das argument - Berliner Institut für kritische Theorie eV
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Theologie der Befreiung - Christentum oder Marxismus? 193<br />
lernen, alle Hilfsmittel zu nützen, bevor er an die Grenze der Gewalt gelangt, einer<br />
Grenze, die immer problematisch bleibt.<br />
Die Theologie der Befreiung weiß durchaus, daß ihre Begegnung mit dem Marxismus<br />
nicht einen leichtfertigen Kompromiß zwischen zwei in der Tradition diametral<br />
entgegenstehenden Ideologien bedeuten kann. Auf dem theoretischen Niveau präsentiert<br />
sich <strong>das</strong> Problem der Marxschen materialistischen Kritik an der Religion, die<br />
notwendigerweise zum Atheismus zu führen scheint. Selbst wenn man zeigen könnte,<br />
daß die Marxsche Religionskritik über die Kritik an gewissen Manifestationen der Religion<br />
hinausgeht, die im feudalismus, im Kapitalismus und noch heute eine ideologische<br />
Legitimation der Gewalt darstellen, dann müßte man darüber hinaus noch zeigen,<br />
daß jede Verbindung mit dem Marxismus auf der Ebene der Politik und jeglicher<br />
Gebrauch seiner Elemente zur ,,-'issenschaftlichen Analyse notwendig und ausdrücklich<br />
eine Lcugnung Gottes beinhaltet. Dieses Problem ist theoretischer Natur, was<br />
nicht heißen soll, daß es ohne Interesse sei. Aber man müßte es von einer mehr historischen<br />
als dogmatischen Perspektive her angehen. Die Geschichte könnte ja zeigen,<br />
daß gewisse Verwirklichungen des Marxismus eine fundamentale öffnung der Geschichte<br />
zulassen, in dem ein Christ den ursprünglichen Sinn menschlicher Werte begründen<br />
könnte. Dies würde bedeuten, daß <strong>das</strong> Christentum sich nicht von vornherein<br />
der Möglichkeit \'erschließt, daß im Sozialismus seine \'\, erte eine größere Bestätigung<br />
und Konsistenz erfahren, wenn sie in einer solchen Gesellschaft verwirklicht<br />
werden können. Aus dieser Perspektive heraus hat die Theologie der Befreiung um so<br />
deutlicher die faktische Negation der christlichen Werte im Kapitalismus zeigen können,<br />
und zwar als explizite Negation in den abhängigen Diktaturen bzw. als materialistisch-funktionaler<br />
Individualismus in der Konsumgesellschaft. Die Ideologie der restringierten<br />
Demokratien des abhängigen Kapitalismus ist des materialistischen<br />
Atheismus wenigstens ebenso verdächtig, wie es der historische :\1.aterialismus <strong>für</strong><br />
seine Kritiker ist. ( ... )<br />
Argument 53: B. Schüngel: Abhängigkeit von den Rohstoffen der Dritten Welt (11);<br />
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Argument 59: Kämpfe in den afrikanischen "Provinzen« Portugals; H. Adam: Einheimischer<br />
Kolonialismus: der Fall Südafrika; B. Tibi: "Konstitutioneller Sozialismus«<br />
in Tunesien: G. Grohs: <strong>Theorie</strong>n der Revolution in der Dritten Welt (im Son<br />
derverkauf nur 4,- DM)<br />
Argument 79: J. Moebus: Entwicklung des Verwertungsstandpunktes bei Kolumbus;<br />
B. Johansen: Religiöse Traditionen und koloniale Struktur; D. Ernst: Entwicklung<br />
durch importsubstituierende Industrialisierung?; Evers/Wogau: Lateinamerikanische<br />
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