das argument - Berliner Institut für kritische Theorie eV
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256 Kongreßankündigungen und -berichte<br />
a) Das abgetrennte Plutonium läßt sich in die bestehenden Leichtwasserreaktoren<br />
(LWR) rückführen. Die Energieausbeute des Urans kann so um ca. 30% gesteigert<br />
werden. Die knappen Uranvorräte werden geschont. Die Abhängigkeit von<br />
Uran-Einfuhren sinkt.<br />
b) Plutonium kann als Brennstoff in Schnellen Brutreaktoren eingesetzt werden.<br />
Diese erzeugen neben Energie wenigstens ebensoviel spaltbares Material (Plutonium),<br />
wie bei der Spaltung verbraucht wird. Die W AA als Plutoniumfabrik eröffnet<br />
damit den Zugang zu einem sehr langfristig sicheren Energieerzeugungssystem.<br />
c) Die Abtrennung des Plutoniums in der W AA und sein erneuter Einsatz in L WR<br />
(oder Brütern) vermindert <strong>das</strong> Potential hochradioaktiver Abfälle, <strong>das</strong> in Endlager<br />
einzubringen ist. Solange <strong>das</strong> Plutonium nur in L WR rückgeführt wird, würde die<br />
im Land vorhandene Plutoniummenge in engen Grenzen gehalten.<br />
Diesen energiewirtschaftlichen und ökologischen Vorteilen der Entsorgungsstrategie<br />
mit Wiederaufarbeitung steht jedoch eine Reihe offensichtlicher Nachteile gegenüber.<br />
In den Referaten und Diskussionsbeiträgen wurde vor allem auf zwei Probleme<br />
hingewiesen:<br />
a) Die Wiederaufarbeitung abgebrannter Kernbrennstäbe in großem Maßstabe ist<br />
eine wenig erprobte Technologie. Ihre Ausreifung benötigt Zeit. Angesichts des<br />
ständig wachsenden Anfalls an abgebrannten Kernbrennstoffen, ist die Lösung des<br />
Lagerproblems vordringlich. Die Kopplung der Endlagerung an die Entwicklung<br />
der Wiederaufarbeitungstechnologie birgt die Gefahr unabsehbarer und nicht zu<br />
verantwortender Verzögerungen der gesamten Entsorgung in sich.<br />
b) Mit der Plutoniumgewinnung in der W AA wird ein wichtiger Schritt in Richtung<br />
auf die Plutoniumwirtschaft getan, die die Gefahr kriegerischen Mißbrauchs der<br />
Kernenergie erhöht. Trotz staatlicher Beteuerungen, daß mit der Entscheidung<br />
über die WAA keine Entscheidung über den Brütereinsatz getroffen werde, ist zu<br />
be<strong>für</strong>chten, daß sich die industriellen Interessen an einer kommerziellen Nutzung<br />
des Brüters bei Existenz der Anlage erheblich leichter durchsetzen können.<br />
Als Alternative zum integrierten Entsorgungskonzept wurde die rückhalbare<br />
»Endlagerung« ohne Wiederaufarbeitung diskutiert, die vor allem in den USA entwickelt<br />
wurde und technisch als machbar gilt. Sie hat den Vorteil, daß die dringliche<br />
Entsorgung der Atomkraftwerke nicht von der Entwicklung der ökologisch- und sicherheitspolitisch<br />
fragwürdigen Wiederaufarbeitungstechnologie abhängig ist. Die<br />
Rückholbarkeit der gelagerten Brennstäbe bietet die Möglichkeit, die Entwicklung alternativer<br />
Entsorgungskonzepte ohne den derzeit bestehenden Zeitdruck voranzutreiben.<br />
Suboptimale Varianten sind eher vermeidbar.<br />
Einen weiteren Schwerpunkt der Diskussion bildeten die Arbeitsbedingungen in<br />
kerntechnischen Anlagen, speziell in der W AA. Wie ausländische Erfahrungen zeigen,<br />
besteht hier die Gefahr, die Arbeiter durch Schutzbestimmungen so zu belasten,<br />
daß sie bei der Bedienung und Erstellung von Anlagen überfordert sind. Unfälle aufgrund<br />
»menschlichen Versagens« sind die mögliche Folge. »Besser ist es, den Arbeitnehmer<br />
nicht nur durch Drillen und Trainieren an die Anforderungen der Maschinen<br />
anzupassen, sondern durch Konstruktion und Arbeitsorganisation zu verhindern,<br />
daß die Einwirkung auf den Menschen dem menschlichen Verhalten widerspricht.<br />
Hier muß nicht der Mensch der Maschine, sondern die Maschine an den Menschen<br />
angepaßt werden« (Bericht der AG 1). Voraussetzung hier<strong>für</strong> ist neben einer verbesserten<br />
Ausbildung des Personals vor allem eine umfassende Mitbestimmung, die bereits<br />
bei der Planung der Anlagen einsetzt und alle Fragen des Strahlenschutzes einschließt.<br />
In Anbetracht der großen Tragweite des Entsorgungsproblems und der Vielzahl