Abb. 2: <strong>Nationalpark</strong>beschilderung auf der Insel Scharhörn. Im Hintergrund das “Hamburger Haus”. Foto Janke (1992). Abb. 1: Schutzgebietsausweisungen im <strong>Nationalpark</strong> Hamburgischen <strong>Wattenmeer</strong> (einschließlich geplante Erweiterung). Nigehörn <strong>Nationalpark</strong>-<strong>Atlas</strong> <strong>Hamburgisches</strong> <strong>Wattenmeer</strong> 131
Der <strong>Nationalpark</strong> <strong>Hamburgisches</strong> <strong>Wattenmeer</strong> 132 Für die Entwicklung des <strong>Nationalpark</strong>es ist eine angewandte Forschung und dauerhafte Umweltbeobachtung unerlässlich.Verschiedene Einzeluntersuchungen der Vergangenheit in Verbindung mit systematischen Grundlagenerhebungen für den <strong>Nationalpark</strong>plan liefern einen ersten Überblick über die Gegebenheiten im <strong>Nationalpark</strong>. Das Umweltbeobachtungsprogramm ermöglicht es, zukünftige Entwicklungen zu dokumentieren und den verantwortlichen Ursachen auf die Spur zu kommen. Forschung und Umweltbeobachtung Forschung Forschungsaktivitäten im hamburgischen <strong>Wattenmeer</strong> haben bereits eine lange Tradition. Bereits im Jahre 1911 begann die Vogelwarte Helgoland mit Untersuchungen zur Vogelwelt auf Neuwerk und Scharhörn. Ab 1938 erfolgte die Besetzung der Insel Scharhörn durch einen Vogelwart, der das Brut- und Zuggeschehen der Vogelwelt in Jahresberichten erfasst. Seit 1939 übernahm der 'Verein Jordsand' die entsprechenden Arbeiten auf Scharhörn, ab 1946 vorübergehend auch auf Neuwerk. Seit der Ausweisung des Ostvorlandes als Naturschutzgebiet im Jahre 1982 findet auf Neuwerk eine regelmäßige Erfassung der Vogelwelt durch den 'Verein Jordsand' als betreuender Naturschutzverband statt. Umfassende Erkenntnisse über die Inseln Neuwerk und Scharhörn sowie die sie umgebenden Wattflächen lieferten in den Jahren 1963 - 1981 die Voruntersuchungen für ein Tiefwasserhafenprojekt Scharhörn. Die Ergebnisse der Forschungs- und Vorarbeitenstelle Neuwerk der Hamburger Wirtschaftsbehörde wurden in der Schriftenreihe "Hamburger Küstenforschung" veröffentlicht. Neben verschiedenen Untersuchungen zur Hydrologie (Strömungen, Wasserstände, Seegang, Salzgehalte), zum Klima (Wind, Nebel) sowie zu Geologie und Sedimenten einschließlich geländemorphologischer Veränderungen der Wattflächen durch Umlagerung wurden auch ökologische Fragestellungen bearbeitet (z.B. Flora, Nahrungs-, Rast- und Mauserplätze der Vögel, fischereiliche Fragen). Zwar wurden die Hafenplanungen für Scharhörn 1981 zurückgestellt; die zusammengetragenen Fakten haben heute jedoch nach wie vor ihren Wert als wertvolle Vergleichsdaten behalten. Seit der Gründung des <strong>Nationalpark</strong>s <strong>Hamburgisches</strong> <strong>Wattenmeer</strong> wurden zahlreiche Einzeluntersuchungen mit Unterstützung der <strong>Nationalpark</strong>verwaltung durchgeführt: So entstand eine Gesamtschau über die Veränderungen auf der Insel Neuwerk im Zeitraum 1980 - 1993. Einzelne Arbeiten über das Vorland von Neuwerk lieferten Angaben zur Vegetation, zum oberflächennahen Bodenaufbau, zu voraussichtlichen ökologischen Auswirkungen geplanter Kleientnahmen, zu Salzgehalten <strong>Nationalpark</strong>-<strong>Atlas</strong> <strong>Hamburgisches</strong> <strong>Wattenmeer</strong> in den Prielen und zur Entwicklung von Lahnungsflächen vor dem Sommerdeich in Abhängigkeit von Beweidung und Begrüppung. Mit einer Einzelbiotop-Kartierung wurden die Gewässer auf Neuwerk erfasst. Neben den ständigen Vogelbeobachtungen fand auch vogelkundliche Grundlagenforschung statt. Ein Vergleich der Seeschwalben-Bestände auf Scharhörn und Nigehörn lieferte Informationen zur Brut- und Nahrungsökologie von Fluss- und Küstenseeschwalbe. Ferner fanden Untersuchungen zur Verteilung und Nahrungsökologie von Brandenten im <strong>Nationalpark</strong> <strong>Hamburgisches</strong> <strong>Wattenmeer</strong> statt. Abb. 1: Mit Bodenfallen wird die Kleintierwelt im Vorland erfasst. Foto Körber. Die Kenntnisse über die Wattbereiche wurden erweitert durch Untersuchungen der Sedimentverteilung im Raum Neuwerk/ Kleiner Vogelsand. Vorkommen und Verteilung von Muscheln und Schnecken im <strong>Nationalpark</strong> <strong>Hamburgisches</strong> <strong>Wattenmeer</strong> wurden genauso erforscht wie die Auswirkungen des Neuwerker Wattweges auf die im Boden lebende Tierwelt. Daneben wurden auch die Fischfauna einschließlich fischereibedingter Verletzungen und anderer Veränderungen an der Haut von Plattfischen und Krebsen im <strong>Nationalpark</strong> <strong>Hamburgisches</strong> <strong>Wattenmeer</strong> untersucht. Eine besondere Bedeutung kommt der von der <strong>Nationalpark</strong>verwaltung in den Jahren 1995 bis 1999 veranlassten umfassenden Erhebung von Datengrundlagen als Grundlage für ein effizientes Monitoring-Programm im hamburgischen <strong>Wattenmeer</strong> durch das Institut für angewandte Umweltbiologie und Monitoring (IFAUM) zu. Soweit der vorhandene Kenntnisstand dafür nicht ausreichte, wurden umfassende neue Bestandsaufnahmen durchgeführt. Erfasst wurden Grundlagendaten zu Geologie, Boden und Sedimenten, Hydrologie, Klima und Landschaftsbild sowie die historischen Entwicklungen im Gebiet des hamburgischen <strong>Wattenmeer</strong>es. Auf den Inseln Neuwerk, Scharhörn und Nigehörn wurden Biotop- und Nutzungstypen, Flora und Vegetation sowie die Fauna (vor allem Vögel und Insekten) untersucht. Für die Wattflächen und Priele wurden neben Biotoptypen und -strukturen besonders Makroalgen und Fauna (Seehund, Brandente, Eiderente, Fauna der Priele und des Wattbodens) aufgenommen; besondere Beachtung fanden dabei dynamische Prozesse. Für Fremdenverkehr und Naherholung, Landwirtschaft, Fischerei, Jagd, Bauen, Infrastruktur (Hochwasserschutz, Wasserwirtschaft, Energieversorgung, Abfallentsorgung, Schifffahrt, Luftfahrt, Wattenwege, Inselverkehr, überregionale Verkehrsanbindung), Rohstoffgewinnung, industrielle und militärische Nutzungen wurden die gegenwärtige Situation im <strong>Nationalpark</strong> erfasst, Konflikte mit den Zielen des Naturschutzes ermittelt und Anforderungen des Naturschutzes formuliert. Dabei erfolgte die Konfliktanalyse unter besonderer Berücksichtigung des Konfliktfeldes Naturschutz/Landwirtschaft im Hinblick auf Probleme mit Ringelgänsen im Vorland von Neuwerk. Die naturschutzfachliche Zielkonzeption wurde getrennt für die Insel Neuwerk (Binnengroden, Nordvorland, Ostvorland, Hauptdeich), für die Düneninseln Scharhörn und Nigehörn sowie für die Wattflächen und Priele erstellt. Auf deren Grundlage erfolgte die naturschutzfachliche Bewertung der untersuchten Parameter. Ergänzt werden die Arbeiten des Institutes für angewandte Umweltbiologie und Monitoring durch eine Höhenvermessung mit Hilfe von Luftbildern, die zu einem digitalen Höhenmodell für den <strong>Nationalpark</strong> führt.