das argument - Berliner Institut für kritische Theorie eV
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244 Karl-Heinz Götze<br />
anachronistische Form der Kritik denn als Objekt von Häme, wenn diese sich hier<br />
auch wohlfeil anbringen ließe.<br />
Kritik hat die Information über den kritisierten Gegenstand zur elementaren Voraussetzung.<br />
Besprechungen und Rezensionen können nicht davon ausgehen, daß die<br />
Leser alle besprochenen Texte kennen. Ihre erste Funktion ist die Mitteilung, daß da<br />
und dort zu diesem und jenem Thema Wissen zur Verfügung steht. Der Rezensent,<br />
der nicht angibt, wer im kritisierten Text mit welchen Kernthesen und welchen Resultaten<br />
über was schreibt, düpiert seine Leser gleich doppelt: Er macht seine eigenen<br />
Urteile ad hoc unüberprüfbar und er vorenthält Wissen. Ca. die Hälfte der Besprechungen<br />
vonArgument-Aufsätzen im Jg. 1978 der »Beiträge« enthalten elementarste<br />
Informationen vor. Von Holzkamps Text in Argument 103 »Kann es im Rahmen der<br />
marxistischen <strong>Theorie</strong> eine Kritische Psychologie geben«? erfährt der »Beiträge«-Leser<br />
z. B. weder den Titel, noch die Kernthesen (»Beiträge« 1/78, S. 151 f.). Am fehlenden<br />
Platz kann <strong>das</strong> nicht liegen, steht der doch zur Verfügung <strong>für</strong> schülerzeitungsartige<br />
Einleitungssätze wie: »Holzkamp ist in der No. 103 wieder als Projektschmied<br />
unterwegs« .<br />
Man braucht nicht einmal umzublättern, um weitere Beispiele <strong>für</strong> diese Form von<br />
»Kritik« zu finden. Der Titel und wichtige Problemstellungen des Aufsatzes von<br />
Abendroth in Argument 104 werden genannt, aber auch hier erfolgt in wichtigen Fragen<br />
Kritik, ohne daß über die Position des Kritisierten berichtet worden wäre:<br />
»Zur Frage: wird sich die DKP zur stärksten Kraft außerhalb der SPD entwickeln können<br />
(gemeint ist natürlich: stärksten sozialistischen Kraft, K.H.G.) oder muß es als Zwischenform<br />
eine sozialistische Sammlungspartei der ,nicht-kommunistischen< Sozialisten geben,<br />
kann Abendroth wenig beitragen, nicht zuletzt, weil seine Erklärung <strong>für</strong> die Anpassung<br />
von SPD und Industriegewerkschaften an die Ideologie der CDU äußerst fragwürdig bleiben.