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Nationalpark-Atlas Hamburgisches Wattenmeer

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Der Wattweg von Neuwerk nach Scharhörn<br />

Der Wattweg von Neuwerk zur Scharhörnplate ist erst mit der<br />

Entstehung der Vogelinsel etabliert worden. Er beginnt an der<br />

südlichen Auffahrt Neuwerks und führt zunächst entlang der<br />

Südseite der Insel, bis er an der Südwestecke in nordwestliche<br />

Richtung von der Insel abschwenkt. Auch hier wird die Route<br />

über die Wasserscheide der hohen Wattrücken auf einer Länge<br />

von ca. 6 Kilometern durch Reisigbüschel gezeichnet, um ein<br />

Abb. 4: Morgenstimmung auf dem Wattweg nach Neuwerk. Foto Janke.<br />

sichere Orientierung zu gewährleisten. Der Weg nach Scharhörn<br />

dient heute in erster Linie der dortigen Inselbetreuung<br />

("Vogelwart") einschließlich deren Versorgung per Wattwagen<br />

sowie als Marschroute für die Besucher der Insel. Ein Betreten<br />

der Insel Scharhörn ist nur nach vorheriger Anmeldung möglich.<br />

Veränderungen im Wattboden<br />

Mit der Nutzung des Wattbodens als Verkehrsweg verdichtet sich<br />

der Wattboden und wird kurzfristig zugleich mehrere Zentimeter<br />

aufgewühlt. Dies hat zur Folge, dass sich die Tierwelt des Wattbodens<br />

spürbar verändert. Untersuchungen der letzten Jahre<br />

haben folgende Ergebnisse gebracht:<br />

• Mit dem Befahren des Bodens werden feinsandige Anteile<br />

nach und nach ausgewaschen und abgetragen, so dass schließlich<br />

grobkörnigere Sedimentanteile überwiegen. Gleichzeitig<br />

nimmt die Dicke der sauerstoffreichen Sediment schicht an<br />

der Oberfläche ab. Dies ist aller Wahrscheinlichkeit nach auf<br />

die durch den erhöhten Pressdruck hervorgerufene Verringerung<br />

des Porenvolumens zurückzuführen. Dadurch werden<br />

auch die Wege für eine Sauerstoffversorgung im Boden verengt<br />

und im Extremfall auch abgeschnitten.<br />

• Die natürliche Flächendeckung des Kieselalgenrasens auf<br />

der Wattoberfläche nimmt ab.<br />

• Die ursprüngliche Besiedlungsdichte der Tierwelt wird durch<br />

das Befahren deutlich verringert, zusätzlich treten im Artenspektrum<br />

Verschiebungen auf.<br />

Mittlere Besiedlungsdichte: 1300 Tiere /m 2<br />

Wenigborster (Oligochatea) 3%<br />

sonst. Borstenwürmer 0,4% 2% Krebse<br />

Orbinida 2%<br />

Nereida 1%<br />

Phyllacoidae<br />

4%<br />

13%<br />

Cirraculidae<br />

div. Spionidae<br />

Pygospio elegans<br />

10%<br />

7%<br />

13%<br />

div. Capitellidae 2%<br />

BORSTENWÜRMER<br />

(Polychaeta)<br />

9%<br />

Capitella sp.<br />

15%<br />

MUSCHELN<br />

Baltische Plattmuschel<br />

(Macoma balthica)<br />

17%<br />

Sandklaffmuschel<br />

(Mya arenaria)<br />

1%<br />

sonst.<br />

Muschelart<br />

Kotpillenwurm<br />

(Heteromastus filiformis)<br />

Besonders augenscheinlich ist die geringere Siedlungsdichte<br />

durch Charkterformen des Watts, wie z.B. Wattwurm oder Herzmuschel<br />

wahrzunehmen. Der Bäumchenröhrenwurm mit seiner<br />

festen Wohnröhre und die durch Fäden fest an ihren Ort gebundene<br />

Miesmuschel verschwinden gänzlich, können jedoch in<br />

unmittelbarer Nähe des Wattweges durchaus häufiger auftreten.<br />

Aber auch sehr bewegliche Organismen wie z.B. die Meeresringelwürmer<br />

der Gattung Nereis meiden den Fahrweg. Allein der<br />

Kotpillenwurm und die Wurmgruppe der Wenigborster<br />

(Oligochaeta) nehmen an der Gesamtbesiedlung einen höheren<br />

Anteil ein.<br />

Um die Auswirkungen des Wattweges auf die Lebensgemeinschaften<br />

im <strong>Wattenmeer</strong> abschließend bewerten zu können bleiben<br />

noch viele Fragen zu beantworten. Die bislang vorliegenden<br />

Untersuchungen lassen vermuten, dass beispielsweise nach einer<br />

Verlegung der Wattroute zurückdrängte Arten innerhalb eines<br />

überschaubaren Zeitraums wieder in wachsender Besiedlungsdichte<br />

auftreten. Außerdem liegen bislang keine systematischen<br />

Untersuchungen dazu vor, ob und welchem Umfang die Wattwege<br />

auch das Verhalten der Vögel maßgeblich beeinflussen.<br />

Mittlere Besiedlungsdichte: 3700 Tiere /m 2<br />

Wenigborster (Oligochaeta) 1%<br />

sonst. Borsternwürmer3%<br />

Orbinidae2%<br />

Nereida 2%<br />

3% Krebse<br />

11%<br />

Phyllacoidae<br />

Cirraculidae<br />

div. Spionidae<br />

Pygiospio elegans<br />

7%<br />

3%<br />

div. Capitellidae 1%<br />

6%<br />

9%<br />

Capitella sp.<br />

BORSTENWÜRMER<br />

(Polychaeta)<br />

15%<br />

18%<br />

MUSCHELN<br />

Baltische Plattmuschel<br />

(Macoma balthica)<br />

18%<br />

Sandklaffmuschel<br />

(Mya arenaria)<br />

1% div.<br />

Muschelarten<br />

Kotpillenwurm<br />

(Heteromastus filiformis)<br />

Abb. 5: Die Tierwelt im Boden des Wattweges (1996). Abb. 6: Die Tierwelt im Wattboden abseits des Wattweges (1996).<br />

<strong>Nationalpark</strong>-<strong>Atlas</strong> <strong>Hamburgisches</strong> <strong>Wattenmeer</strong><br />

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