Nationalpark-Atlas Hamburgisches Wattenmeer
Nationalpark-Atlas Hamburgisches Wattenmeer
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Naturraum hamburgisches <strong>Wattenmeer</strong><br />
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Die besondere Lage im Inneren der Deutschen Bucht und der damit verbundene Einfluss von Weser und Elbe verleihen dem<br />
<strong>Nationalpark</strong> <strong>Hamburgisches</strong> <strong>Wattenmeer</strong> eine Eigentümlichkeit, die das Gebiet von anderen Bereichen des <strong>Wattenmeer</strong>es<br />
deutlich unterscheidet.<br />
Allgemeine Gebietsbeschreibung<br />
Das Hamburgische <strong>Wattenmeer</strong><br />
Der zum hamburgischen Staatsgebiet gehörige <strong>Wattenmeer</strong>bereich<br />
liegt in der naturräumlichen Region "Watten und Marschen". Zu<br />
dieser naturräumlichen Region zählt der gesamte Küstenbereich<br />
mit den Watten einschließlich der Ostfriesischen Inseln, der<br />
Seemarschen und der Flußmarschen von Ems, Weser und Elbe.<br />
Der <strong>Nationalpark</strong> <strong>Hamburgisches</strong> <strong>Wattenmeer</strong> liegt mit einer<br />
Fläche von 11.700 ha zwischen den Mündungsgebieten von Elbe<br />
und Weser. Er wird im Westen und Osten vom Niedersächsischen<br />
<strong>Wattenmeer</strong> eingefaßt. Im Norden begrenzen ihn die unterseeische<br />
Rinne der Elbe und die Nordsee, im Südwesten ein Prielstrom,<br />
die Till und ein Priel, das Bakenloch. Insbesondere der<br />
Süßwasserzustrom aus der Elbe erniedrigt im hamburgischen<br />
<strong>Wattenmeer</strong> den Salzgehalt des Meerwassers gegenüber der freien<br />
Nordsee. Schließlich lässt der hohe Nährstoffeintrag durch die<br />
Elbe das Wattengebiet in deren Mündungsbereich zu einem<br />
Lebensraum mit hoher Nahrungsproduktion für die Lebensgemeinschaften<br />
in diesem Küstenabschnitt werden.<br />
Die Insel Neuwerk<br />
Die einzige bewohnte Insel im <strong>Nationalpark</strong> <strong>Hamburgisches</strong><br />
<strong>Wattenmeer</strong> ist die etwa 8 km vom Festland entfernt liegende<br />
Insel Neuwerk. Der eingedeichte Inselkern umfaßt eine Fläche<br />
von ca. 120 ha (incl. Grundfläche des Deiches). Im Norden und<br />
im Osten schließen sich Vorländer mit einer Gesamtfläche von ca.<br />
182 ha an. Im Osten der Insel wurden in den dreißiger Jahren<br />
weitläufige Lahnungsfelder angelegt, die jedoch heute nicht mehr<br />
unterhalten werden.<br />
Die Scharhörnplate und andere Sände<br />
Die Sände und Platen stellen weitgehend vegetationslose, überwiegend<br />
ebene Flächen auf der Höhe des mittleren Tidehochwassers<br />
einschließlich darin gelegener Senken mit Wasserflächen dar.<br />
Die auffälligste Bildung im hamburgischen Bereich ist die etwa<br />
285 ha große Scharhörnplate mit einer Höhe bis etwa 70 cm über<br />
MThw. Die beiden hochwasserfreien Düneninseln Scharhörn und<br />
Nigehörn liegen direkt auf der Plate. In ihrem nördlichen Bereich,<br />
<strong>Nationalpark</strong>-<strong>Atlas</strong> <strong>Hamburgisches</strong> <strong>Wattenmeer</strong><br />
etwa 6 km von Neuwerk entfernt, befindet sich Scharhörn mit<br />
einer aktuellen Größe von ca. 20 ha, Nigehörn, mit einer Ausdehnung<br />
von 34 ha, liegt ca. 1,5 km weiter südsüdwestlich. Beide<br />
Inseln verändern ausgelöst durch das Wechselspiel von Wasser<br />
und Wind beständig ihre Größe und Gestalt. Besonders deutlich<br />
erkennbar ließ sich dieser Prozess in den neunziger Jahren verfolgen,<br />
als sich an den östlichen Ausläufern beider Inseln ein lang<br />
gezogener Steert in Richtung Südost bildete. Die Entstehung und<br />
nähere Entwicklung von Scharhörn und Nigehörn wird auf den<br />
Seiten 78 ff. und 96 ff. beschrieben. Dort findet sich auch eine<br />
eingehende Darstellung der stetigen Verlagerung von Scharhörn.<br />
Westlich der Scharhörnplate auf Höhe Nigehörns haben sich zwei<br />
parallel liegende Brandungsbänke gebildet. Eine weitere, sich<br />
auch auf Luftbildern deutlich hervorhebende, Sandbank liegt auf<br />
dem Gebiet des Unteren Wittsands.<br />
Die Prielsysteme<br />
Prielströme, auch als Wattrinnen, Tiefs, Gats oder Baljen bezeichnet,<br />
durchschneiden die Wattflächen von der offenen See bis zur<br />
Küste und sind ständig mit mehr als einem Meter Tiefe wasserführend.<br />
Sie bilden zugleich die Hauptentwässerungs- und Hauptflutungsrinnen<br />
des <strong>Wattenmeer</strong>es. Im hamburgischen <strong>Wattenmeer</strong><br />
übernimmt diese Funktion für den südlichen Bereich die sogenannte<br />
Till, welche in ihrem Verlauf in Norder- und Ostertill<br />
differenziert wird. Im Norden übernimmt die Elbe diese Funktion.<br />
Die Priele wiederum zweigen von den Prielströmen ab. Sie werden<br />
von der Ebbe geformt und führen auch bei Niedrigwasser<br />
noch mit natürlichem Gefälle Wasser, wenn auch meist mit weniger<br />
als 1 m Tiefe.<br />
Auf dem Wattrücken des Neuwerker und des Duhner Watts verläuft<br />
eine Wasserscheide, die das nach Süden entwässernde<br />
Prielsystem der Till von dem der Elbmündung trennt. In die Till<br />
münden das Scharhörnloch, Wittsandloch und Neuwerker Loch.<br />
Das Muschelloch, Weser-Elbe-Wattfahrwasser und Sahlenburger<br />
Loch sind über das Bakenloch mit der Till verbunden. In die<br />
Elbmündung entwässern das Elbe-Neuwerk-Fahrwasser, welches<br />
im südlichen Teil noch den früheren Priel "Hundebalje" repräsen-<br />
tiert sowie die Eitzenbalje.<br />
Eine westlich am Elbe-Neuwerk-Fahrwasser gelegene Vertiefung<br />
("Baggerloch") zeugt von der Materialentnahme zur Aufspülung<br />
der Insel Nigehörn.<br />
In historischen Dimensionen betrachtet ist – wie überall im<br />
<strong>Wattenmeer</strong> – die Topographie der freien Watten mit ihren Prielsystemen<br />
lediglich eine Momentaufnahme, im hamburgischen<br />
<strong>Wattenmeer</strong> bleibt nur die eingedeichte Insel Neuwerk davon ausgenommen.<br />
Das gesamte Gebiet des <strong>Wattenmeer</strong>s mit all seinen<br />
Strukturen wie Priele und Sände ist einer starken wind- und strömungsbedingten<br />
Dynamik unterworfen. Dies lässt sich besonders<br />
eindrucksvoll an der noch vor wenigen Jahren nordwärts vorgelagerten<br />
Brandungsbank ("Kleines Riff") dokumentieren, die binnen<br />
weniger Jahre weitgehend zerschlagen wurde.<br />
Freie Wattflächen<br />
Das Neuwerker Watt teilt sich in das nördlich gelegene<br />
Scharhörner Watt und das südlich davon befindliche Neuwerker<br />
Inselwatt. Eine weitergehende Unterteilung geschieht durch die<br />
Benennung von sogenannten Sänden, wobei es sich allerdings<br />
nicht um echte Sände, sondern Gebietsbeschreibungen überwiegend<br />
sandwattdominierter Wattenbereiche handelt. Das Gebiet im<br />
Nordwesten, am Scharhörnloch, wird Robbenplate genannt. Nach<br />
Süden hin folgen Unterer und Oberer Wittsand, Schaafsand und<br />
Sahlenburger Watt. Nordöstlich der Insel Neuwerk liegt der<br />
Kleine Vogelsand.<br />
Im Hamburgischen <strong>Wattenmeer</strong> liegt überwiegend Sandwatt vor,<br />
nur vereinzelt, besonders um die Insel Neuwerk und die Priele,<br />
finden sich kleinere Mischwattflächen. Westlich des Wittsandes,<br />
im nördlichen Entwässerungsbereich des Wittsandlochs, nördlich<br />
und westlich der Robbenplate am Scharhörnloch und um das<br />
Baggerloch konnten sich Schlickwattbereiche ausbilden.<br />
Wege durchs Watt<br />
Durch das hamburgische <strong>Wattenmeer</strong> ziehen entlang der<br />
Wasserscheide zwei mit Buschwerk ("Pricken") bezeichnete<br />
Wattenwege. Der meistgenutzte Weg führt von Neuwerk nach<br />
Sahlenburg; von ihm zweigt, außerhalb des hamburgischen<br />
<strong>Wattenmeer</strong>gebietes, eine Verbindung nach Duhnen ab. Am<br />
Wattenweg von Sahlenburg nach Neuwerk bieten drei Rettungsbaken<br />
dem von der Flut überraschten Wattwanderer Zuflucht.<br />
Der andere Wattenweg führt von der Wattwagenauffahrt im<br />
Süden Neuwerks westlich an der Insel vorbei bis nach Scharhörn.