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Nationalpark-Atlas Hamburgisches Wattenmeer

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Insel Neuwerk<br />

44<br />

Neuwerk ist nach Jahrhunderten in einer wirtschaftlichen Randlage aus seinem Dornröschenschlaf erwacht und hat sich<br />

zu einer der großen Besucherattraktionen an der Küste zwischen Weser und Elbe gemausert. Der Ausflugsverkehr nach<br />

Neuwerk und Scharhörn stellt das größte wirtschaftliche Standbein für die <strong>Nationalpark</strong>bevölkerung dar.<br />

Fremdenverkehr<br />

Entwicklung des Fremdenverkehrs<br />

Noch um 1880 galt Neuwerk als die am wenigsten bekannte<br />

bewohnte Nordseeinsel. Der Mangel an pittoresken oder landschaftlichen<br />

Reizen sowie die schlechte Erreichbarkeit (“ein<br />

schmutziger Schlick- und Wattenpfad”) seien der Grund dafür.<br />

Das änderte sich mit der Wertschätzung für die romantische<br />

Stimmung der Wattenlandschaft und der zunehmenden Erkenntnis<br />

der positiven gesundheitlichen Wirkung des Reizklimas. Im<br />

Aufwind des Bädertourismus setzte auch auf Neuwerk eine touristische<br />

Entwicklung ein, allerdings in bescheidenem Rahmen.<br />

Mit der Errichtung eines Hotels auf Neuwerk (1905) und mit der<br />

Eröffnung eines Landschulheimes zuerst (1920) im Turm, ab<br />

1925 in der Vogtscheune auf der Turmwurt, wurden wichtige<br />

historische Weichen für die weitere Entwicklung gestellt.<br />

Der Fremdenverkehr bildet bereits seit Jahrzehnten die beständige<br />

Einkommensquelle der Bevölkerung, ohne dass allerdings die<br />

Ansprüche eines Massentourismus mit ihren negativen Auswirkungen<br />

auf Umwelt, Landschaftsbild und Sozialstruktur<br />

befriedigt werden mussten. Die Insel hat ihr ursprüngliches<br />

Gesicht trotz hohen Besucherandrangs nicht verloren. Die<br />

Strukturen des Fremdenverkehrs auf Neuwerk haben sich jedoch<br />

über die Jahrzehnte verändert.<br />

Grundlagen<br />

Unter den Besuchern des <strong>Nationalpark</strong>s sind zwei Gruppen zu<br />

unterscheiden: der übernachtende Fremdenverkehr und der<br />

Tagesausflugsverkehr. Letzterer umfasst dabei alle Gäste, die sich<br />

weniger als 24 Stunden im Gebiet aufhalten und keine Übernachtung<br />

in Anspruch nehmen. In der touristisch attraktiven Küstenregion<br />

spielt der Ausflugsverkehr traditionell eine bedeutende<br />

Rolle und stellt einen wesentlichen Anteil an der Wertschöpfung<br />

dar. Auf Neuwerk tritt heute, zumindest in seinen Auswirkungen<br />

und Erscheinungen, der übernachtende Fremdenverkehr hinter<br />

dem Tagesausflug zurück.<br />

Die Schlüsselstellung im gesamten Sektor Naherholung/<br />

Fremdenverkehr nimmt bereits seit Jahren das Fahrgastschiff MS<br />

“Flipper” der Cuxhavener Reederei Cassen Eils ein, da das Schiff<br />

<strong>Nationalpark</strong>-<strong>Atlas</strong> <strong>Hamburgisches</strong> <strong>Wattenmeer</strong><br />

einen wesentlichen Anteil des Ausflugsverkehrs von und nach<br />

Neuwerk bewältigt und über den Transport verschiedener<br />

Versorgungsgüter sowie von Übernachtungsgästen eine elementare<br />

Funktion in der Fremdenverkehrswirtschaft ausübt. Die<br />

Abfahrtszeiten und die Saison des Schiffes bestimmen den<br />

Tagesablauf und die Saison auf Neuwerk. Das Fahrgastschiff legt<br />

in Cuxhaven etwa ein bis drei Stunden nach Niedrigwasser ab.<br />

Nach einer Fahrtzeit von ca. 1 Stunden beträgt der Inselaufenthalt<br />

bis zu drei Stunden. Kurz nach Einsetzen des Hochwassers wird<br />

die Rückfahrt nach Cuxhaven angetreten. Die Kapazität des<br />

Schiffes umfaßt 500 Passagiere.<br />

Die einzige weitere Möglichkeit, Neuwerk zu erreichen, besteht<br />

über den Wattweg von Sahlenburg oder Duhnen, entweder zu Fuß<br />

oder mit einem Wattwagen. Von den Neuwerker Betrieben werden<br />

11 Pferdefuhrwerke eingesetzt. Von Unternehmern aus<br />

Cuxhaven wird die Insel mit Wattwagen angefahren, die noch in<br />

derselben Niedrigwasser-Periode zurückkehren müssen. Daher<br />

bleibt den Ausflugsgästen maximal 1 Stunde Aufenthalt auf der<br />

Insel. An manchen Tagen, wenn bei günstigen Tidebedingungen<br />

das Niedrigwasser morgens und abends bei guten Lichtverhältnissen<br />

eintritt, wird die Insel auch zweimal angefahren.<br />

Touristisch genutzte Räume<br />

Der Fremdenverkehr im <strong>Nationalpark</strong> <strong>Hamburgisches</strong> <strong>Wattenmeer</strong><br />

konzentriert sich auf die Insel Neuwerk. Von wesentlicher<br />

Bedeutung sind weiterhin der ausgewiesene Wattweg und das für<br />

die Schiffspassage genutzte Elbe-Neuwerk-Fahrwasser. Wandermöglichkeiten<br />

bestehen zudem auf dem “Kleinen Vogelsand”.<br />

Scharhörn besitzt eine Sonderrolle, da nur angemeldete Wattwanderer<br />

die Insel besuchen dürfen. Jährlich werden etwa 2000<br />

Besucher Scharhörns gezählt, die vom dortigen Vogelwart betreut<br />

werden.<br />

Die von Cuxhaven angebotenen Schiffsfahrten zu den “Seehundsbänken”<br />

betreffen Medemgrund und Mittelgrund, außerhalb<br />

des Hamburgischen <strong>Nationalpark</strong>s.<br />

Ausflugsverkehr<br />

Die Gesamtbesucherzahlen im <strong>Nationalpark</strong> unterliegen unterschiedlichen<br />

Schwankungsfaktoren. So zeichnete sich nach<br />

einem starken Anstieg zu Beginn der 1990er Jahre ein deutlich<br />

abnehmender Besuchertrend ab. Die Ursachen für die besonders<br />

hohen Besucherzahlen in den Jahren 1991/1992 sind aller<br />

Wahrscheinlichkeit nicht in erster Linie auf die Einrichtung des<br />

<strong>Nationalpark</strong>s zurückzuführen. Vielmehr fällt in diesen Zeitabschnitt<br />

ein durch die Wiedervereinigung Deutschlands verstärkter<br />

innerdeutscher Reiseverkehr.<br />

Übers Jahr gesehen besuchen über 60.000 Urlauber mit dem<br />

Fahrgastschiff die Insel. Etwa ein Drittel aller Fahrgäste nutzen<br />

das Schiff für Hin- und Rückfahrt und haben, je nach Fahrplan,<br />

Abb1: MS Flipper. Foto Graack.<br />

demnach etwa 1,5 bis 3 Stunden Aufenthalt auf der Insel.<br />

Zumindest in den Hochsommermonaten nutzen die meisten Ausflügler<br />

jedoch die Möglichkeit, nur eine Tour mit dem Schiff<br />

zurückzulegen. Die Rückreise erfolgt dann entweder zu Fuß oder<br />

mit dem Wattwagen über den Wattweg nach Sahlenburg. Aufgrund<br />

der Abhängigkeit von den Tideverhältnissen ist eine starke<br />

Konzentration auf einige besonders günstige Tage zu beobachten,<br />

an denen dann das Fahrgastschiff zwei Fahrten an einem Tag<br />

anbietet, um alle Passagiere befördern zu können. An Tagen mit<br />

günstigen Niedrigwasserzeiten können dann über 2.000 Tagesgäste,<br />

zumindest für wenige Stunden, die Insel besuchen. Auch an<br />

weniger gut besuchten Tagen sind 1.000-1.600 Gäste keine<br />

Seltenheit.<br />

Übernachtender Fremdenverkehr<br />

Übernachtungen werden nur auf Neuwerk angeboten. Insgesamt<br />

stehen etwa 170 Betten in Gästezimmern, Ferienwohnungen und<br />

Appartements zur Verfügung. Dazu kommen einfache Strohlager<br />

mit rund 240 Plätzen sowie Möglichkeiten zum Campen.<br />

Weiterhin werden zwei Jugendzeltlager sowie zwei Landschulheime<br />

dauerhaft auf Neuwerk unterhalten.

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