Der Hauptdeich: Er schützt die landwirtschaftlichen Anbauflächen im Binnengroden. Eichenpfahlwand: 1795 wurden die ersten 900 m errichtet. Erst 1934 wurde diese zum ersten Mal erneuert. Abb. 7: Elemente des Hochwasserschutzsystemes auf Neuwerk Das Vorland: Er mindert den Wellenangriff auf den Hauptdeich. Hochstelle am Turm: Sie wurde 1718 mit einem Notdeich zusätzlich gesichert. Kolk : Er entstand 1717 durch einen Deichbruch. Seedeckwerk: Es sichert seit 1925 die Insel gegen Abbrüche und legt so die heutige Form fest. Sommerdeich: Er schützt seit 1925 die Weiden des Vorlandes. Hauptfluchtwege zumTurm: Sie wurden Mitte der 80er Jahre neu ausgebaut. <strong>Nationalpark</strong>-<strong>Atlas</strong> <strong>Hamburgisches</strong> <strong>Wattenmeer</strong> 51
Insel Neuwerk/Binnengroden 52 Mit knapp 100 ha, von denen etwa 80 % landwirtschaftlich genutzt werden, umfasst der Binnengroden von Neuwerk noch nicht einmal 1% der Fläche des gesamten <strong>Nationalpark</strong>s <strong>Hamburgisches</strong> <strong>Wattenmeer</strong>. Dieser Bereich nimmt jedoch eine Sonderstellung ein, da dies der einzige Bereich im gesamten Schutzgebiet ist, der dauerhaft bewirtschaftet wird und zugleich von extremen Hochwassern nicht mehr erreicht wird. Pflanzenwelt und Vegetation im Binnengroden Die Vegetationsverhältnisse im Binnengroden werden kaum vom Salzwasser beeinflusst. Obwohl noch vor wenigen Jahrzehnten - zuletzt 1976 - extreme Hochwasser über die Deiche schwappten und nicht nur die Gewässer versalzten, sondern auch eine Reihe von Gehölzen zum Absterben brachten, sind von diesem Einfluss bis auf die abgestorbenen Bäume keine Auswirkungen mehr zu erkennen. Landwirtschaftlich genutzte Flächen Der Binnengroden wird von Grünland dominiert, das als Wiese und Weide bewirtschaftet wird. Die Ackerflächen umfassen weniger als 10 ha, auf ihnen wird Hafer und Gerste für den Eigenbedarf - zur Fütterung der Wattwagen- und Pensionspferde - angebaut. Ein Rückblick in die Historie der Inselbewirtschaftung zeigt, dass sich die landwirtschaftliche Nutzung auf Neuwerk im Laufe der Jahrhunderte mehrfach geändert hat. Vor der Eindeichung Neuwerks konnte nur Grünlandwirtschaft betrieben werden. Mit dem Schutz vor Hochwässern wurde auf den sandigen Böden Ackerbau möglich. In großen Teilen der Insel wurde Gerste, Roggen und Hafer angebaut. Erst in den letzten Jahrzehnten sind viele Ackerflächen wieder in Grünland umgewandelt worden. Diese "jungen" Grünländer - insbesondere im Westen der Insel - zeichnen sich durch eine Armut an Arten und Vegetationsstrukturen aus. Dominierend sind typische Weidelgras-Weißklee- Weiden mit den namengebenden Arten. Trotzdem sind die Flächen im Vergleich mit intensiv genutzten Grünländern des angrenzenden Festlandes relativ artenreich, wenn auch häufige und anspruchslose Arten dominieren. Im östlichen Teil der Insel, wo das Grünland wahrscheinlich über Jahrhunderte nicht umgebrochen wurde, ist ein struktur- und artenreicheres Grünland verbreitet. Auf den Weiden und Wiesen, die extensiv bewirtschaftet werden, ist die Wiesen-Flockenblume heimisch; die nährstoffärmsten Wiesen im Norden, südlich der Kläranlage, werden vom Kleinen Klappertopf in leuchtendes Gelb getaucht. Diese Pflanze, die auf den Wurzeln von Gräsern parasitiert, ist auf dem Festland bereits sehr selten geworden und <strong>Nationalpark</strong>-<strong>Atlas</strong> <strong>Hamburgisches</strong> <strong>Wattenmeer</strong> wird auf den "Roten Listen” als gefährdete Art geführt. In den östlichen Grünländern treten Schilf, verschiedene Seggen, Knick-Fuchsschwanz und Flatterbinse auf und kennzeichnen die Wiesen und Weiden als feucht und nährstoffarm. In diesen Flächen ist auf dem Luftbild sogar noch ein alter Prielverlauf erkennbar, der aus der Zeit vor der Eindeichung stammt und zum Turm führte. Im Gelände treten die Prielreste jedoch nur nach starken Regenfällen als flache Rinnen in Erscheinung. Lediglich an einigen tieferen Stellen sind Reste der Priele als kleine Tümpel oder Röhrichtbestände erhalten geblieben. Gewässer Im Neuwerker Binnengroden existieren keine nartürlichen Fließgewässer, sondern lediglich Grabensysteme zur Entwässerung des Inselkerns. Die Gräben fallen im Sommer überwiegend trocken. Lediglich der Hauptabzugsgraben führt ständig Wasser und weist eine Schwimmpflanzendecke aus Kamm- Laichkraut auf. An den meisten Grabenrändern stehen Röhrichte aus Schilf, das an einigen Gräben auch mit der Strandsimse vermischt ist. Typische, ansonsten häufige Begleitarten der Röhrichte, wie Blutweiderich, Gilbweiderich oder Ufer- Wolfstrapp treten in ihrem Vorkommen auf Neuwerk zurück. Die Stillgewässer im Binnengroden haben sich sehr unterschiedlich entwickelt. Viele der kleineren, ehemals als Viehtränke genutzten Weiher am Deich sind inzwischen weitgehend verlandet oder von dichten Schilfröhrichten bestanden. Auch das Brack, der Überrest eines Deichbruches aus dem Jahr 1717, verlandet zusehends. In dem inzwischen ausgesüßten Wasser (2 ‰ Salzgehalt) breiten sich Bestände von Strandsimse, Sumpfsimse und Einspelziger Nadelsimse bereits bis annähernd zur Weihermitte aus. Andere kleine Gewässer sind dagegen noch nicht so weit verlandet. Neben den vielen kleinen und jungen Gartenteichen, ist auch der "Soot” auf der Turmwurt als vermutlich das älteste Gewässer der Insel nur randlich von einem kleinen Röhricht aus Schilf und Kalmus bestanden. Seine gesamte Wasserfläche wird vom Zarten Hornblatt bedeckt. Diese in Hamburg stark gefährdete Art ist auch in anderen kleinen Gewässern vertreten, z.T. vergesellschaftet mit Teichfaden, Tausendblatt und Schwimmendem Laichkraut. Gehölze Im Norden und Süden der Insel sowie um die Turmwurt sind einige Gehölze aufgewachsen. Manche wurden als Windschutzpflanzungen mit z.T. gebietsfremden Arten wie z.B. Silber- und Grau-Pappel angelegt, andere, v.a. um die Turmwurt, entsprechen Hofgehölzen mit ihrer für die Marsch charakteristischen Artenzusammensetzung aus Esche, Silberweide und Eiche. Kleine Wäldchen aus Erlen, Eschen und Weiden sind auch selbsttätig in historischen Kleientnahmestellen und auf ehemaligen Hofstellen entstanden. Lediglich im Ostteil der Insel bestehen kleine Hecken, vornehmlich aus verschiedenen Weiden-Arten. Dort, wo sie als Windschutz angepflanzt wurden, sind auch Rosen, Mehlbeeren und Holunder in der Strauchschicht vertreten. Abb.1: Kleinräumige Vegetationsvielfalt in der Kulturlandschaft im Osten des Neuwerker Binnengrodens. Foto Janke, August 1999. Kleinräumige Nutzflächen Überall verstreut auf der Insel sind kleinere Flächen mit Vegetationsgesellschaften bestanden, die sich nach einer mehr oder weniger nachhaltigen Störung der natürlichen Verhältnisse entwickelt haben. Ablagerungsplätze für Mist oder verdorbenes Heu, Deponieplätze für Deichbaumaterialien wie Klei, Sand oder Split, Wegränder und häufiger gemähte Grabenränder tragen je nach Bodenverhältnissen verschiedene Gesellschaften, die entweder Magerrasen mit z.B. Thymianblättrigem Sandkraut und Steinklee, Flutrasen (mit verschiedenen Binsenarten) oder Hochstau-