Nationalpark-Atlas Hamburgisches Wattenmeer
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Insel Neuwerk/Binnengroden<br />
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Mit knapp 100 ha, von denen etwa 80 % landwirtschaftlich genutzt werden, umfasst der Binnengroden von Neuwerk noch<br />
nicht einmal 1% der Fläche des gesamten <strong>Nationalpark</strong>s <strong>Hamburgisches</strong> <strong>Wattenmeer</strong>. Dieser Bereich nimmt jedoch eine<br />
Sonderstellung ein, da dies der einzige Bereich im gesamten Schutzgebiet ist, der dauerhaft bewirtschaftet wird und<br />
zugleich von extremen Hochwassern nicht mehr erreicht wird.<br />
Pflanzenwelt und Vegetation im Binnengroden<br />
Die Vegetationsverhältnisse im Binnengroden werden kaum vom<br />
Salzwasser beeinflusst. Obwohl noch vor wenigen Jahrzehnten -<br />
zuletzt 1976 - extreme Hochwasser über die Deiche schwappten<br />
und nicht nur die Gewässer versalzten, sondern auch eine Reihe<br />
von Gehölzen zum Absterben brachten, sind von diesem Einfluss<br />
bis auf die abgestorbenen Bäume keine Auswirkungen mehr zu<br />
erkennen.<br />
Landwirtschaftlich genutzte Flächen<br />
Der Binnengroden wird von Grünland dominiert, das als Wiese<br />
und Weide bewirtschaftet wird. Die Ackerflächen umfassen weniger<br />
als 10 ha, auf ihnen wird Hafer und Gerste für den Eigenbedarf<br />
- zur Fütterung der Wattwagen- und Pensionspferde -<br />
angebaut.<br />
Ein Rückblick in die Historie der Inselbewirtschaftung zeigt, dass<br />
sich die landwirtschaftliche Nutzung auf Neuwerk im Laufe der<br />
Jahrhunderte mehrfach geändert hat. Vor der Eindeichung<br />
Neuwerks konnte nur Grünlandwirtschaft betrieben werden. Mit<br />
dem Schutz vor Hochwässern wurde auf den sandigen Böden<br />
Ackerbau möglich. In großen Teilen der Insel wurde Gerste,<br />
Roggen und Hafer angebaut. Erst in den letzten Jahrzehnten sind<br />
viele Ackerflächen wieder in Grünland umgewandelt worden.<br />
Diese "jungen" Grünländer - insbesondere im Westen der Insel -<br />
zeichnen sich durch eine Armut an Arten und Vegetationsstrukturen<br />
aus. Dominierend sind typische Weidelgras-Weißklee-<br />
Weiden mit den namengebenden Arten. Trotzdem sind die<br />
Flächen im Vergleich mit intensiv genutzten Grünländern des<br />
angrenzenden Festlandes relativ artenreich, wenn auch häufige<br />
und anspruchslose Arten dominieren.<br />
Im östlichen Teil der Insel, wo das Grünland wahrscheinlich über<br />
Jahrhunderte nicht umgebrochen wurde, ist ein struktur- und<br />
artenreicheres Grünland verbreitet. Auf den Weiden und Wiesen,<br />
die extensiv bewirtschaftet werden, ist die Wiesen-Flockenblume<br />
heimisch; die nährstoffärmsten Wiesen im Norden, südlich der<br />
Kläranlage, werden vom Kleinen Klappertopf in leuchtendes<br />
Gelb getaucht. Diese Pflanze, die auf den Wurzeln von Gräsern<br />
parasitiert, ist auf dem Festland bereits sehr selten geworden und<br />
<strong>Nationalpark</strong>-<strong>Atlas</strong> <strong>Hamburgisches</strong> <strong>Wattenmeer</strong><br />
wird auf den "Roten Listen” als gefährdete Art geführt. In den<br />
östlichen Grünländern treten Schilf, verschiedene Seggen,<br />
Knick-Fuchsschwanz und Flatterbinse auf und kennzeichnen die<br />
Wiesen und Weiden als feucht und nährstoffarm. In diesen<br />
Flächen ist auf dem Luftbild sogar noch ein alter Prielverlauf<br />
erkennbar, der aus der Zeit vor der Eindeichung stammt und zum<br />
Turm führte. Im Gelände treten die Prielreste jedoch nur nach<br />
starken Regenfällen als flache Rinnen in Erscheinung. Lediglich<br />
an einigen tieferen Stellen sind Reste der Priele als kleine Tümpel<br />
oder Röhrichtbestände erhalten geblieben.<br />
Gewässer<br />
Im Neuwerker Binnengroden existieren keine nartürlichen<br />
Fließgewässer, sondern lediglich Grabensysteme zur Entwässerung<br />
des Inselkerns. Die Gräben fallen im Sommer überwiegend<br />
trocken. Lediglich der Hauptabzugsgraben führt ständig<br />
Wasser und weist eine Schwimmpflanzendecke aus Kamm-<br />
Laichkraut auf. An den meisten Grabenrändern stehen Röhrichte<br />
aus Schilf, das an einigen Gräben auch mit der Strandsimse vermischt<br />
ist. Typische, ansonsten häufige Begleitarten der<br />
Röhrichte, wie Blutweiderich, Gilbweiderich oder Ufer-<br />
Wolfstrapp treten in ihrem Vorkommen auf Neuwerk zurück.<br />
Die Stillgewässer im Binnengroden haben sich sehr unterschiedlich<br />
entwickelt. Viele der kleineren, ehemals als Viehtränke<br />
genutzten Weiher am Deich sind inzwischen weitgehend verlandet<br />
oder von dichten Schilfröhrichten bestanden. Auch das Brack,<br />
der Überrest eines Deichbruches aus dem Jahr 1717, verlandet<br />
zusehends. In dem inzwischen ausgesüßten Wasser (2 ‰<br />
Salzgehalt) breiten sich Bestände von Strandsimse, Sumpfsimse<br />
und Einspelziger Nadelsimse bereits bis annähernd zur<br />
Weihermitte aus.<br />
Andere kleine Gewässer sind dagegen noch nicht so weit verlandet.<br />
Neben den vielen kleinen und jungen Gartenteichen, ist auch<br />
der "Soot” auf der Turmwurt als vermutlich das älteste Gewässer<br />
der Insel nur randlich von einem kleinen Röhricht aus Schilf und<br />
Kalmus bestanden. Seine gesamte Wasserfläche wird vom Zarten<br />
Hornblatt bedeckt. Diese in Hamburg stark gefährdete Art ist<br />
auch in anderen kleinen Gewässern vertreten, z.T. vergesellschaftet<br />
mit Teichfaden, Tausendblatt und Schwimmendem Laichkraut.<br />
Gehölze<br />
Im Norden und Süden der Insel sowie um die Turmwurt sind einige<br />
Gehölze aufgewachsen. Manche wurden als Windschutzpflanzungen<br />
mit z.T. gebietsfremden Arten wie z.B. Silber- und<br />
Grau-Pappel angelegt, andere, v.a. um die Turmwurt, entsprechen<br />
Hofgehölzen mit ihrer für die Marsch charakteristischen Artenzusammensetzung<br />
aus Esche, Silberweide und Eiche. Kleine<br />
Wäldchen aus Erlen, Eschen und Weiden sind auch selbsttätig in<br />
historischen Kleientnahmestellen und auf ehemaligen Hofstellen<br />
entstanden.<br />
Lediglich im Ostteil der Insel bestehen kleine Hecken, vornehmlich<br />
aus verschiedenen Weiden-Arten. Dort, wo sie als Windschutz<br />
angepflanzt wurden, sind auch Rosen, Mehlbeeren und<br />
Holunder in der Strauchschicht vertreten.<br />
Abb.1: Kleinräumige Vegetationsvielfalt in der Kulturlandschaft im<br />
Osten des Neuwerker Binnengrodens. Foto Janke, August 1999.<br />
Kleinräumige Nutzflächen<br />
Überall verstreut auf der Insel sind kleinere Flächen mit Vegetationsgesellschaften<br />
bestanden, die sich nach einer mehr oder<br />
weniger nachhaltigen Störung der natürlichen Verhältnisse entwickelt<br />
haben. Ablagerungsplätze für Mist oder verdorbenes Heu,<br />
Deponieplätze für Deichbaumaterialien wie Klei, Sand oder Split,<br />
Wegränder und häufiger gemähte Grabenränder tragen je nach<br />
Bodenverhältnissen verschiedene Gesellschaften, die entweder<br />
Magerrasen mit z.B. Thymianblättrigem Sandkraut und Steinklee,<br />
Flutrasen (mit verschiedenen Binsenarten) oder Hochstau-