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Nationalpark-Atlas Hamburgisches Wattenmeer

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Die Watt- und Wasserflächen<br />

116<br />

"Wo etwa noch vor einer Stunde geschwoll´ne Segel auf und nieder,<br />

Von tiefer Flut getragen, schwebten: daselbst erblickt man dürren Sand.<br />

Daselbst erblickt man, mit Erstaunen, auf einem öd´und trockenen Strand<br />

Anstatt der Schiff´und stolzer Segel, im schnellen Traben Pferd und Wagen<br />

Oft auf dem aufgedeckten Boden des Meeres hin und wider jagen."<br />

Seit im 17. Jahrhundert der Heimatdichter B. H. Brockes die Stimmung des bei niedrigen Wasserständen über das Watt zwischen<br />

der Insel Neuwerk und dem Festland pendelnde Pferdekutschen beschrieb, hat sich das Bild nur unwesentlich verändert.<br />

Auch heute noch ist der traditionsreiche und von Reisigpricken markierte Wattweg vom Festland nach Cuxhaven die<br />

Lebensader für die Insel Neuwerk.<br />

Die Wattwege im hamburgischen <strong>Wattenmeer</strong><br />

Der Wattweg von Neuwerk zum Festland<br />

Der Weg über das Watt zur Insel Neuwerk gehört seit Jahrhunderten<br />

zum festen Bestandteil des Transportnetzes an der<br />

Wurster Küste. Die Route wird jedes Jahr nach den Frühlingsstürmen<br />

je nach veränderten Verläufen der Priele und Wattrücken<br />

Abb. 1: Auch der Wattweg von Neuwerk nach Scharhörn wird sorgfältig<br />

mit Reisigbüscheln gekennzeichnet. Foto Janke.<br />

neu festgesetzt. Sie führt von Duhnen und Sahlenburg kommend<br />

entlang der Wasserscheide quer zum Weser-Elbe-Wattfahrwasser<br />

auf einer Länge von rund 10 km bis zur südlichen Auffahrt<br />

Neuwerks. Neben seiner traditionellen Funktion als Haupt-<br />

<strong>Nationalpark</strong>-<strong>Atlas</strong> <strong>Hamburgisches</strong> <strong>Wattenmeer</strong><br />

versorgungsweg (früher) mit traditionellen Pferdewattwagen und<br />

(heute) mit Versorgungstreckern gehört er mittlerweile zu den<br />

großen Touristenattraktionen der Region. Nur an wenigen Stellen<br />

im <strong>Wattenmeer</strong> kann man sich so weit hinaus auf die freien<br />

Wattflächen wagen. Von den Cuxhavener Seebädern Sahlenburg<br />

und Duhnen werden im Sommer täglich Kutschfahrten, geführte<br />

Wattwanderungen und auch Ausflüge mit Pferden zur Insel<br />

Neuwerk angeboten. Obwohl seit 1950 ein regelmäßiger<br />

Schiffsverkehr zwischen Cuxhaven und Neuwerk besteht, werden<br />

die Versorgungsgüter für die ständigen Einwohner und ihre Gäste<br />

auch heute noch über den Wattweg transportiert. Dies geschieht<br />

ganz überwiegend mit Hilfe von in der Landwirtschaft üblichen<br />

Traktorengespannen. Eine Entsorgung der Insel wird über den<br />

Schiffsweg bewerkstelligt.<br />

Abb. 2:Wattwagenverkehr zwischen Neuwerk und Sahlenburg.<br />

Foto Janke.<br />

Durch den großen Andrang von Tagestouristen und Urlaubern<br />

wird der Wattweg im Sommer intensiv genutzt, bei günstigen<br />

Gezeiten sogar zweimal täglich. An Spitzentagen verkehren 50<br />

Kutschen, davon 11 Kutschen von der Insel Neuwerk, sowie<br />

durchschnittlich zwei Traktoren und unzählige Wattwanderer und<br />

Reiter auf dem ausgeprickten Wattenweg ( Stand 2000).<br />

Für die Sicherheit des Weges ist - soweit das bei einem Wattweg<br />

überhaupt möglich ist – muß Vorsorge getroffen worden. Zunächst<br />

ist die Route durch Reisigbüschel, die in mehreren Metern<br />

Abstand voneinander in den Wattboden gegraben werden, in<br />

ihrem Verlauf für den Wanderer gesichert. Die kurzen Abstände<br />

müssen deshalb eingehalten werden, damit auch bei einem plötzlich<br />

aufkommenden Seenebel immer noch eine Orientierungshilfe<br />

besteht, an der entlang sich der Wegeverlauf verfolgen lässt.<br />

An den Rändern des quer zum Weg verlaufenden Weser - Elbe-<br />

Wattfahrwasser wurden Rettungsbaken eingerichtet, in die sich<br />

von der Flut abgeschnittene Wattwanderer flüchten können.<br />

Schließlich besteht sowohl am Festland als auch auf Neuwerk ein<br />

gut organisiertes Informationssytsem, das wanderfreudigen<br />

Gästen mitteilt, wann genau eine Wanderung unternommen werden<br />

kann und wieder abgeschlossen sein muss. Um sich im Notfall<br />

gegenseitig helfen<br />

zu können sind viele<br />

Wattwagenfahrer sowie<br />

Wattführer und die Einsatzstelle<br />

am Festland<br />

untereinander über Funk<br />

verbunden.<br />

Abb. 3: Der Kotpillenwurm ist auch auf<br />

dem Wattweg noch anzutreffen.<br />

Foto Janke.

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