Nationalpark-Atlas Hamburgisches Wattenmeer
Nationalpark-Atlas Hamburgisches Wattenmeer
Nationalpark-Atlas Hamburgisches Wattenmeer
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Die Watt- und Wasserflächen<br />
110<br />
Das <strong>Wattenmeer</strong> stellt für viele Vogelarten alljährlich eine bedeutsame Station in ihrem Lebenszyklus dar. Zu den schönsten<br />
Vögeln zählen Brandente und Eiderente, für die das <strong>Wattenmeer</strong> zum Rückzugsgebiet während der Mauserzeit geworden ist.<br />
Die Mausergebiete der Brandenten und Eiderenten<br />
Brandenten<br />
Die Brandenten brüten im gesamten Bereich der <strong>Wattenmeer</strong>küsten.<br />
Bereits seit 1939 brüten sie auf Scharhörn und seit<br />
1993 auch auf Nigehörn, wo sich mit den dicht bewachsenen<br />
Weißdünen inzwischen zu geeignete Brutbiotope entwickelt<br />
haben. Daneben finden sich auch einzelne und z.T. kuriose<br />
Brutnachweise auf Neuwerk.<br />
Die Brandenten vollziehen nach ihrer Brutsaison während der<br />
Hochsommermonate eine komplette Großgefiedermauser. Zu diesem<br />
Zweck suchen sie eng begrenzte, traditionelle Mauserplätze<br />
auf. Während der Mauserperiode, die ca. 4 Wochen andauert, sind<br />
die Vögel weitestgehend flugunfähig und daher auf möglichst<br />
störungsfreie Wattbereiche und ein reichhaltiges Nahrungsangebot<br />
im Wattboden, wie z. B. Herzmuscheln und Wattschnecken,<br />
angewiesen. Beim Nahrungserwerb schreiten die Vögel mit seitlich<br />
pendelnden Kopfbewegungen vorwärts, wobei der Schnabel<br />
durch das flache Wasser oder durch den Schlamm gezogen wird.<br />
In tieferem Wasser allerdings gründeln sie, wie viele andere<br />
Entenarten auch. Auf weichem Untergrund erwerben sie ihre<br />
Nahrung durch Trampelbewegungen, was an der Bildung von<br />
Trampelkuhlen, die sie für kurze Zeit im Wattboden hinterlassen,<br />
zu erkennen ist.<br />
Abb. 1: Brandenten-Pärchen auf Nahrungssuche im Watt. Foto Janke.<br />
<strong>Nationalpark</strong>-<strong>Atlas</strong> <strong>Hamburgisches</strong> <strong>Wattenmeer</strong><br />
Abb. 2:Trampelkuhlen der Brandente. Foto Janke.<br />
Das größte und bedeutendste Mausergebiet der westpaläarktischen<br />
Brandentenpopulation erstreckt sich in den vorgelagerten<br />
Watten des Elbmündungsgebietes zwischen dem Großen Knechtsand<br />
und der Halbinsel Eiderstedt. Zählungen vom Flugzeug aus<br />
ergaben, dass seit den achtziger Jahren der westliche Teil des<br />
Scharhörnwatts einen bevorzugten Mauserplatz für die Brandente<br />
darstellt. Während der letzten Jahre mauserten dort durchschnittlich<br />
17.000 Tiere pro Jahr, im Jahr 1991 sogar 25.000. Damit versammelt<br />
sich im hamburgischen <strong>Nationalpark</strong> ein bedeutender<br />
Anteil des Gesamtbestandes dieser Art und macht so die Wattflächen<br />
zu einem "Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung".<br />
Eiderenten<br />
Der lateinische Name für die Eiderente (Somateria mollissima L.)<br />
weist bereits auf ihre weichen Daunen ("Eiderdaunen") hin. Diese<br />
die nordischen Meeresküsten bewohnende Meeresente erreicht<br />
im <strong>Wattenmeer</strong> ihre südliche Verbreitungsgrenze. Bedeutsam<br />
wird das <strong>Wattenmeer</strong> für die Mauser während der Sommermonate<br />
und als Winterrastgebiet.<br />
Diese große und schwere (ca. 2,3 kg) Entenart kann bis etwa 30<br />
m tief tauchen. Ihre Nahrung besteht in der Hauptsache aus<br />
Muscheln, die vollständig heruntergeschlungen und anschließend<br />
in einem muskulösen Kaumagen zerdrückt werden; Schnecken,<br />
Krebse und Würmer werden ebenfalls erbeutet.<br />
Die an der Nordseeküste im Sommer mausernden Eiderenten<br />
stammen zum überwiegenden Teil aus der Ostsee, der Brutbestand<br />
im <strong>Wattenmeer</strong> ist mit etwa 6000 Paaren nur gering. Ihre<br />
Hauptbrutgebiete liegen an Schwedens und Finnlands Küsten.<br />
Mauserbestände und Winterrastbestände werden jährlich vom<br />
Flugzeug aus gezählt. Zu Beginn dieses Jahrzehnts lagen die<br />
Mauserbestände im niedersächsischen Teil des <strong>Wattenmeer</strong>es mit<br />
ca. 100.000 Tieren etwa doppelt so hoch wie heute. Vergleichbares<br />
lässt sich für den Teilbereich zwischen Elbe- und Wesermündung<br />
feststellen, wo 1992 die Mauserbestände bei ca. 50.000<br />
Eiderenten lagen, während ihre Zahl bis 1999 auf 20.000 zurückgegangen<br />
ist. Im <strong>Nationalpark</strong> <strong>Hamburgisches</strong> <strong>Wattenmeer</strong> lag<br />
der Mauserbestand in den Jahren 1994 bis 1997 im Mittel bei ca.<br />
2.000 Tieren, der Winterrastbestand um 2.300 Tieren, mit z.T.<br />
recht beachtlichen Schwankungen.<br />
Die mausernden Eiderenten halten sich entlang der Prielränder<br />
auf. Im Bereich des <strong>Nationalpark</strong>s <strong>Hamburgisches</strong> <strong>Wattenmeer</strong><br />
wurden die größten Ansammlungen von mausernden und rastenden<br />
Tieren im Bereich des Wittsandlochs, des Scharhörnlochs,<br />
des Elbe-Neuwerk-Fahrwassers und an der Eitzenbalje gezählt.<br />
Abb. 3: Rastende Eiderenten. Diese Aufnahme aus dem späten April<br />
zeigt die Erpel im vollen Prachtkleid. Foto Janke.