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Nationalpark-Atlas Hamburgisches Wattenmeer

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Die Watt- und Wasserflächen<br />

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Weser-Elbe-Wattfahrwasser) zu fehlen scheint. Eine annähernd<br />

weite Verbreitung ist auch für die bis zu 6 cm tief im Boden<br />

lebende Baltische Plattmuschel belegt, die eine wichtige Nahrung<br />

für zahlreiche Vogelarten darstellt. Eine völlig unterschiedliche<br />

Verbreitung weist die Gerippte Tellmuschel auf, die nur in sandigen<br />

Bereichen nahe des Elbfahrwasser nachgewiesen werden<br />

konnte.<br />

Neben den genannten Leitformen erscheinen auch Einzel- oder<br />

seltene Funde, zu denen beispielsweise die Pfeffermuschel oder<br />

die Amerikanische Schwertmuschel gehören.<br />

Neben dem direkt auf der Wattoberfläche wachsenden Rasen der<br />

Kieselalgen besiedeln auch Grünalgen der Gattungen<br />

Enteromorpha und Ulva das hamburgische <strong>Wattenmeer</strong>.<br />

Ausgedehnte Algenfelder wurden bislang nicht nachgewiesen.<br />

Als Siedlungsunterlage dienen Schillteile und angespülte<br />

Hartteile.<br />

Die Lebensgemeinschaften der Priele<br />

Mit der Dauer der Überflutung des Lebensraums nimmt die<br />

Formenvielfalt der Besiedlung im Vergleich zu den freien<br />

Wattflächen deutlich zu. Besonders auffällig ist das vermehrte<br />

Auftreten einer Besiedlung auf der Oberfläche des Wattbodens.<br />

Dies ist insbesondere in den von starken Strömungen gekennzeichneten<br />

Prielen der Fall, in deren Bett sich - mit Ausnahme des<br />

Weser-Elbe-Wattfahrwassers - ausgedehnte Schillfelder bilden<br />

und so ein Hartsubstrat anbieten, welches von vielen festsitzenden<br />

Tieren als Lebensraum angenommen wird. Zu den typischen<br />

Besiedlern der Schillfelder zählen Polypen- und Moostierkolonien,<br />

Seepocken oder auch einzeln auftretende Formen<br />

wie z.B. die Seenelke. Zu den auf den Prielböden frei lebenden<br />

Formen gehören neben dem Seestern Strandkrabbe, Schwimmkrabbe,<br />

der Einsiedlerkrebs und die Nordseegarnele. Letztere tritt<br />

in derart hoher Konzentration auf, dass eine wirtschaftliche<br />

Befischung in Teilen der Prielsysteme durchgeführt wird.<br />

(Krabbenfischerei; s.u.).<br />

Die Tierwelt im Wattboden der Priele wird in ihrer Artenzusammensetzung<br />

von Borstenwürmern (mindestens 27 Arten) dominiert,<br />

ohne dass eine stetige Leitform bislang nachgewiesen werden<br />

konnte. Die Zusammensetzung der Weichtiere unterscheidet<br />

sich dagegen nur unwesentlich von der auf den freien<br />

Wattflächen.<br />

<strong>Nationalpark</strong>-<strong>Atlas</strong> <strong>Hamburgisches</strong> <strong>Wattenmeer</strong><br />

Veränderungen in den Lebensgemeinschaften<br />

Die Dichte und Zusammensetzung der Prielbesiedlung kann sich<br />

durch immer wiederkehrende aber auch durch unerwartete<br />

Ereignisse grundsätzlich ändern. Die Struktur der Lebensgemeinschaften<br />

lässt darauf schließen, dass sie an derartige Entwicklungen<br />

durchaus angepasst sind. Als vorhersehbare Veränderung<br />

ist der Rückzug der Garnelenbestände zur werten. Mit dem<br />

Absinken der Wassertemperatur wandern die Garnelenbestände<br />

alljährlich in tiefere Bereich vor der Küste ab.<br />

Eine unregelmäßig auftretende winterliche Ostwindlage mit einsetzender<br />

Kälteperiode führt oftmals zu einem anhaltenden<br />

Abb. 5: Grünalgenbesiedlung auf der Wattoberfläche bei<br />

Scharhörn. Foto Janke.<br />

Abb. 6: Baltische Plattmuscheln treten in den unterschiedlichsten Farbvarianten<br />

auf. Foto Janke.<br />

Trockenfallen der Prielbetten bis zur Sohle und damit zu einem<br />

Rückzug oder sogar Absterben der wirbellosen Tierwelt.<br />

Auch die Verdriftung von Grünalgenteppichen in die Prielsysteme<br />

im Jahr 1992 führte zu einer deutlichen Verarmung der<br />

Prielbesiedlung. Allerdings tritt nach derartigen Naturereignissen<br />

auch wieder sehr zügig eine Wiederbesiedlung insbesondere<br />

durch solche Tierarten ein, die sich über weit verdriftende<br />

Schwimmlarven entwickeln und ausbreiten. Die in den Prielen<br />

nachgewiesenen Tierarten pflanzen sich denn auch fast ausnahmslos<br />

durch derartige Larvenstadien fort.<br />

Abb. 7: Die Röhren des Pygospio-Wurms werden erst sichtbar, wenn sie<br />

freigespült werden. Foto Janke.<br />

Abb. 8: Schalenklappen einer Gewöhnlichen<br />

Herzmuschel. Foto Janke.

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