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das argument - Berliner Institut für kritische Theorie eV

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290 Besprechungen<br />

nen wie der sozialen Arbeit und Erziehung im besonderen ab« (15). Und sofern in einer<br />

kapitalistischen Gesellschaft die Reproduktion der lohnabhängigen Klasse über<br />

die Auf teilung des gesellschaftlichen Neuprodukts in Mehrwert und Lohn geregelt<br />

wird, wird in D.s <strong>Theorie</strong> auch der Begriff des Lohnes bzw. der Reproduktionskosten<br />

der \'V' are Arbeitskraft zur zentralen Kategorie.<br />

Das besondere Verdienst der Arbeit D. s - soviel sei als generelle positive Einschätzung<br />

vorweg gesagt - liegt in der präzisen Orientierung seines Grundrisses an der<br />

Marxschen Lohntheorie sowie der systematischen Entialtung der aus den - im gesamtgesellschaftlichen<br />

?vlaßstab betrachteten - Reproduktionserfordernissen der Arbeitskraft<br />

notwendig entstehenden sozialpolitischen Handlungsformen bis hin zur<br />

Sozialarbeit/Sozialpädagogik. Der Grundriß geht damit über alle anderen reproduktionstheoretischen<br />

Bestimmungsversuche weit hinaus und steckt - soweit ich seheerstmals<br />

alle wesentlichen Dimensionen seines Gegenstandsbereiches ab.<br />

Der Grundriß beginnt mit einer Erörterung über Armut als sozialen Sachverhalt,<br />

der in der kapitalistischen Klassengesellschaft die »Herausbildung zielgerichteter [sozialpolitischer]<br />

Interventionen in den Bereich der Reproduktion der Arbeitskraft«<br />

(31) erforderlich macht. Armut wird als gesetzmäßig auftretender Zustand dargestellt.<br />

in den im Kapitalismus beständig Teile der Lohnabhängigen dadurch versetzt<br />

werden, daß sie in die industrielle Reservearmee abgedrängt werden. Er bewirkt, daß<br />

diese Lohnabhängigengruppen nicht mehr an der "durchschnittlichen Nettoentlohnung«<br />

, an dem "durchschnittlichen Anteil an der staatlich organisierten Versorgung«<br />

sowie an der "durchschnittlichen Beteiligung an den politisch-sozialen Entwicklungen<br />

und Auseinandersetzungen" ihrer Klasse teilhaben (22). D. bezeichnet diesen Zustand<br />

auch als Deklassierung - ein Begriff, der allerdings mißverständlich ist, weil er<br />

die Vorstellung nahelegt, diese Gruppen gehörten nicht länger der Arbeiterklasse an.<br />

In Armut finden sich Lohnabhängige nach D. also dann, wenn ihr individuelles Einkommen<br />

und ihr Anteil an den staatlich organisierten Lohnbestandteilen die durchschnittlichen<br />

Reproduktionskosten der Arbeitskraft nicht erreichen, unter den Wert<br />

der Arbeitskraft sinken. Da <strong>das</strong> Profitprinzip mit der Tendenz verknüpft ist, den gesamtgesellschaftlichen<br />

Reproduktionsfond unter den \Xiert der Arbeitskraft zu senken,<br />

existieren in kapitalistischen Gesellschaftssystemen beständig Gruppen der Arbeiterklasse<br />

in Armut, ja fallen die ihnen zu Gebote stehenden Mittel und Leistungen<br />

zum Teil sogar unter <strong>das</strong> Existenzminimum - wobei mit Existenzminimum der Teil<br />

der Reproduktionskosten gemeint ist, der den physisch unentbehrlichen Lebensmitteln<br />

entspricht, eine Reproduktion nur in mangelhafter Form gewährt. - Den Erörterungen<br />

über Armut im Kapitalismus schließen sich überlegungen an, in denen der<br />

Herausbildung des üblicherweise so bezeichneten "Systems sozialer Sicherung«<br />

nachgegangen wird, also der Entstehung und Entwicklung eines Teilbereichs der vom<br />

kapitalistischen Staat in der Hauptsache <strong>für</strong> die Arbeitskraft organisierten Reproduktionsleistungen.<br />

Staatliche Sozialpolitik in ihrer Gesamtheit - und damit auch <strong>das</strong> spezifische<br />

System sozialer Sicherung, dem D. die soziale Arbeit und Erziehung zurechnet<br />

- wird nach D. unausweichliches Erfordernis, als sich herausstellt, daß die "priyatkapitalistische<br />

Variante sozialer Leistungen« (57) die·yom Kapital beständig verursachte<br />

»!v1angelhaftigkeit der Reproduktionsmittel und Reproduktionsleistungen« (58)<br />

nicht beheben kann. Damit die <strong>für</strong> den Bestand und die Fortentwicklung der kapitalistischen<br />

Wirtschaftsweise notwendige erweiterte Reproduktion der Ware Arbeitskraft<br />

einigermaßen gewährleistet werde, mußte der Staat kollektiv diese erforderlichen<br />

Reproduktionseinrichtungen bereitstellen. Hierzu mußte und muß die Arbeiterklasse<br />

selbst durch harte und langwierige Kämpfe beitragen. Doch können - wie<br />

aus der Tatsache dieser Kämpfe schon ersichtlich wird - nach D. durch die Organisation<br />

und Bereitstellung der sozialpolitischen Leistungen des Staates die systemimma-

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