Seeregenpfeifer Zwergseeschwalbe Brandseeschwalbe Brandseeschwalbe Küstenseeschwalbe Flußseeschwalbe Silbermöwe Brandente Sumpfohreule Karmingimpel Hänfling Strand Primärdüne Weißdüne Dünental Graudüne Dünental Braundüne Binsen-Quecke Salzmiere Strandhafer Strandroggen Rotschwingel Strand-Segge Kopfried Salz-Bunge Silbergras Sand-Segge Dünen-Veilchen Mauerpfeffer Glockenheide Sonnentau Sumpf-Bärlapp Krähenbeere Besenheide Weiden Sanddorn Abb. 2: Schematisierte Abfolge der Dünengesellschaften und der dort brütenden Vogelarten. Abb. 1: Ausdehnung der Dünenbreiche (gelbe Flächen) im <strong>Nationalpark</strong> <strong>Hamburgisches</strong> <strong>Wattenmeer</strong>. Abb. 3: Rund um die Inseln Scharhörn und Nigehörn bilden sich in unregelmäßigen Abständen kurzlebige Bestände des Meersenfes aus. Foto Janke. Abb. 4: Auf Scharhörn gehört der Strandroggen zur charakteristischen Besiedlung der Weißdünen. Foto Janke. <strong>Nationalpark</strong>-<strong>Atlas</strong> <strong>Hamburgisches</strong> <strong>Wattenmeer</strong> 15
Naturraum <strong>Wattenmeer</strong> 16 Das <strong>Wattenmeer</strong> gehört zu den weltweit bedeutendsten Feuchtgebieten für rastende, mausernde und überwinternde Watund Wasservögel. Im Verbund mit den angrenzenden Salzwiesen, Kögen und Marschengrünländern ist es das wichtigste zusammenhängende Rast- und Nahrungsgebiet für Watvögel des Ostatlantischen Flugweges zwischen der Arktis und dem südlichen Afrika. Das <strong>Wattenmeer</strong> und die Vogelwelt Die enormen Vogelscharen, die zu bestimmten Zeiten das <strong>Wattenmeer</strong> bevölkern, beeindruckten schon immer die Anwohner und Besucher der Region. Noch bis vor wenigen Jahrzehnten war nur wenig über ihre tatsächliche Zahl, ihre Verbreitung im <strong>Wattenmeer</strong> und ihre sonstigen Aufenthaltsorte zur Brutzeit und im Winter bekannt. Durch umfangreiche Untersuchungen wie z.B. Beringungen und wattenmeerweite Vogelzählungen auf den freien Wattflächen zur Rastzeit konnten jedoch unsere Kenntnisse über das <strong>Wattenmeer</strong> und seine Bedeutung für die Vogelwelt wesentlich erweitert werden. Internationale Zugvogelwege und Brutpopulationen Das <strong>Wattenmeer</strong> repräsentiert das bedeutendste zentrale Rastgebiet der Vögel auf ihrem ostatlantischen Zugweg von ihren arktischen und subarktischen Brutgebieten zwischen Nordsibirien und Nordostkanada in ihre südlichen Überwinterungsgebiete. Während einige Arten wie z.B. der Säbelschnäbler und der Austernfischer hauptsächlich an den Atlantikküsten von Frankreich bis Portugal und in Nordafrika überwintern, ziehen Knutt, Regenbrachvogel und Seeschwalben weiter, teilweise bis an die Küsten West- und Südafrikas. Den weitesten Zugweg aller Vogelarten im <strong>Wattenmeer</strong> nimmt die Küstenseeschwalbe auf sich. Aus ihren Brutgebieten an den arktischen und mitteleuropäischen Küsten und natürlich auch aus dem <strong>Wattenmeer</strong> selbst zieht sie im Winterhalbjahr bis an den antarktischen Eisrand. Getrennte Brutpopulationen einiger Arten nutzen auch unterschiedliche Rast- und Überwinterungsgebiete. Eine Brutpopulation besteht aus einer Gruppe von Tieren einer Art, die über mehrere Generationen ein bestimmtes Brutgebiet aufsucht, das von anderen Brutgebieten deutlich getrennt ist. Beispielsweise überwintern die in Nordsibirien brütenden Knutts an den Küsten West- und Südafrikas, während die in Grönland und Nordostkanada brütenden in Westeuropa bleiben. Auch wenn beide Populationen das <strong>Wattenmeer</strong> aufsuchen, so vermischen sie sich nicht, weil sie sich stetig "verpassen". Sie erreichen und verlassen das gemeinsame Nahrungs- und Rastgebiet zu unterschiedlichen Zeiträumen. <strong>Nationalpark</strong>-<strong>Atlas</strong> <strong>Hamburgisches</strong> <strong>Wattenmeer</strong> Internationale Vogelzählungen im <strong>Wattenmeer</strong> Durch gleichzeitige Zählungen, den sogenannten Synchronzählungen, in Dänemark, Deutschland und den Niederlanden wird seit 1980 der Gesamtbestand an Vögeln im <strong>Wattenmeer</strong> systematisch erfasst und der Zustand der einzelnen Artenbestände bewertet. Die bisherigen Untersuchungen haben gezeigt, dass insgesamt etwa 10-12 Millionen Vögel im Laufe ihres Jahreszykluses das Gebiet des <strong>Wattenmeer</strong>es auf die eine oder andere Weise besuchen und nutzen. Zu ihnen gehören rund 2-2,5 Mio. Gänse und Enten, 6-7 Mio. Watvögel sowie 2-2,5 Mio. Möwen und Seeschwalben. Am häufigsten kommen die Alpenstrandläufer (1,2 Mio.), Austernfischer (739.000), Knutts (433.000) ins <strong>Wattenmeer</strong>, aber auch von Silbermöwen, Pfuhlschnepfen und Pfeifenten können ebenfalls noch mehr als 300.000 Individuen im <strong>Wattenmeer</strong> erfasst werden. Trotz sehr sorgfältig organisierter und ausgeführter Beobachtungen können bei den internationalen Vogelzählungen doch einige Vogelarten nicht erschöpfend erfasst werden. So ist z.B. zu vermuten, dass weitaus mehr Möwen und Seeschwalben anwesend gewesen sind, da sie auf hoher See fressen oder häufig zwischen Binnenland und <strong>Wattenmeer</strong> wechseln. Wiesenbrüter wie Kiebitz, Kampfläufer oder Goldregenpfeifer halten sich in höheren Zahlen in den angrenzenden Marschen auf, so dass die Zählmenge aller Wahrscheinlichkeit nach geringer ist als der tatsächliche Bestand. Verteilung in Raum und Zeit: ein stetiges Kommen und Gehen Die meisten Arten erscheinen fast überall im <strong>Wattenmeer</strong>, dennoch kann man je nach Art ein unterschiedliches räumliches und zeitliches Verteilungsmuster erkennen, das von verschiedenen Faktoren bestimmt wird. Einige Arten suchen traditionell jedes Jahr dieselben Rastplätze auf (Ringelgans, Nonnengans), andere konzentrieren sich in großen Schwärmen dort, wo derzeitig die Nahrungsgründe am ergiebigsten sind (Knutt). Die höchsten Watvogelzahlen werden im Herbst mit ca. 2-2,6 Mio. Tieren erreicht, wenn Alpenstrandläufer und Austernfischer sowie zahlreiche Gänse-, Enten- und Möwenarten gleichzeitig einfallen. In milden Wintern bleiben immerhin etwa 1 Million Watvögel im <strong>Wattenmeer</strong>. In kalten Wintern weichen die meisten von ihnen jedoch zumindest zeitweilig in den relativ milden niederländischen Teil des <strong>Wattenmeer</strong>es oder die südlich angrenzenden Küstenabschnitte aus. Im Frühjahr konzentrieren sich viele arktische Watvögel und Gänse im nordöstlichen Teil des <strong>Wattenmeer</strong>es. Die höchsten Dichten von Alpenstrandläufern werden beispielsweise in dänischen und schleswig-holsteinischen Gebieten erreicht. Mausernde Brandenten und Eiderenten erlangen die höchsten Konzentrationen im deutschen <strong>Wattenmeer</strong>. Neben Tradition, Klima, Nahrungsverfügbarkeit und Störungsarmut kann auch direkte Verfolgung zum Verteilungsmuster beitragen. Dies zeigt die Verteilung des Großen Brachvogel, der in Dänemark noch bis 1993 bejagt wurde und daher das dänische <strong>Wattenmeer</strong> fast vollständig mied. Funktionen des <strong>Wattenmeer</strong>es für die Vogelwelt Aufgrund ihrer speziellen Lebensweisen und Zugstrategien nutzen die verschiedenen Arten das <strong>Wattenmeer</strong> zu unterschiedlichen Zeiten und auf unterschiedliche Weise. Daher durchlaufen sie im <strong>Wattenmeer</strong> auch verschiedene Lebensabschnitte. Einige Arten (Austernfischer, Großer Brachvogel) verbleiben zu einem großen Teil im Winter (Überwinterer). Die meisten Arten sind jedoch echte Durchzügler, die lediglich während des Frühjahrs und Herbstes im <strong>Wattenmeer</strong> erscheinen. Kurzfristige Duchzügler, in der Regel extreme Langstreckenzieher, die in den arktischen Gebieten brüten und im tropischen Afrika überwintern, bleiben nur für wenige Wochen. Sie fressen sich im nahrungsreichen <strong>Wattenmeer</strong> die notwendigen Fettreserven für ihren Weiterzug in ihre Brutgebiete an und nutzen das <strong>Wattenmeer</strong> quasi als "Tankstelle". Besonders große Konzentrationen zeigt der Knutt, der bei einem Watt-Stopp von nur 3 Wochen im Mittel 50% seines Körpergewichts zulegt. Andere Arten verbleiben während einer oder beider Zugperioden über längere Zeit im <strong>Wattenmeer</strong>. Sie nutzen das <strong>Wattenmeer</strong> nicht nur zur Energieaufnahme, sondern zeitgleich auch häufig zur Mauser (Alpenstrandläufer, Kiebitzregenpfeifer). Im Spätsommer/Herbst mausern viele Enten- und Watvögel im <strong>Wattenmeer</strong>. Nahezu die gesamte nordeuropäische Population der Brandente mausert im Bereich der Elbmündung und auch für die Eiderente ist das deutsche <strong>Wattenmeer</strong> der bedeutendste Mauserplatz. Darüber hinaus stellt das <strong>Wattenmeer</strong> auch für viele Vogelarten wie z.B. Säbelschnäbler, Rotschenkel sowie die Brand- und Zwergseeschwalbe ein ungemein bedeutsames Brutgebiet dar. Ohne das <strong>Wattenmeer</strong> wäre der Bruterfolg dieser Arten langfristig nicht gesichert.