das argument - Berliner Institut für kritische Theorie eV
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Typen kolonialer Produktionsweise 201<br />
Rekrutierungsagenturen benutzt (und bezahlt), oder dadurch, daß man ihnen nach<br />
Art der »indirect rule« Positionen verschafft, die es ihnen erlauben, auch von den industriellen<br />
Löhnen ihrer Untertanen Teile anzueignen. Nichtsdestotrotz wird hierdurch<br />
die traditionelle Grundlage ihrer Herrschaft allmählich untergraben, so daß sie<br />
immer stärker zu einer Art von reaktionären Antikapitalismus tendieren werden - der<br />
ideologisch durch jede faschistische Bewegung ausgenützt werden kann (obwohl natürlich<br />
kein faschistisches System jemals den Kapitalismus abgeschafft hat; abgeschafft<br />
werden nur die bürgerlichen Freiheitsrechte). Außerdem wird hier (wie auch<br />
in Typ F, aber nicht in A, B, C) die Einheit von kapitalistischem und "traditionellem«<br />
Sektor nur so lange anhalten, wie die Subsistenzreproduktion im »traditionellen« Sektor<br />
wenigstens soweit funktioniert, daß dieser Sektor <strong>für</strong> die Reproduktion der zukünftigen<br />
Arbeitskraft und die Versorgung der Arbeiter in Zeiten der Nichtbeschäftigung<br />
Sorge tragen kann - und dies wird durch zu starke Ausweitung der Emigration<br />
gefährdet. Aber in Typ D und E umschließt die Kategorie »Subsistenzreproduktion«<br />
auch die Reproduktion einer Klasse surplusaneignender Nichtarbeiter , so daß hier der<br />
Wendepunkt wahrscheinlich früher erreicht wird. Der einzige weitere bedeutsame<br />
Unterschied zwischen Typ D und E einerseits, F andererseits ist, daß in F den unmittelbaren<br />
Produzenten <strong>das</strong> Kapital als einziger Gegner gegenübersteht, so daß hier die<br />
Fronten klarer und die Organisationsmöglichkeiten besser sind.<br />
Kommen wir nun zum letzten noch verbliebenen Fall, Typ C in unserer Tabelle<br />
(also z. B. dem Fall der Cash Crop Production <strong>für</strong> den Weltmarkt in traditionell klassenlosen<br />
Gesellschaften). Auch hier ist <strong>das</strong> internationale Kapital der einzige Gegner<br />
und als solcher leicht zu identifizieren. Aber hier sind die unmittelbaren Produzenten<br />
nicht Proletarier, die ihre Arbeitskraft verkaufen, sondern Produktionsmittel-Eigentümer,<br />
welche materielle Güter als \'Vare verkaufen. Und sie werden nicht im Produktionsprozeß<br />
ausgebeutet, sondern allenfalls im Zirkulationsprozeß durch die internationalen<br />
Monopole ausgeplündert. Daher ist ihr Interesse nicht - wie <strong>das</strong> der unmittelbaren<br />
Produzenten in allen anderen Fällen von Abis F - auf die Expropriation der<br />
Eigentümer der wichtigsten Produktionsmittel gerichtet, sondern auf eine Verbesserung<br />
der terms (lf trade - "'as man z. B. durch Vereinheitlichung der Angebotsseite<br />
mittels nationaler (oder gar übernationaler) Vermarktungsorganisationen zu erreichen<br />
suchen könnte. Bezüglich dieses Punktes existieren kaum Interessengegensätze<br />
7wischen Kleinbauern, kapitalistischen Farmern und selbst Typ-B-Landlords - obwohl<br />
alle derartigen Arrangements den großen Eigentümern mehr Vorteile zu bringen<br />
pflegen, als den kleinen. Ernsthafte Interessengegensätze z,,'ischen bei den erwachsen<br />
hier nur daraus, da!\ die - durch den ungleichen Tausch \'erringerten - Profite der ersteren<br />
durch die Aneignung fremder Arbeit, die der letzteren durch eigene Arbeit zustande<br />
kommen. Es besteht allenfalls ein ambivalentes Interesse des Kapiuls an der<br />
Erhaltung des (klassenlosen) Status quo in "traditionellen« Sektoren dieses Tvps, ?umai<br />
sich don immer wieder spontan kapitdlistische Tendenzen durchzusetzen pflegen.<br />
\löglichen"eise sind die \lonopolprofitc in dem Fall der kbsscnlosen Kleinbauerngesclb:haft<br />
noch höher. da hier die Angebotsseite noch stärker zersplittert ist; andererseits<br />
sind im Fall der kapitalistischen (und Tvp B) Landwinsclutt die Produktionskosten<br />
im Durchschnitt niedriger, so dag die Unterstützung kapitalistischer<br />
Tendenzen <strong>für</strong> <strong>das</strong> internationale Kapital dennoch profitabler werden kann. Und<br />
schließlich könnte es u. U. sogar am meisten dadurch profitieren, daß es eIgene