Nationalpark-Atlas Hamburgisches Wattenmeer
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Insel Neuwerk<br />
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Neuwerk ist nach Jahrhunderten in einer wirtschaftlichen Randlage aus seinem Dornröschenschlaf erwacht und hat sich<br />
zu einer der großen Besucherattraktionen an der Küste zwischen Weser und Elbe gemausert. Der Ausflugsverkehr nach<br />
Neuwerk und Scharhörn stellt das größte wirtschaftliche Standbein für die <strong>Nationalpark</strong>bevölkerung dar.<br />
Fremdenverkehr<br />
Entwicklung des Fremdenverkehrs<br />
Noch um 1880 galt Neuwerk als die am wenigsten bekannte<br />
bewohnte Nordseeinsel. Der Mangel an pittoresken oder landschaftlichen<br />
Reizen sowie die schlechte Erreichbarkeit (“ein<br />
schmutziger Schlick- und Wattenpfad”) seien der Grund dafür.<br />
Das änderte sich mit der Wertschätzung für die romantische<br />
Stimmung der Wattenlandschaft und der zunehmenden Erkenntnis<br />
der positiven gesundheitlichen Wirkung des Reizklimas. Im<br />
Aufwind des Bädertourismus setzte auch auf Neuwerk eine touristische<br />
Entwicklung ein, allerdings in bescheidenem Rahmen.<br />
Mit der Errichtung eines Hotels auf Neuwerk (1905) und mit der<br />
Eröffnung eines Landschulheimes zuerst (1920) im Turm, ab<br />
1925 in der Vogtscheune auf der Turmwurt, wurden wichtige<br />
historische Weichen für die weitere Entwicklung gestellt.<br />
Der Fremdenverkehr bildet bereits seit Jahrzehnten die beständige<br />
Einkommensquelle der Bevölkerung, ohne dass allerdings die<br />
Ansprüche eines Massentourismus mit ihren negativen Auswirkungen<br />
auf Umwelt, Landschaftsbild und Sozialstruktur<br />
befriedigt werden mussten. Die Insel hat ihr ursprüngliches<br />
Gesicht trotz hohen Besucherandrangs nicht verloren. Die<br />
Strukturen des Fremdenverkehrs auf Neuwerk haben sich jedoch<br />
über die Jahrzehnte verändert.<br />
Grundlagen<br />
Unter den Besuchern des <strong>Nationalpark</strong>s sind zwei Gruppen zu<br />
unterscheiden: der übernachtende Fremdenverkehr und der<br />
Tagesausflugsverkehr. Letzterer umfasst dabei alle Gäste, die sich<br />
weniger als 24 Stunden im Gebiet aufhalten und keine Übernachtung<br />
in Anspruch nehmen. In der touristisch attraktiven Küstenregion<br />
spielt der Ausflugsverkehr traditionell eine bedeutende<br />
Rolle und stellt einen wesentlichen Anteil an der Wertschöpfung<br />
dar. Auf Neuwerk tritt heute, zumindest in seinen Auswirkungen<br />
und Erscheinungen, der übernachtende Fremdenverkehr hinter<br />
dem Tagesausflug zurück.<br />
Die Schlüsselstellung im gesamten Sektor Naherholung/<br />
Fremdenverkehr nimmt bereits seit Jahren das Fahrgastschiff MS<br />
“Flipper” der Cuxhavener Reederei Cassen Eils ein, da das Schiff<br />
<strong>Nationalpark</strong>-<strong>Atlas</strong> <strong>Hamburgisches</strong> <strong>Wattenmeer</strong><br />
einen wesentlichen Anteil des Ausflugsverkehrs von und nach<br />
Neuwerk bewältigt und über den Transport verschiedener<br />
Versorgungsgüter sowie von Übernachtungsgästen eine elementare<br />
Funktion in der Fremdenverkehrswirtschaft ausübt. Die<br />
Abfahrtszeiten und die Saison des Schiffes bestimmen den<br />
Tagesablauf und die Saison auf Neuwerk. Das Fahrgastschiff legt<br />
in Cuxhaven etwa ein bis drei Stunden nach Niedrigwasser ab.<br />
Nach einer Fahrtzeit von ca. 1 Stunden beträgt der Inselaufenthalt<br />
bis zu drei Stunden. Kurz nach Einsetzen des Hochwassers wird<br />
die Rückfahrt nach Cuxhaven angetreten. Die Kapazität des<br />
Schiffes umfaßt 500 Passagiere.<br />
Die einzige weitere Möglichkeit, Neuwerk zu erreichen, besteht<br />
über den Wattweg von Sahlenburg oder Duhnen, entweder zu Fuß<br />
oder mit einem Wattwagen. Von den Neuwerker Betrieben werden<br />
11 Pferdefuhrwerke eingesetzt. Von Unternehmern aus<br />
Cuxhaven wird die Insel mit Wattwagen angefahren, die noch in<br />
derselben Niedrigwasser-Periode zurückkehren müssen. Daher<br />
bleibt den Ausflugsgästen maximal 1 Stunde Aufenthalt auf der<br />
Insel. An manchen Tagen, wenn bei günstigen Tidebedingungen<br />
das Niedrigwasser morgens und abends bei guten Lichtverhältnissen<br />
eintritt, wird die Insel auch zweimal angefahren.<br />
Touristisch genutzte Räume<br />
Der Fremdenverkehr im <strong>Nationalpark</strong> <strong>Hamburgisches</strong> <strong>Wattenmeer</strong><br />
konzentriert sich auf die Insel Neuwerk. Von wesentlicher<br />
Bedeutung sind weiterhin der ausgewiesene Wattweg und das für<br />
die Schiffspassage genutzte Elbe-Neuwerk-Fahrwasser. Wandermöglichkeiten<br />
bestehen zudem auf dem “Kleinen Vogelsand”.<br />
Scharhörn besitzt eine Sonderrolle, da nur angemeldete Wattwanderer<br />
die Insel besuchen dürfen. Jährlich werden etwa 2000<br />
Besucher Scharhörns gezählt, die vom dortigen Vogelwart betreut<br />
werden.<br />
Die von Cuxhaven angebotenen Schiffsfahrten zu den “Seehundsbänken”<br />
betreffen Medemgrund und Mittelgrund, außerhalb<br />
des Hamburgischen <strong>Nationalpark</strong>s.<br />
Ausflugsverkehr<br />
Die Gesamtbesucherzahlen im <strong>Nationalpark</strong> unterliegen unterschiedlichen<br />
Schwankungsfaktoren. So zeichnete sich nach<br />
einem starken Anstieg zu Beginn der 1990er Jahre ein deutlich<br />
abnehmender Besuchertrend ab. Die Ursachen für die besonders<br />
hohen Besucherzahlen in den Jahren 1991/1992 sind aller<br />
Wahrscheinlichkeit nicht in erster Linie auf die Einrichtung des<br />
<strong>Nationalpark</strong>s zurückzuführen. Vielmehr fällt in diesen Zeitabschnitt<br />
ein durch die Wiedervereinigung Deutschlands verstärkter<br />
innerdeutscher Reiseverkehr.<br />
Übers Jahr gesehen besuchen über 60.000 Urlauber mit dem<br />
Fahrgastschiff die Insel. Etwa ein Drittel aller Fahrgäste nutzen<br />
das Schiff für Hin- und Rückfahrt und haben, je nach Fahrplan,<br />
Abb1: MS Flipper. Foto Graack.<br />
demnach etwa 1,5 bis 3 Stunden Aufenthalt auf der Insel.<br />
Zumindest in den Hochsommermonaten nutzen die meisten Ausflügler<br />
jedoch die Möglichkeit, nur eine Tour mit dem Schiff<br />
zurückzulegen. Die Rückreise erfolgt dann entweder zu Fuß oder<br />
mit dem Wattwagen über den Wattweg nach Sahlenburg. Aufgrund<br />
der Abhängigkeit von den Tideverhältnissen ist eine starke<br />
Konzentration auf einige besonders günstige Tage zu beobachten,<br />
an denen dann das Fahrgastschiff zwei Fahrten an einem Tag<br />
anbietet, um alle Passagiere befördern zu können. An Tagen mit<br />
günstigen Niedrigwasserzeiten können dann über 2.000 Tagesgäste,<br />
zumindest für wenige Stunden, die Insel besuchen. Auch an<br />
weniger gut besuchten Tagen sind 1.000-1.600 Gäste keine<br />
Seltenheit.<br />
Übernachtender Fremdenverkehr<br />
Übernachtungen werden nur auf Neuwerk angeboten. Insgesamt<br />
stehen etwa 170 Betten in Gästezimmern, Ferienwohnungen und<br />
Appartements zur Verfügung. Dazu kommen einfache Strohlager<br />
mit rund 240 Plätzen sowie Möglichkeiten zum Campen.<br />
Weiterhin werden zwei Jugendzeltlager sowie zwei Landschulheime<br />
dauerhaft auf Neuwerk unterhalten.