Nationalpark-Atlas Hamburgisches Wattenmeer
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Naturschutz im <strong>Wattenmeer</strong><br />
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In den letzten 200 Jahren ist der Natur ein größerer Schaden zugefügt worden als in der Menschheitsgeschichte zuvor. Als<br />
ein wichtiger Schritt gegen die globale biologische Verarmung hat sich die Idee zur Ausweisung von <strong>Nationalpark</strong>en erwiesen.<br />
Die Gründung des weltweit ersten <strong>Nationalpark</strong>s, dem Yellowstone <strong>Nationalpark</strong>, erfolgte durch den amerikanischen<br />
Kongress. Dies war die Initialzündung für eine Bewegung, die um die Welt ging. Heute existieren über die ganze Welt verstreut<br />
über 2000 <strong>Nationalpark</strong>e. Ihnen allen gemeinsam ist ein Ziel: Sie schützen unser globales Naturerbe um seiner selbst<br />
willen und für die uns nachfolgenden Generationen.<br />
Grundlagen und Ziele von <strong>Nationalpark</strong>en<br />
<strong>Nationalpark</strong>e sind grundsätzlich großräumige Schutzgebiete, in<br />
denen sich die dort beheimateten natürlichen Ökosysteme und ihre<br />
Lebensgemeinschaften möglichst frei von menschlichen Einflüssen<br />
entfalten sollen. In solchen Rückzugsgebieten der Natur<br />
erhält der Besucher einen Einblick in die Eigendynamik der Natur<br />
und die Kräfte der Evolution mit ihrem ständigen Werden und Vergehen<br />
des Lebens und die in ihrem Verlaufe entstandene Vielfalt.<br />
In Deutschland werden <strong>Nationalpark</strong>e entweder durch einen<br />
Gesetzesbeschluss der Länderparlamente oder durch den Erlass<br />
einer Verordnung vom jeweils zuständigen Minister ausgewiesen.<br />
Vier wesentliche Aspekte bestimmen das Leitbild von <strong>Nationalpark</strong>en.<br />
Abb. 1: Der kleinste <strong>Nationalpark</strong> Deutschlands ist der <strong>Nationalpark</strong><br />
Jasmund auf der Insel Rügen mit seinen beeindruckenden Kreidefelsen.<br />
Foto Janke.<br />
1.) Die Bewahrung des nationalen Erbes<br />
<strong>Nationalpark</strong>e dienen insbesondere der ungestörten Entwicklung<br />
der natürlichen Vielfalt der Arten und ihrer Lebensgemeinschaften<br />
sowie ihrer natürlichen Grundlagen. Sie schützen möglichst<br />
ungestörte und meistens durch besondere Ästhetik ausge-<br />
<strong>Nationalpark</strong>-<strong>Atlas</strong> <strong>Hamburgisches</strong> <strong>Wattenmeer</strong><br />
zeichnete Naturräume um ihrer selbst willen als ein nationales<br />
Naturerbe für heutige und die kommenden Generationen. Dieses<br />
Naturschutzziel bezeichnet man als Prozessschutz. Darüber hinaus<br />
können <strong>Nationalpark</strong>e zum sicheren Erhalt gefährdeter wildlebender<br />
Tiere und Pflanzen einen wertvollen Beitrag leisten. In<br />
besonderen Fällen können auch gezielte Maßnahmen zu deren<br />
Erhalt ergriffen und gefördert werden, soweit dadurch die<br />
Abläufe der natürlichen Vorgänge nicht gefährdet werden oder<br />
aber eine solche Maßnahme dazu geeignet ist, diese wieder herzustellen.<br />
Entsprechend den internationalen Richtlinien der<br />
Internationalen Naturschutzorganisation IUCN (ehemals International<br />
Union for Conservation of Nature and Natural Ressources,<br />
heute World Conservation Union) sollen <strong>Nationalpark</strong>e nach<br />
einer zugestandenen Aufbauphase mindestens auf 75 % der<br />
Fläche frei von jeglichen Nutzungen sein, und auch auf der verbliebenen<br />
Restfläche dürfen die dortigen Aktivitäten den Zielen<br />
des <strong>Nationalpark</strong>s nicht entgegenstehen.<br />
2.) Die Erweiterung des Verständnisses für die Natur<br />
In Mitteleuropa existieren nur noch wenige großräumige<br />
Naturräume, die sich weitgehend ohne menschliche Nutzung entwickeln<br />
können. In diesem Zusammenhang sind besonders die<br />
Hochalpen sowie das <strong>Wattenmeer</strong> zwischen Esbjerg und Den<br />
Helder zu nennen. Angesichts der vom Menschen verursachten<br />
globalen klimatischen Veränderungen und der damit verbundenen<br />
Veränderungen im Gefüge der Naturvorgänge wächst die Dringlichkeit,<br />
die Abläufe natürlicher Prozesse und ihrer Wechselwirkungen<br />
innerhalb natürlicher Ökosysteme besser verstehen zu lernen<br />
und heraus entsprechende Handlungserfordernisse für<br />
zukunftsfähige Entwicklungen abzuleiten.<br />
<strong>Nationalpark</strong>e können im besonderen Maße der ökologischen<br />
Forschung dienen, soweit diese nicht in den Ablauf der Naturvorgänge<br />
eingreift. Angewandte Forschung in <strong>Nationalpark</strong>en liefert<br />
Erkenntnisse über den Ablauf natürlicher Prozesse und ihrer<br />
Wechselwirkungen innerhalb natürlicher Ökosysteme. Eine beson-<br />
dere Bedeutung kommt den in <strong>Nationalpark</strong>en eingerichteten Umweltbeobachtungsprogrammen<br />
zu. Sie stellen ein unverzichtbares<br />
Instrument für das Schutzgebietsmanagement und seiner Erfolgskontrolle<br />
dar. Darüber hinaus können die durch sie gewonnenen<br />
Erkenntnisse auch bei der Entwicklung naturnaher, zukunftsfähiger<br />
Wirtschaftsweisen in Kulturlandschaften geeignet sein.<br />
3.) Förderung von Naturbewusstein und Naturerlebnis<br />
<strong>Nationalpark</strong>e können der Bevölkerung bewusst machen, dass der<br />
Mensch als ein Teil der Natur mit ihr in seiner Existenz unmittelbar<br />
verbunden ist. In <strong>Nationalpark</strong>en können die Phänomene der<br />
Naturgeschichte verständlich und erlebbar gemacht werden.<br />
In <strong>Nationalpark</strong>en soll die Natur und ihre ungestörte Entwicklung<br />
den Menschen näher gebracht werden. Mit Hilfe der Öffentlichkeitsarbeit<br />
und Naturbildung sollen gemäß dem Motto "Nur<br />
was der Mensch erkennt, begreift er auch in seiner besonderen<br />
Bedeutung" der besondere Wert der ungestörten Natur und ihre<br />
Funktionen den Besuchern verständlich vermittelt werden.<br />
Darüber hinaus sind <strong>Nationalpark</strong>e dazu geeignet, die besondere<br />
emotionale Verbundenheit der Menschen mit ihrer Heimat und<br />
ihrer Verantwortung für deren zukunftsfähigen Erhalt zu wecken<br />
und zu fördern.<br />
Tabelle 1: Die deutschen <strong>Nationalpark</strong>e und ihr<br />
Gründungsdatum (Stand 4/2001):<br />
<strong>Nationalpark</strong> Gründung Größe<br />
(in km 2)<br />
Bayerischer Wald 11.06.1969 242<br />
Berchtesgaden 01.08.1978 210<br />
Schl.-Holsteinisches <strong>Wattenmeer</strong> 01.10.1985 4410<br />
Niedersächsisches <strong>Wattenmeer</strong> 01.01.1986 2400<br />
<strong>Hamburgisches</strong> <strong>Wattenmeer</strong> 09.04.1990 137<br />
Hochharz 01.10.1990 58<br />
Jasmund 01.10.1990 30<br />
Müritz 01.10.1990 313<br />
Sächsische Schweiz 01.10.1990 93<br />
Vorpommersche Boddenlandschaft 01.10.1990 805<br />
Harz 01.01.1994 158<br />
Unteres Odertal 28.06.1995 224<br />
Hainich 31.12.1997 76