Nationalpark-Atlas Hamburgisches Wattenmeer
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Insel Neuwerk<br />
46<br />
Unbedingte Voraussetzungen für ein geordnetes Leben auf Inseln ist eine funktionierende Ver- und Entsorgung.Was auf<br />
dem Festland normal und selbstverständlich erscheint, erfordert auf den Inseln oftmals spezielle Lösungen. Die Insel<br />
Neuwerk gibt hierfür ein gutes Beispiel und leistet hierdurch einen wichtigen Beitrag zur Förderung der <strong>Nationalpark</strong>ziele.<br />
Versorgung und Entsorgung<br />
Wasserversorgung<br />
Ursprünglich erfolgte die Wasserversorgung inseltypisch aus<br />
Zisternen oder “Fethingen”, in denen das Regenwasser bei den<br />
Höfen aufgefangen wurde. Später gelangte das Trinkwasser mit<br />
einem Wasserboot nach Neuwerk. Seit 1967 wird das Trinkwasser<br />
vom Festland durch eine Leitung nach Neuwerk gepumpt.<br />
Der Jahreswasserverbrauch auf Neuwerk liegt bei etwa 14.000 m 3<br />
und ist seit 1976 relativ konstant (Abb. 2). Ein besonders hoher<br />
Wasserverbrauch tritt u.a. in Jahren auf, in denen die Bewässerung<br />
des Deiches notwendig ist.<br />
Zuständig für die Wasserversorgung ebenso wie für die Abwasserentsorgung<br />
ist die Hamburger Wirtschaftsbehörde, vertreten<br />
durch das Amt Strom- und Hafenbau/Stackmeisterei Neuwerk.<br />
Abwasserentsorgung<br />
Die häuslichen Abwässer werden auf Neuwerk über eine<br />
Druckentwässerung zentral gesammelt und im Klärwerk am<br />
Nordhamm aufbereitet. Die Kläranlage ist mit einer Belebtschlamm-Anlage<br />
mit Absetzbecken, einem Schlammdepot, zwei<br />
Folien-Schönungsteichen und einem dritten Teich ohne Folie ausgerüstet.<br />
Der letzte Teich sowie der anschließende Graben dienen<br />
als Vorflut. Das Wasser wird über den Hauptsammelgraben am<br />
Mittelweg und das Deichsiel ins Vorland abgeleitet, wo es in das<br />
Prielsystem des Ostprieles mündet.<br />
Die Abwassersituation ist durch zwei Besonderheiten geprägt:<br />
• Die saisonal stark schwankenden Abwassermengen, hervorgerufen<br />
durch hohe Besucherzahlen im Sommer und geringer<br />
Einwohnerzahl im Winter, erfordert eine aufwendige Steuerung<br />
der Belebtschlamm-Anlage.<br />
• Gegenüber den Vergleichswerten von Anlagen am Festland liegen<br />
die CSB- und Phosphat-Werte deutlich höher. Als Ursache ist<br />
zum einen der vergleichsweise geringe Anteil von Haushaltsabwässern<br />
gegenüber den Toilettenabwässern bei starkem<br />
Besucheraufkommen anzusehen. Darüber hinaus spülen Nieder-<br />
<strong>Nationalpark</strong>-<strong>Atlas</strong> <strong>Hamburgisches</strong> <strong>Wattenmeer</strong><br />
schläge größere Mengen Vogelkot z.B. von den Dächern in die<br />
Kanalisation.<br />
Das Fahrgastschiff MS “Flipper”, das die Insel anläuft, ist mit<br />
einem Fäkalientank ausgestattet. Die Abwasserentsorgung erfolgt<br />
in Cuxhaven.<br />
Versorgungsgüter des täglichen Bedarfs, Materialtransporte<br />
Grundsätzlich stehen für Transporte von und nach Neuwerk der<br />
Wattweg und der Schiffsweg zur Verfügung. So werden Baustoffe<br />
(z.B. für Deich- und Wegeunterhaltung) in der Regel mit dem<br />
Schiff angefahren. Die Versorgung der Insel mit Gütern des täglichen<br />
Bedarfs erfolgt über den Wattweg, da Neuwerk regulär nur<br />
vom Fahrgastschiff MS “Flipper” angelaufen wird, das keine<br />
größeren Frachtkapazitäten hat und auch nur i.d.R. von Ende<br />
März bis Ende Oktober verkehrt. Somit kommt den Versorgungsfahrten<br />
mit Traktor-Gespannen die entscheidende Versorgungsfunktion<br />
für die Inselbewohner und deren Gäste zu.<br />
Abfallentsorgung<br />
Bis 1989 wurde der Abfall in einer Abfallgrube beim Klärwerk<br />
entsorgt. Seitdem liegt die Abfallentsorgung auf der Insel in der<br />
Zuständigkeit des Amtes Strom- und Hafenbau. 1989 wurde mit<br />
der getrennten Erfassung von Glas begonnen. Ab 1993 erfolgte<br />
auf privatwirtschaftlicher Basis die Mülltrennung in Restmüll,<br />
Glas, Leichtverpackungen und Papier/Pappe/Karton nach den<br />
Anforderungen des Dualen Systems Deutschland (DSD “Grüner<br />
Punkt” Abb. 3 und Abb. 4).<br />
Die einzelnen Müllsorten werden nach Trennung in den<br />
Haushalten auf der Anlage beim Klärwerk bis zur Abholung<br />
durch das Entsorgungsschiff zwischengelagert. Grünabfälle werden<br />
in hauseigenen Kompostanlagen entsorgt. Sondermüll wird<br />
in Spezialbehältern gesammelt und ebenfalls vom Entsorgungsschiff<br />
abgeholt (Abb.4).<br />
Das gesamte Abfallaufkommen schwankt zwischen 90<br />
Tonnen/Jahr (1995) und 123 Tonnen/Jahr (1993), wobei auf<br />
Restmüll etwa 70 - 90 Tonnen/Jahr entfallen. Der Abfallanfall<br />
zeigt durch das hohe Besucheraufkommen im Sommer eine aus-<br />
geprägte Saisonalität.<br />
Im öffentlichen Bereich werden Abfälle ebenfalls getrennt<br />
gesammelt (Behälter für Restmüll, Wertstoffe, Glas). Sondermüll,<br />
der z.B. bei Ölunfällen oder Chemikalienfunde im Spülsaum<br />
anfällt, wird in der Regel bis zur fachgerechten Entsorgung auf<br />
Neuwerk zwischengelagert. Das Mähgut von Deichen und<br />
Grünanlagen sowie Klärrückstände werden bei der Kläranlage<br />
kompostiert.<br />
Energieversorgung<br />
Zur Hausfeuerung und Warmwassergewinnung werden auf<br />
Neuwerk Ölheizung, Sonnenenergie, Strom und/oder Feststoffheizung<br />
sowie Wärmerückgewinnung eingesetzt.<br />
Seit 1996 wird die Insel ausschließlich per Schiff mit Heizöl versorgt,<br />
das in einem am Westdeich befindlichen Tank gelagert<br />
wird. Die Auslieferung des Heizöls erfolgt durch das Amt Stromund<br />
Hafenbau. Der Gesamtverbrauch an Heizöl beträgt etwa<br />
105.000 Liter pro Jahr.<br />
Die Stromversorgung begann 1926 mit einer Windturbine, unterstützt<br />
durch ein Dieselaggregat. 1958 wurde als Ersatz ein erstes<br />
6 kV-Seekabel verlegt und die Insel mit einem Freileitungsnetz<br />
versorgt. 1992 wurden ein neues 20 kV-Seekabel verlegt und die<br />
Freileitungen auf Erdkabel umgestellt. Die Stromversorgung<br />
erfolgt heute durch die Energieversorgung Weser-Elbe (EWE<br />
AG), vormals Überlandwerke Nord-Hannover (ÜNH).<br />
Mit ersten Projekten rationeller Energieverwendung durch<br />
Wärmerückgewinnung oder Einsatz von erneuerbaren Energiequellen<br />
wird auf Neuwerk der Bedarf an Öl und Strom bereits<br />
verringert. Neben der Solaranlage zur Brauchwassererwärmung<br />
in der <strong>Nationalpark</strong>station (seit 1998) hat 1998/99 ein Betrieb<br />
eine Solaranlage in seine Energieversorgung integriert.<br />
Erneuerbare Energieträger nutzen auch die Feststoffheizungen,<br />
die mit Holz (z.B. ehemaliges Bauholz und Treibholz) betrieben<br />
werden. Eine zukünftige Windenergienutzung scheidet aus<br />
Gründen des Naturschutzes und des Landschaftsbildes aus.