong>Wattenmeer</strong> kann man sich so weit hinaus auf die freien<br />
Wattflächen wagen. Von den Cuxhavener Seebädern Sahlenburg<br />
und Duhnen werden im Sommer täglich Kutschfahrten, geführte<br />
Wattwanderungen und auch Ausflüge mit Pferden zur Insel<br />
Neuwerk angeboten. Obwohl seit 1950 ein regelmäßiger<br />
Schiffsverkehr zwischen Cuxhaven und Neuwerk besteht, werden<br />
die Versorgungsgüter für die ständigen Einwohner und ihre Gäste<br />
auch heute noch über den Wattweg transportiert. Dies geschieht<br />
ganz überwiegend mit Hilfe von in der Landwirtschaft üblichen<br />
Traktorengespannen. Eine Entsorgung der Insel wird über den<br />
Schiffsweg bewerkstelligt.<br />
Abb. 2:Wattwagenverkehr zwischen Neuwerk und Sahlenburg.<br />
Foto Janke.<br />
Durch den großen Andrang von Tagestouristen und Urlaubern<br />
wird der Wattweg im Sommer intensiv genutzt, bei günstigen<br />
Gezeiten sogar zweimal täglich. An Spitzentagen verkehren 50<br />
Kutschen, davon 11 Kutschen von der Insel Neuwerk, sowie<br />
durchschnittlich zwei Traktoren und unzählige Wattwanderer und<br />
Reiter auf dem ausgeprickten Wattenweg ( Stand 2000).<br />
Für die Sicherheit des Weges ist - soweit das bei einem Wattweg<br />
überhaupt möglich ist – muß Vorsorge getroffen worden. Zunächst<br />
ist die Route durch Reisigbüschel, die in mehreren Metern<br />
Abstand voneinander in den Wattboden gegraben werden, in<br />
ihrem Verlauf für den Wanderer gesichert. Die kurzen Abstände<br />
müssen deshalb eingehalten werden, damit auch bei einem plötzlich<br />
aufkommenden Seenebel immer noch eine Orientierungshilfe<br />
besteht, an der entlang sich der Wegeverlauf verfolgen lässt.<br />
An den Rändern des quer zum Weg verlaufenden Weser - Elbe-<br />
Wattfahrwasser wurden Rettungsbaken eingerichtet, in die sich<br />
von der Flut abgeschnittene Wattwanderer flüchten können.<br />
Schließlich besteht sowohl am Festland als auch auf Neuwerk ein<br />
gut organisiertes Informationssytsem, das wanderfreudigen<br />
Gästen mitteilt, wann genau eine Wanderung unternommen werden<br />
kann und wieder abgeschlossen sein muss. Um sich im Notfall<br />
gegenseitig helfen<br />
zu können sind viele<br />
Wattwagenfahrer sowie<br />
Wattführer und die Einsatzstelle<br />
am Festland<br />
untereinander über Funk<br />
verbunden.<br />
Abb. 3: Der Kotpillenwurm ist auch auf<br />
dem Wattweg noch anzutreffen.<br />
Foto Janke.